Eishockey:Die Filmemacher zucken schon

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Auf Augenhöhe: Straubings Nick Latta (l.) und Mannheims Andrew Desjardins vor der Viertelfinal-Entscheidung. (Foto: Michael Bermel/Eibner/imago)

Die Straubing Tigers reisen zum Entscheidungsspiel im Playoff-Viertelfinale beim hohen Favoriten Adler Mannheim. Mut macht ihnen, dass sie diese Art von Partien bereits gewohnt sind.

Von Johannes Kirchmeier

Es war kurz vor Weihnachten, die Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hatte gerade begonnen, da erhielten die Straubing Tigers ein Lob von höchster Stelle. Der Trainer des deutschen Eishockey-Meisters von 2019, der Adler Mannheim, fand: "Straubing hatte und hat wieder eine gute Mannschaft. Sie sind gut gecoacht, spielen konstant im System, verfügen über gute Spieler und eine kreative erste Reihe", sagte Pavel Gross. Zusammengefasst sind das alles Eigenschaften, die ein Underdog in der DEL brauchen kann, wenn er auf so einen Riesen wie Mannheim trifft. Das folgende Duell endete dann doch wieder 3:0 für den turmhohen Favoriten, doch die Niederbayern hatten schon ihre Chancen - und die Adler das Glück, dass ihr Torwart Felix Brückmann einen brillanten Tag erwischte.

Das Lob aber könnte sich an diesem Samstag durchaus zum leidvollen Bumerang für Gross entwickeln. Denn danach vergingen die Monate, außerhalb der Hallen taute das Eis. Mannheim thronte oben in der Tabelle, die Playoff-Teilnahme war früh klar. Straubing dagegen musste bis zum letzten Spieltag ackern und qualifizierte sich letztlich nur, weil es mehr Punkte pro Partie erwirtschaftet hat als Schwenningen (das mit einem Spiel mehr nur einen Zähler mehr erreichte) fürs Viertelfinale. Wo nun also wieder Gross und seine Adler warteten. Und wie dem Titelkonkurrenten EHC Red Bull München, der bereits ausgeschieden ist, droht auch den Adlern ein frühes Aus.

Am vergangenen Dienstag siegten die Tigers überraschend 3:2 nach Verlängerung in Mannheim, am Donnerstag schlug das Imperium zurück - mit einem 3:1 in der kalten Straubinger Eishalle. Schon nach zehn Minuten stand es verdient 3:0 für die Adler. Danach war es jedoch eine Partie auf Augenhöhe, in der die Kleinen zu viele Strafzeiten kassierten, aber trotzdem im Schlussdrittel noch das 1:3 durch Sena Acolatse erzielten. "Es reicht halt nicht, wenn du nur 20 Minuten Eishockey spielst - und die restlichen 40 Minuten über den Schiri schimpfst", sagte Tigers-Topscorer Andreas Eder stocksauer bei Magentasport. Er fand: Da war mehr drin.

Das große Finale in der Best-of-three-Serie steigt nun an diesem Samstag (17.30 Uhr) wieder auf badischem Eis. Hört sich nach Stoff an, der Filmemacher schon mal zucken lässt. Was ihnen und den Straubingern Mut machen darf? "Wir spielen seit sechs Wochen Playoff-Eishockey. Jedes einzelne Spiel in dieser Zeit war für uns: Do or die", sagt Tigers-Trainer Tom Pokel über das Fernduell mit Schwenningen. Und: Sein Team hat auch noch eine Rechnung offen. Schon seit mehr als einem Jahr reden sie in Niederbayern vom "Unfinished Business", der unerledigten Aufgabe. Damals fühlten sie sich erstmals bereit, in den Meisterschaftskampf einzugreifen, doch die Corona-Pandemie beendete die stärkste Tigers-Hauptrunde in der DEL abrupt vor den Entscheidungsspielen. In dieser Saison wäre nun alleine schon der Einzug ins Halbfinale eine Überraschung. Geahnt hätte das dann am Ende höchstens vielleicht der Eishockey-Fachmann Pavel Gross.

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