Eklat um Stürmer Carlos Tévez:"Carlos hat sich geweigert zu spielen"

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Die verdiente Niederlage beim FC Bayern räumte ManCity-Trainer Roberto Mancini schnell ein. Ärger bereitete dem Italiener jedoch das Verhalten seines Stürmer-Protzes Carlos Tévez: Der verweigerte offenbar seine Einwechslung - und hat bei Manchester City deshalb keine Zukunft mehr.

Carsten Eberts, Fröttmaning

Die Frage nach Carlos Tevez musste kommen. Der millionenschwere Stürmer-Protz hätte Manchester City schließlich behilflich sein können, das 0:2 am Dienstagabend beim FC Bayern in ein besseres Ergebnis zu wenden - doch der italienische Coach Roberto Mancini beließ Tevez 90 Minuten auf der Bank. Mancini hielt sich auch nicht lange mit Höflichkeiten auf, sondern polterte gleich los. Er hatte schließlich Wissenswertes zu berichten.

Erschüttert und wütend: Roberto Mancini, Trainer von Bayern-Gegner Manchester City. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Denn Mancini wollte den argentinischen Stürmer tatsächlich bringen - doch Tevez wollte nicht. So schilderte es zumindest der Trainer. "Carlos hat sich geweigert, aufs Feld zu gehen", erklärte Mancini in einer Mischung aus echter Verärgerung und Ungläubigkeit. Und fragte provokant hinterher: "Ist so ein Verhalten bei Bayern München, ManU oder Milan denkbar? Ich denke: nein."

Natürlich hätte auch Tevez' Einwechslung an Manchesters Niederlage in München wohl nicht mehr viel geändert. Zu dominant trat der deutsche Rekordmeister in der zweiten Halbzeit auf, zu eindeutig hatten sich die Fußballer von der Insel dazu entschlossen, an diesem Abend lediglich ein Debakel zu verhindern.

Für Mancini hat der Fall Tevez trotzdem Konsequenzen: "Für mich ist das Thema beendet, bei mir wird er nicht mehr spielen." Ob das einer Kündigung für den argentinischen Stürmer gleichkomme, wollten die verdutzten britischen Journalisten noch wissen. Mancini brummte: "Das muss der Vorstand entscheiden."

Es gab schon Zeiten, da hatten sich der neureiche Scheichklub aus Nordengland und der 27-jährige Argentinier ziemlich lieb. Zum Ende der vergangenen Saison etwa, als Tevez den Klub zum FA-Cup-Titel schoss und die Ligasaison mit 21 Treffern als Schützenkönig abschloss. Er war zuvor vom verhassten Stadtrivalen United zu City gewechselt, das allein konnte als Indiz dafür gewertet werden, dass Tevez kein unbedingt einfacher Charakter ist. Es schien jedoch, als hätte Manchini endlich einen Schlüssel gefunden, wie der Argentinier funktioniert.

Doch es gab auch wiederholt Probleme. Im Winter 2010 soll Tevez den Klub schriftlich um die Auflösung seines Vertrages gebeten haben - er wollte ins spanischsprachige Ausland wechseln, aus familiären Gründen. Nachdem ihm ManCity die Freigabe verweigerte, drohte Tevez kurzzeitig gar mit seinem Karriereende, ehe er sich zur Weiterführung seines Engagements entschloss. Im Sommer wollte er dann erneut wechseln - doch der brasilianische Topklub Corinthians Sao Paulo brachte die Ablösesumme nicht auf.

Kurz äußerte sich Tevez am Dienstagabend zu seiner misslungenen Einwechslung. Zunächst mit verblüffenden Worten: "Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um ins Detail zu gehen, aber ich will festhalten, dass ich mich nie geweigert habe zu spielen", sagte Tevez: "Es stimmt, im Sommer wollte ich mal gehen. Jetzt ist meine Familie in England, ich bin glücklich. Aber der Trainer hat mir nie eine Chance gegeben. Ich verdiene es nicht, so behandelt so werden."

Bayern in der Einzelkritik
:Clever, geschmeidig, makaayhaft

Jérôme Boateng grätscht beim 2:0 gegen Manchester City hinten riskant, aber effektiv, Franck Ribéry schnurrt über den Platz wie eine hochtourige Premiummaschine und Mario Gomez glänzt mit zwei wundervollen Abstaubern - und erinnert an einen ganz ausgebufften Stürmer. Die Bayern in der Einzelkritik.

Andreas Burkert, Fröttmaning

Immerhin versuchte Tevez noch eine halbherzige Entschuldigung. "Es gab einige Verwirrung auf der Bank, und ich glaube, dass meine Haltung möglicherweise missverstanden wurde. Ich möchte mich bei allen Fans von Manchester City entschuldigen. Sie verstehen, dass ich, wenn ich auf dem Platz war, immer mein Bestes für den Klub gegeben habe."

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Andreas Burkert, Fröttmaning

Das klang bereits eindeutig nach Abschiedsworten. Dann verließ Tevez das Stadion, begleitet von einem turmhohen und schrankbreiten Bodyguard, der wohl nur eines verhindern sollte: dass sich Tevez an diesem Abend noch um Kopf und Kragen redet.

Zu Mancinis Unglück war der bockige Tevez nicht der einzige Angestellte, über den er sich in München ärgern musste. Eigentlich hätte er gegen die gesamte Mannschaft zürnen können, die zwar 25 Minuten lang sehr ansehnlichen Fußball spielte, die gegen die formidabel auftretenden Bayern dann jedoch unterging.

Doch Mancini hatte sich Dzeko rausgepickt. Der Italiener hatte den früheren Wolfsburger bereits nach 57 Minuten vom Platz geholt, Dzeko trottete missmutig zur Bank, schüttelte den Kopf, machte noch eine abfällige Handbewegung. "Es war das letzte Mal, dass so etwas passiert, dass er mit Kopfschütteln vom Platz geht", sagte Mancini: "Klar darf er enttäuscht sein, vor allem aber sollte er enttäuscht über seine Leistung sein."

Insgesamt deutete Mancini ein Motivationsproblem bei seinen Spielern an. "Im Moment ist Bayern München zu stark für uns", sagte er, "wenn du auf diesem Niveau nicht 90 Minuten läufst, hast du ein Problem." Der Italiener hatte als Trainer bei Inter Mailand große Erfolge. In Manchester merkt er gerade, wie es ist, aus teuren Einzelspielern, die hauptsächlich wegen ihres Marktwerts verpflichtet wurden, ein homogenes Team zu formen.

Seine Profis, abgesehen von Tevez, werteten die Angelegenheit als weniger tragisch. "Wir waren nicht überrascht, wie gut die Bayern waren. Es ist keine Schande, hier zu verlieren", sagte etwa Abwehrspieler Vincent Kompany. Auch die aufkommende Unruhe sah der frühere Hamburger gelassen: "Wir kümmern uns nicht darum, was andere von uns erwarten. Alles, was uns kümmert, sind unsere Fans."

Auch Mancini rang sich noch zu positiven Worten durch. "Wir haben noch eine Chance weiterzukommen", erklärte er: "Es sind noch vier Spiele, es ist noch nichts verloren." Der Rückstand auf den FC Bayern beträgt nach zwei Spieltagen jedoch bereits fünf Punkte. Und auch auf den SSC Neapel, den Zweiten der Gruppe A, sind es schon drei Zähler.

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