Eishockey:Frisch zwischen den Ohren

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Kaum zu bremsen: Daryl Boyle (vorne) lässt sich auch von Mannheims Nicolas Krämmer in dessen 500. DEL-Spiel nicht aus der Ruhe bringen. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Der EHC München beendet eine Serie von sieben Niederlagen gegen die Mannheimer Adler mit einem 5:2-Sieg im Spitzenspiel. Zehn Spiele in 20 Tagen stehen nun im Kalender - zunächst am Dienstag gegen Ingolstadt und am Mittwoch in Straubing.

Von Christian Bernhard

Selten hat man in den Gesichtern der abgebrühten Eishockey-Profis Andrew MacWilliam und Maximilian Kastner eine solches Staunen und eine fast schon kindliche Freude gesehen. Was den beiden Spielern des EHC Red Bull München geboten wurde, war aber auch ein ganz spezieller Auftritt ihres Torhüters Henrik Haukeland. So wie es in vielen Eishockeyhallen Tradition ist, war Haukeland von den heimischen Fans lautstark zum Tanzen aufgefordert worden, da er das soeben beendete Spiel als Sieger verlassen hatte. Haukeland kam der Aufforderung aus der Nordkurve der Münchner Olympia-Eishalle auf besondere Art und Weise nach, indem er seine Torwartkelle auf seiner Nase balancierte und dabei die ein oder andere Drehung machte. Der Applaus von den Rängen war groß, wie das Grinsen in den Gesichtern von MacWilliam und Kastner.

5:2 gewann der EHC das Spitzenspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Adler Mannheim - und beendete damit eine Serie, die ihm arg in den Kleidern gehangen war. Siebenmal hintereinander hatten die Münchner zuvor gegen den Rivalen aus der Kurpfalz verloren, zu Hause hatten sie gar Anfang 2018 letztmals gegen die Adler gewonnen. "Wenn du mitkriegst, dass du mehr als zwei Jahre kein Hauptrundenspiel gegen die Adler gewonnen hast, tut das schon weh", betonte Frank Mauer, der die Münchner mit einem verdeckten Schuss in Führung gebracht hatte (17.). Der Sieg tue deshalb "natürlich gut, denn in den letzten Spielen gegen die Adler haben wir sehr alt ausgesehen".

"Wir haben gezeigt bekommen, was das Topniveau der Liga ist", sagt Mannheims Torhüter Felix Brückmann

Das traf dieses Mal über weite Strecken der Partie auf die Mannheimer zu. "Wir haben gezeigt bekommen, was das Topniveau der Liga ist", sagte Mannheims Torhüter Felix Brückmann, dessen Team zwei Tage zuvor zuhause 0:4 gegen Tabellenführer Eisbären Berlin verloren hatte. Die Münchner traten zwei Tage nach dem 4:3-Erfolg gegen die Schwenninger Wild Wings mannschaftlich geschlossen und entschlossen auf. Fünf verschiedene Spieler erzielten die Tore, Haukeland verhinderte zu Beginn des Schlussdrittels mit einer starken Parade gegen Nigel Dawes das 2:2 und konnte sich wenige Sekunden später über Ben Streets 3:1 freuen (42.). Die Partie bestätige die "Tendenz der letzten Wochen", erklärte Mauer, "wie wir als Mannschaft, als Einheit spielen". Sein Team agiere im Moment "sehr kompakt und sehr konstant, wir halten uns an den Plan, alle halten sich daran", betonte er.

Und alle leisten ihren Beitrag, wie EHC-Trainer Don Jackson auf der Pressekonferenz hervorhob. Ein gutes Beispiel dafür ist Daryl Boyle. Der erfahrene Verteidiger konnte kürzlich in mehreren Spielen nicht auflaufen, da der EHC zu wenig U23-Spieler einsetzte, um den Kader komplettieren zu können. Da der 18-jährige Julian Lutz in den vergangenen drei Partien zum Einsatz kam, durfte auch Boyle wieder aufs Eis - und lieferte sofort. Gegen Mannheim erkannte er im Mitteldrittel, dass die Adler gerade wechselten, und spielte einen schnellen und präzisen Aufbaupass aus dem eigenen Drittel, der Yasin Ehliz einen Alleingang und das 2:0 ermöglichte (35.). In der 57. Minute sorgte Boyle selbst für den Treffer zum 5:2-Endstand. "Ich kann nur gratulieren", sagte Adler-Trainer Pavel Gross auf der Pressekonferenz. Der EHC sei 60 Minuten lang "besser" gewesen und habe "absolut verdient" die drei Punkte eingefahren.

Die Münchner haben in allen neun DEL-Spielen seit Mitte Februar gepunktet - und acht Mal gesiegt

Seit Mitte Februar haben die Münchner nun in all ihren neun DEL-Spielen gepunktet und acht davon gewonnen. Durch den Sieg im direkten Duell behaupteten sie ihren dritten Tabellenrang und verkürzten den Abstand auf die zweitplatzierten Grizzlys Wolfsburg auf 0,028 Zähler in der nach Punktekoeffizient berechneten Tabelle.

Nun erwartet die Münchner ein äußerst intensives Programm. Zehn Spiele in 20 Tagen stehen im Kalender, alleine in dieser Woche sind es vier innerhalb von sechs Tagen. Den Anfang macht an diesem Dienstag das Heim-Derby gegen den ERC Ingolstadt, ehe es nur 24 Stunden später zum Derby bei den Straubing Tigers geht. Mehr denn je steht nun das Thema Regeneration im Fokus - und Frank Mauer sieht den EHC auch diesbezüglich gut aufgestellt. "Bei uns ist die Dosierung sehr gut", erklärte er, "wir haben viele freie Tage, an denen wir nicht in die Halle kommen sollen, um den Kopf frei zu kriegen." Das sei "der Schlüssel für die nächsten Wochen", denn direkt im Anschluss an den intensiven Hauptrunden-Endspurt stehen ja die Playoffs an. Und da, betonte Mauer, müsse man "vor allem zwischen den Ohren frisch sein".

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