Eishockey:Plötzlich unter Druck

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Deutschlands Torwart Mathias Niederberger und Finnlands Niko Ojamaki (r). im Vorrundenspiel bei der WM (Foto: Roman Koksarov/dpa)

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft präsentiert sich bei der WM gegen Titelverteidiger Finnland kämpferisch - dennoch steht am Ende ein 1:2. Nun muss das Team um den Viertelfinaleinzug bangen.

Von Christian Bernhard

Bevor es losging, erinnerte Korbinian Holzer gerne daran, dass Finnland zuletzt bei Weltmeisterschaften "für uns immer ein gutes Pflaster" gewesen sei. 2018 und 2019 traf die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zweimal auf die Finnen - und gewann beide Partien. Der erfahrene deutsche Verteidiger sprach dabei über den amtierenden Weltmeister, was zeigt, dass sich die Anspruchshaltung im und um die deutsche Mannschaft in den letzten Jahren zum positiven verändert hat.

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Am Samstagabend bekam es das deutsche Team erneut mit Finnland zu tun - und verlor diesmal knapp mit 1:2. "Wir hätten ein bisschen besser in der Offensive spielen müssen", sagte Bundestrainer Toni Söderholm, der erstmals gegen sein Heimatland Finnland bei einer WM verlor. Durch die zweite Turnierniederlage in Serie rutschte das deutsche Team (neun Punkte) in der Gruppe B auf Rang vier zurück. In den zwei abschließenden Gruppenspielen trifft es auf die USA (Montag) und Gastgeber Lettland (Dienstag).

Söderholm nahm im fünften Spiel des Turniers erstmals Änderungen in der Aufstellungen vor. Münchens John-Jason Peterka rückte für Lukas Reichel, der gegen Kasachstan einen Check gegen den Kopf kassiert hatte, in die Reihe um die zwei Berliner Marcel Noebels und Leo Pföderl. Die Angreifer Andreas Eder und Daniel Fischbuchfeierten ebenfalls ihre WM-Premiere, das Tor hütete wie in den drei Spielen zuvor erneut Mathias Niederberger. Eine Pause bekamen neben Reichel auch Leon Bergmann und Marcel Brandt. Dominik Kahun ist mittlerweile im Mannschaftstraining, der NHL-Nachrücker hofft auf einen Einsatz am Montag gegen die USA.

Das Tempo gegen Finnland: "Ungefähr vier Klassen schneller als normal", sagt Andreas Eder

Die Finnen hatten den idealen Start in die Partie. Nach einer Strafzeit gegen Moritz Seider reichten ihnen in Minute sieben acht Sekunden Überzahlspiel, um in Person von Anton Lundell das 1:0 zu erzielen. Das deutsche Team tat sich in der schnellen Partie von Minute eins an sehr schwer, Offensive zu kreieren - Torchancen oder überhaupt Torschüsse waren eine Seltenheit, da die Finnen sehr aggressiv gegen die Scheibe arbeiteten. In den ersten zwei Dritteln ließen sie nur fünf Schüsse auf ihr Tor zu. Die Finnen bestätigten all das, was über sie auch vor der Partie schon bekannt war. Die Kombination aus mannschaftlicher Geschlossenheit, Härte, Tempo, Technik und taktischem Verständnis macht sie zu einem "sehr unangenehmen" Gegner, wie Deutschlands Abwehrchef Holzer betonte.

Wie hoch das Tempo war, machte WM-Debütant Eder nach dem Startdrittel bei Sport1 deutlich: es sei "ungefähr vier Klassen schneller als normal", unterstrich er. Auch im Mitteldrittel tat sich das Söderholm-Team schwer, in der Offensive Chancen zu kreieren. Doch eine Aktion mit Tempo reichte zum Ausgleich: Holzer hatte etwas Zeit und Platz und überwand Jussi Olkinuora, da Holzers Verteidigungskollege Moritz Müller dem finnischen Torhüter die Sicht nahm (28.). "Jede Scheibe zum Tor ist eine gute Scheibe", sagte Holzer, der Müller für dessen Irritation des finnischen Torhüters lobte: "Das hat er super gemacht."

Der Treffer gab der deutschen Mannschaft einen deutlichen Energieschub, sie war nun mutiger. Im Schlussdrittel gehe es darum, "schnell vom Kopf und mit den Beinen zu sein", betonte Holzer in der zweiten Drittelpause. Die Intensität nahm im Schlussdrittel noch einmal zu, beide Teams schenkten sich nichts. Aber offensiv hatten die Finnen noch etwas mehr auf Lager, Arttu Ruotsalainen vollendete einen Konter zum entscheidenden 2:1 (52.). Ein "ärgerliches" Gegentor, befand Söderholm, "das sind Dinge, die vielleicht passieren, wenn man müde ist."

DEB-Sportdirektor Christian Künast hatte bereits vor dem Finnland-Spiel darauf hingewiesen, dass es bei dieser WM "unglaublich eng" zugehe. "Das macht es auch aus." Nun steht das deutsche Team am Montag gegen die USA (15.15 Uhr) durchaus etwas unter Druck. Verteidiger Leon Gawanke entschied sich für den positiven Blick auf die Situation. "Wir wissen, dass die USA ist ein starker Gegner ist", sagte er, "aber wir haben gezeigt, dass wir starke Gegner mit Leidenschaft schlagen können."

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