Start in die Deutsche Eishockey Liga:Euphorie an jeder Ecke

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Einfach weiterfeiern: Der EHC Red Bull München um Kapitän Patrick Hager (Nr. 52) startet mit einem hart erarbeiteten 4:2-Sieg gegen die Düsseldorfer EG in die Jubiläumssaison der DEL. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Titelverteidiger München tut sich schwer zum Start in die 30. DEL-Saison. Die Stimmung beim Meister und im ganzen Eishockeyland ist dennoch prächtig: Die Welle der Begeisterung über WM-Silber trägt weiterhin.

Von Christian Bernhard

Normalerweise haben Eishockeyspieler das Eis im Blick, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen. Doch diesmal blickten alle erst einmal gebannt nach oben. Auf dem Videowürfel der Münchner Olympia-Eishalle liefen emotionalisierende Bilder, um die Zeremonie einzuleiten, auf die alle warteten: das Hissen des Meisterbanners. Bevor die neue Jagd auf den DEL-Pokal eröffnet wurde, zelebrierte der EHC Red Bull München am Donnerstagabend noch einmal seinen im April gewonnenen vierten Titel in der höchsten deutschen Eishockeyliga. Auf die Eisfläche gebracht wurden die Insignien der Meisterwürde, Banner und Pokal, von Kindern der am Triumph beteiligten Spieler, von denen sich die Kleinsten einen Spaß daraus machten, beim wilden Einlaufen über das Eis zu purzeln. "Ich habe zwar letztes Jahr nicht gewonnen, aber da kriegt man trotzdem Gänsehaut, auch wenn man nicht dabei war", sagte Markus Eisenschmid, einer der Neuen im EHC-Trikot.

Knapp drei Stunden später konnten sich die Münchner auch über den Auftaktsieg in die 30. Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) freuen. 4:2 bezwangen sie die Düsseldorfer EG, taten sich gegen die verletzungsbedingt stark dezimierten Rheinländer allerdings sehr schwer. Münchens Trainer Toni Söderholm war speziell mit der Leistung bei Fünf-gegen-fünf nicht zufrieden, "da haben wir nicht so geliefert", sagte er. Für Söderholm war es dennoch ein besonderes Spiel. In München war nach dem vierten Meistertitel binnen zehn Jahren die Ära von Don Jackson beendet, als Nachfolger des DEL-Rekordtrainers holte der Klub den ehemaligen Bundestrainer Söderholm aus der Schweiz in die Münchner "Heimat" zurück; der Finne war 2016 als Spieler Teil der ersten EHC-Meistermannschaft unter Jackson gewesen. Nun feierte Söderholm seine DEL-Premiere als Cheftrainer - und das in der "besten DEL aller Zeiten", mit der Münchens Manager Christian Winkler in dieser Saison rechnet.

Die Hallen sind schon zu Saisonbeginn voll: Die Kölner Haie erwarten zu den ersten drei Heimspielen mehr als 50 000 Zuschauer

Atmosphärisch war der Start in die Jubiläumssaison allemal top. Die Münchner Nordkurve feierte den Meistertitel mit einer Pumuckl-Choreografie, Nationalspieler Eisenschmid schwärmte nach nur wenigen Spielminuten bei Magentasport von der "unglaublichen Stimmung hier".

Euphorie ist an ziemlich vielen Ecken der Liga spürbar. In der Anfangsphase der Saison tun sich die DEL-Klubs seit jeher eigentlich schwer, ihre Hallen zu füllen, bei sommerlichen Temperaturen gibt es reizvolle Alternativen zum Besuch in der Eishalle. Doch aktuell sieht das anders aus.

Die Ingolstädter Arena war in der Champions Hockey League schon am ersten September-Wochenende sehr gut gefüllt, die Stimmung mitreißend; die Kölner Haie, die eine der größten Arenen Europas bespielen, meldeten bereits "Ausverkauft" für ihre ersten beiden Heimspiele der Saison. Mehr als 50 000 Zuschauer erwarten die nach einem spektakulären Transfersommer euphorisierten Haie alleine an den ersten drei Heimspieltagen - das sind beeindruckende Zahlen für eine Hallensportart. Doch nicht nur an den Standorten der vermeintlichen Top-Teams kribbelt es, auch der Rest der Liga zieht mit: So vermeldeten die Löwen Frankfurt im zweiten Jahr nach ihrem Aufstieg einen Rekord an verkauften Dauerkarten.

Es scheint, als habe der Eishockey-Aufschwung, den die Nationalmannschaft mit dem Gewinn der WM-Silbermedaille im Mai initiiert hatte, über den Sommer angehalten. Diese Medaille habe unterstrichen, dass man auf dem "absolut richtigen Weg ist", sagt Winkler und erinnert daran, dass der Erfolg der Nationalmannschaft eng mit der DEL verknüpft sei, weil die meisten Nationalspieler in der heimischen Liga ihrem Beruf nachgehen. Ziemlich viele davon werden gleich am Sonntag aufeinandertreffen, wenn die Münchner in Mannheim gastieren (19 Uhr). Die Adler sind in jener Position, die die Münchner vergangene Saison inne hatten: Sie warten seit vier Jahren auf den Titel und nehmen das als viel zu lange Zeitspanne wahr. Toni Söderholm ist sich deshalb sicher, was das für das Topspiel bedeutet: "Das wird Werbung fürs deutsche Eishockey werden."

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