Eiskunstlauf:Savchenko als älteste Starterin mit Spaß bei WM

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Boston (dpa) - Morgens früh um zehn zaubert Aljona Savchenko die dreifachen Toeloops und Salchows auf das Eis im TD Garden von Boston. Bruno Massot wirft sie hoch in die Luft - scheinbar mühelos federt die fünfmalige Paarlauf-Weltmeisterin den Aufprall tief in den Knien ab.

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Boston (dpa) - Morgens früh um zehn zaubert Aljona Savchenko die dreifachen Toeloops und Salchows auf das Eis im TD Garden von Boston. Bruno Massot wirft sie hoch in die Luft - scheinbar mühelos federt die fünfmalige Paarlauf-Weltmeisterin den Aufprall tief in den Knien ab.

Mit 32 Jahren ist sie die älteste Eiskunstläuferin bei der WM - für ihren Körper scheinen die normalen Grenzen nicht zu gelten. „Ich fühle mich nicht alt, ich bin erfahrener“, sagt Savchenko und lacht.

Sie sei schon immer eine Spätstarterin gewesen, erzählt sie nach ausgiebigen Dehnübungen bei einem heißen Getränk in der imposanten Arena. „Ich habe noch immer eine Gänsehaut, wenn ich in so eine Halle komme, da ist es egal, wie viele Medaillen ich schon habe. Alles ist neu.“ 17 000 Zuschauer fasst die Halle, zum Paarlauf-Finale am Samstag ist sie ausverkauft. Das ist der Nervenkitzel, der Savchenko antreibt. Nach elf Jahren auf Top-Niveau mit Robin Szolkowy und zweimal Olympia-Bronze strebt sie mit dem 27 Jahre alten Franzosen Massot bei den Winterspielen in Südkorea in zwei Jahren Gold an.

Die Konkurrenten werden jünger und vielseitiger, doch das ficht sie nicht an: „Es ist mir egal, was die Konkurrenz denkt und macht, ich denke nur an meine Geschichte.“ Und die ist auf dem Eis noch nicht fertiggeschrieben. „Ich gönne ihr das von Herzen. Wenn jemand so brennt, dann wünsche ich ihr, dass es sich erfüllt. Ich wünsche ihr allen Erfolg“, sagte Katarina Witt der Deutschen Presse-Agentur. Ähnlich wie bei der zweimaligen Olympiasiegerin stehen die Karriere-Ziele bei Savchenko ganz oben - dann kommt lange nichts.

Mit dem neuen Projekt in Oberstdorf hat sich die gebürtige Ukrainerin, die vor zehn Jahren Deutsche wurde, nach außen ziemlich verändert. Sie scherzt vor dem Einlaufen mit Konkurrentinnen, flirtet kurz mit Trainer Alexander König und weiß im Hintergrund immer ihren acht Jahre jüngeren Verlobten Liam Cross an ihrer Seite. „Nur Männer um mich. Das ist schon schön“, scherzt sie. Das hatte sie schon in Chemnitz unter Coach Ingo Steuer - doch da hielt sich der Spaß in Grenzen.

„Sie kommt anders rüber mit Bruno“, betont Nachfolger König. Und der Franzose, an Savchenkos Seite ein ehrgeiziger Lernender, sagt über die von Preisrichtern und Zuschauern geschätzte Paarläuferin: „Das Alter auf dem Papier von Aljona glaube ich nicht, es ist nicht wichtig.“ Savchenko ist die heimliche Chefin, aber sie nimmt auch Tipps des neuen Mannes an ihrer Seite an. Dank seiner Hilfe springt sie in der ersten gemeinsamen Saison den Salchow ohne Probleme - das konnte sie jahrelang nicht.

„Aljona ist privat sehr glücklich, sie hat ihre innere Haltung völlig verändert und strahlt Lauffreude aus“, meint Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Mit der neuen Umgebung kommen Wesenszüge zum Vorschein, die sie sonst nur im Privaten zeigt. So wie in der Verbundenheit zu ihrer Familie in der Ukraine. Ihre Eltern - der Vater war ein erfolgreicher Gewichtheber, ihre Mutter eine Lehrerin - und ihre drei Brüder unterstützen sie bedingungslos.

So wohl, wie sich die viermalige Europameisterin derzeit fühlt, mag sie nicht an ein Ende ihrer Laufbahn denken. Tatsächlich deutete die zierliche, aber toughe Sportlerin im kleinen Kreis auch schon an, dass 2018 nicht definitiv Schluss sein muss. Vorbild ist die erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin: „Wenn Claudia Pechstein mit 44 noch läuft - wer weiß, wie lange ich noch dabei bin“, witzelte Savchenko nun in Boston.

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