Eiskunstlauf:Spanier Fernandez wieder Eiskunstlauf-Weltmeister

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Boston (dpa) - Olympiasieger Yuzuru Hanyu fiel vor seinem Trainingskameraden Javier Fernandez auf die Knie. Der Japaner zollte dem Titelverteidiger bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften eine Menge Respekt.

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Boston (dpa) - Olympiasieger Yuzuru Hanyu fiel vor seinem Trainingskameraden Javier Fernandez auf die Knie. Der Japaner zollte dem Titelverteidiger bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften eine Menge Respekt.

Es war eine außergewöhnliche Leistung, die der Spanier in Boston mit einem fehlerlosen Programm zu Klängen von Frank Sinatra abrief Zwei Tage konnte der viermalige Europameister wegen einer schmerzhaften Fersenverletzung nicht trainieren, dann zwängte er sich in den engen Schlittschuh und wuchs über sich hinaus.

„Ja, wie soll ich das erklären? Manchmal ist man einfach stark und merkt den Schmerz nicht“, sagte der 24-Jährige, nachdem er den Rivalen und haushohen Favoriten mit 314,93 zu 295,17 Punkten klar geschlagen hatte. Dabei war Hanyu mit zwölf Zählern Vorsprung in die Kür gegangen. Er stürzte und leistete sich mehrere Wackler - die 4000 Japaner unter den 17 000 Zuschauern im ausverkauften TD Garden waren geschockt.

Hanyus Vortrag zu Chopins Ballade Nummer 1 war lange nicht so flüssig wie seine außerordentlichen Programme in der Grand-Prix-Serie, als er den Weltrekord auf 330,43 Zähler hochgeschraubt hatte. Schon den ersten vierfachen Salchow musste er mit der Hand abfangen, beim zweiten stürzte er gar und konnte keinen Sprung heranhängen. Weil man ein Element nur in Kombination springen darf, bekam der Asiate dafür keine Punkte. Trotzdem gab es für keinen anderen so viele Blumen und Stofftiere auf der Eisbahn. Doch Hanyu war untröstlich. Trainer Brian Orser musste ihn an der Bande kräftig in den Arm nehmen.

Der Kanadier fieberte nur Minuten später mit Fernandez - beide Topleute trainieren bei dem Weltmeister von 1987 im Toronto Cricket Club. Der Südeuropäer war die ganze Saison nicht so richtig gut drauf - zum Saisonabschluss in der Ostküstenstadt erwischte er aber eine Sternstunde. Drei vierfache Elemente klappten einwandfrei, dazu waren die schwierigen Kombinationen blitzsauber und die Schrittfolgen klappten.

Das faire Publikum feierte den Spanier. „Es ist nicht so leicht, einen Titel zu verteidigen“, sagte der Sprungkünstler aus Madrid. Einige Verletzungen hätten ihm den Winter über zu schaffen gemacht. „Ich wusste, wenn ich gewinnen will, muss ich ganz sauber laufen“, ergänzte Fernandez. Die Hälfte seiner Medaille gehöre Orser.

Er motiviere ihn so stark in der täglichen Arbeit, die Konkurrenzsituation mit Hanyu pushe ihn dazu. „Es tut uns allen gut, zusammen zu sein.“ Fernandez ist trotz seiner Titel bodenständig geblieben, in Spanien ist er äußerst beliebt. Den Bekanntheitsgrad eines Fußballers wird er in seiner Heimat jedoch nie erreichen.

Hanyu wird in der Eislauf-Szene dagegen mit Argwohn betrachtet. Als er im Training mit Denis Ten aus Kasachstan fast zusammenstieß, beschuldigte er ihn der Absicht. Es fielen keine netten Worte. Der Vorfall wurde in der japanischen Presse sehr hochgespielt. Hanyu ist seit seinem Sieg in Sotschi 2014 ein Star und verdient Millionen. Viele werfen ihm seitdem Arroganz vor. Der Dämpfer käme zur rechten Zeit, sagen Kritiker.

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