Eishockey-Halbfinale:Der Bär ballt die Faust

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Kaum zu überwinden: Die EHC-Spieler um Daryl Boyle (rechts) verzweifelten immer wieder an Wolfsburgs Torhüter Dustin Strahlmeier. (Foto: Jan-Frederic Helbig/Imago)

Die Grizzlys Wolfsburg gleichen im Eishockey-Halbfinale gegen den EHC Red Bull München zum 1:1 aus. Entscheidender Mann beim 3:2-Erfolg ist Torhüter Dustin Strahlmeier.

Von Christian Bernhard

Patrick Hager riss die Arme in die Luft und wollte gerade jubelnd abdrehen, um mit seinen Teamkollegen zu feiern, als er an der Geste des Schiedsrichters etwas wahrnahm, was ihm gar nicht gefiel. Statt Tor München hieß es: Strafe Hager. Geahndet wurde ein unerlaubter Check des Kapitäns des EHC Red Bull München, der auf die Strafbank musste, statt sich über den vermeintlichen 2:2-Ausgleichstreffer freuen zu können.

Diese Szene in Minute 48 des zweiten Playoff-Halbfinalspiels zwischen den Münchnern und den Grizzlys Wolfsburg sollte die entscheidende am Sonntagnachmittag sein: Denn im daraus resultierenden Überzahlspiel gelang den Wolfsburgern der Treffer zum 3:1, welcher der spielentscheidende sein sollte. 3:2 siegten die Grizzlys schließlich und glichen in der Best-of-seven-Serie zum 1:1 aus, nachdem Spiel Nummer eins am Freitag mit 5:2 an die Münchner gegangen war. "Wer denkt, man spaziert durch die Playoffs durch, täuscht sich", sagte Hager, dessen Mannschaft zuvor fünf Playoff-Spiele in Folge gewonnen hatte, nach der engen Partie.

Wolfsburgs Trainer Mike Stewart ballte während des Spiels die Faust hinter der Bande, ehe er dann beim Gang in die Kabine jede Hand abklatschte, die ihm entgegengehalten wurde - ob von Betreuern, Ordnern oder Zuschauern auf der Tribüne. Durch den Sieg unterbrach Stewart eine Serie, die an ihm genagt haben dürfte: Die vorangegangenen acht Spiele gegen die Münchner hatte er alle verloren, und zwar in weniger als einem Jahr. Darunter waren auch die drei Niederlagen im vergangenen Playoff-Halbfinale, welche den Münchnern ermöglichten, souverän ins Finale einzurücken. Nicht nur deshalb betonte Wolfsburgs verletzter Verteidiger Armin Wurm in der ersten Drittelpause, dass das Team "mehr als eine Rechnung offen" habe mit München. Das bezog sich auch auf die zwei Finalserien 2016 und 2017, welche die Münchner gegen die Grizzlys gewonnen hatten.

Grizzlys-Goalie Strahlmeier wehrt 44 Schüsse ab

Diesmal soll es aus Wolfsburger Sicht anders laufen. Ein erster Schritt in diese Richtung erfolgte am Sonntag, weil die Grizzlys das Startdrittel dominierten und mit 2:0 beendeten - und sich danach auf ihren Torhüter Dustin Strahlmeier verlassen konnten. 44 Paraden gelangen dem 30-Jährigen, einige davon waren spektakulär. Der Keeper sei "unglaublich", sagte Spencer Machacek, der das spielentscheidende dritte Tor erzielte. Strahlmeier ließ sich auch davon nicht aus der Ruhe bringen, dass er in den Schlussminuten gleich zwei Schlagschüsse in den ungepolsterten Bereich zwischen Maske und Brustschutz bekam, wo Treffer besonders schmerzhaft und gefährlich sind. Beim zweiten Mal packte er die Scheibe, die sich in seiner Ausrüstung verheddert hatte, und donnerte sie Richtung Bande. Hager konnte ihn sechseinhalb Minuten vor Ende noch einmal überwinden, danach war für die Münchner Hauptrunden-Dominatoren trotz großem Druck und einem zusätzlichen Feldspieler, den Trainer Don Jackson bereits mehr als drei Minuten vor Ende für seinen Torhüter aufs Eis schickte, aber nichts mehr zu holen.

"Jetzt ist es eine enge Serie", sagte Machachek, der seinen Sohn beim Magenta-Interview auf den Arm hielt und sich freute, nach mehreren Tagen auf Auswärtsreise wieder etwas Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. Viel bleibt ihm und den anderen Spielern aber nicht, schon am Dienstag steht Halbfinalspiel Nummer drei auf dem Programm, dann wieder in München (19.30 Uhr). Bis dahin will Hager speziell das "schlechte" Startdrittel analysieren, "dem wir das ganze Spiel hinterhergelaufen sind". Dann geht es weiter. "In zwei Tagen", betonte Hager, "greifen wir wieder an".

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