Eishockey-WM:Deutschlands wichtigster Spieler fällt aus

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Ging nach dem 0:1 vom Eis: Deutschlands Torwart Thomas Greiss (M.). (Foto: dpa)
  • Die Eishockey-Nationalmannschaft besiegt die Slowakei mit 3:2 (0:1, 2:1, 0:0, 0:0, 1:0) nach Penaltyschießen.
  • Torhüter Thomas Greiss wechselt sich nach nur zehn Minuten verletzt selbst aus.
  • Ein längerer Ausfall des deutschen Keepers könnte die Kadersituation weiter verkomplizieren.

Von Daniel Timm

Für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft war dieses Spiel eine neue Erfahrung, und es endete mit Euphorie, aber auch mit Sorgen. Überraschend hatte das DEB-Team ja zum Auftakt der Heim-WM gegen die USA gewonnen, und deutlich weniger überraschend hatten die Deutschen gegen Schweden und Russland verloren. In jedem der drei Spiele war der Gegner Favorit gewesen, aber nun traf das Team auf einen machbaren Gegner: auf die Slowakei. Und nach dem 3:2-Sieg kann man sagen: Die deutsche Mannschaft wurde ihrer Rolle als Favorit gerecht, sie kann auf den Einzug ins Viertelfinale hoffen. Aber sie muss nun auch um ihren Torwart bangen.

Thomas Greiss, 31, war in den ersten Spielen der WM so etwas gewesen wie die Lebensversicherung der Deutschen, er hatte meist irgendwas zwischen gut und überragend gehalten. Auch gegen die Slowakei wurde er zur Hauptfigur, allerdings nicht so, wie er sich das vorgestellt haben wird. Schon nach zehn Minuten kassierte er ein unglückliches Gegentor. Tomas Matousek schoss einen Abpraller aufs Tor, direkt aus der Luft, und von Greiss' Schonern sprang der Puck über die Linie. Greiss, der den vorangegangenen Schuss aus spitzem Winkel noch parierte, fuhr zur deutschen Bank und verließ nach kurzer Rücksprache mit Bundestrainer Marco Sturm das Eis, um für Ersatztorwart Danny aus den Birken (EHC München) Platz zu machen. Und er kam nicht wieder.

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Gegen die Slowakei holt das deutsche Eishockey-Team einen 0:2-Rückstand auf und gewinnt schließlich im Penaltyschießen. Das Viertelfinale der WM ist greifbar.

Greiss habe "eine Oberkörperverletzung. Er hatte vorher schon Probleme und gesagt, dass es nicht mehr geht", erklärte Sturm die Auswechslung nach dem Spiel. Der ominöse Begriff "Oberkörperverletzung" ist typisch für den Eishockey-Fachjargon, der sich vor Präzisierungen scheut und damit alles vom verrenkten Rückenwirbel bis hin zur Gehirnerschütterung meinen kann. "Wir können nicht sagen, was es ist. Wir müssen das jetzt beobachten."

Das vom Verletzungspech verfolgte DEB-Team musste zum Turnierstart bereits auf Kapitän Christian Erhoff verzichten. Vor dem Spiel gegen die Slowakei dämpfte die Zwei-Spiele-Sperre des Stürmers Patrick Hager (Schlittschuhtritt im Spiel gegen Russland) sowie das WM-Ende des verletzten Tobias Rieder (Riss des Syndesmosebandes) zunächst die Erwartungen der Fans. "Wir waren schon alle ein bisschen überrascht", sagte Marco Sturm nach der Selbstauswechslung seines Torhüters, der bei den New York Islanders in der nordamerikanischen Profiliga NHL unter Vertrag steht.

Nachberufung weiterer NHL-Profis möglich

Die Verletzung ihres Rückhalts irritierte die deutsche Mannschaft zunächst: Nur wenige Momente nach der Einwechslung von aus den Birken bewahrte sie der Torpfosten vor einem größeren Rückstand. Zu Beginn des zweiten Drittels war der Münchner Meistertorwart erneut gefordert, ließ den Schuss von Libor Hudacek jedoch zum 0:2 durch die Schoner rutschen.

Ein Doppelschlag der Stürmer Patrick Reimer und Yasin Ehliz (beide Nürnberg Ice Tigers) brachte das DEB-Team nach einer druckvollen Phase zurück ins Spiel. Ein torloser Schlussabschnitt und eine Glanzparade von aus den Birken in den Schlusssekunden der Verlängerung rettete das Team ins Penaltyschießen, in dem der deutsche Keeper alle drei slowakischen Versuche parierte und Dominik Kahun (EHC München) den entscheidenden Treffer markierte.

Aus den Birken machte seine Sache ordentlich, doch ein Ausfall von Greiss vor den entscheidenden Spielen der Gruppe A gegen Dänemark, Italien und Lettland wäre ein bitterer Verlust für das Team von Marco Sturm. Immerhin, der Bundestrainer hofft, dass Greiss bald wieder spielen kann, er sagte: "Ich glaube, es ist nicht so schlimm."

Für Entlastung in der angespannten deutschen Kadersituation könnten auch zwei weitere NHL-Profis sorgen: Stürmer Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) und Torhüter Philipp Grubauer (Washington Capitals) sind in der Nacht zum Donnerstag mit ihren Teams im Viertelfinale der NHL-Playoffs ausgeschieden und könnten erstmals im abschließenden Gruppenspiel gegen Lettland zum Einsatz kommen. "Es muss natürlich auch Sinn machen", stellte der Bundestrainer im Hinblick auf die Nachnominierung weiterer NHL-Spieler bereits zu Beginn des Turniers fest. Ein längerer Ausfall von Thomas Greiss wäre in jedem Fall ein solcher Anlass.

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