Eishockey:Energiereiches Leuchtturm-Projekt

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Zeitgemäßer Zeitvertreib? Flammenwerfer spucken rund um die Spielfläche Feuer. Bis 8. Januar soll das Eis noch im Kölner Stadion liegenbleiben - und auch Schulklassen und Schlittschuhfans anziehen. (Foto: Christopher Neundorf/Imago)

Flammenwerfer, Feuerwerk - und ein Knock-out: Beim 5. "Winter Game" der Deutschen Eishockey Liga kommen mehr als 40 000 Zuschauer ins Kölner Stadion. Auch sportlich läuft es gut für die Gastgeber: Die Haie schlagen Titelanwärter Adler Mannheim 4:2.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Eishockey im Fußballstadion, 40 163 Zuschauer in der Kölner Arena, Schunkelmusik, Flammenwerfer und nach dem Spiel ein Feuerwerk im abgedunkelten Innenraum - doch nach all dem Spektakel war für den Eishockey-Trainer Uwe Krupp vor allem eine Sache von Bedeutung: der 4:2-Sieg seiner Kölner Haie gegen den Titelverteidiger Adler Mannheim und die drei Punkte auf dem Weg nach oben in der Tabelle. Vorübergehend waren die Haie in der Nacht zum Sonntag Sechster.

"Wir haben den Zirkus drumherum gut weggesteckt", sagte der einstige Bundestrainer und Haie-Coach lächelnd und wohlwissend, dass das 5. Winter Game für die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ein Leuchtturm-Projekt und für das deutsche Eishockey eine gigantische Werbeveranstaltung war. "Für mich sind die drei Punkte das Wichtigste", sagte Krupp, und als Trainer durfte er das auch.

Im Gegensatz zu den Mannheimern ließen sich die Kölner von der Atmosphäre durchaus inspirieren, das deutete sich früh an bei den Treffern durch Maximilian Kammerer (1:0 nach 60 Sekunden) und Louis-Marc Aubry (2:0 in der 12. Minute). Ryan MacInnis verkürzte in der 29. Minute für die Adler auf 1:2, aber zum Ausgleich kamen die Gäste nicht mehr. Nicholas Bailen (3:1, 32.) und David McIntyre (4:1, 33.) machten zeitnah alles klar, ehe Borna Rendulic (4:2, 46.) für Mannheim zum Endstand traf.

Läuft für die Haie: Maximilian Kammerer (Mitte) reißt nach seinem Tor zum 2:0 die Arme nach oben. (Foto: Thomas Haesler/Eibner/Imago)

Die Haie freuten sich über den Sieg, beklagten aber einen Knock-Out ihres Spielers Landon Ferraro, der unglücklich mit dem Mannheimer David Wolf kollidierte, im Kölner Lager unterstellte mancher allerdings einen Check gegen den Kopf. Ferraro übergab sich in der Kabine und musste ins Krankenhaus gefahren werden.

In Erinnerung bleiben wird aber vor allem die Atmosphäre im Stadion, die fußballreife Kulisse und "die tolle Energie", über die sich der Haie-Manager Philipp Walter freute, ohne bei diesem Stichwort näher darauf eingehen zu wollen, wie hoch eigentlich die Energiekosten ausfallen für eine Eisfläche, die noch bis zum 8. Januar im Stadion liegen bleibt. Zwei Mal noch spielen die Haie darauf, außerdem dürfen Schulklassen und Schlittschuhfans darauf laufen, ehe in fünf Wochen wieder abgetaut wird.

"So ein Event ist ein riskantes Geschäft für einen Klub", sagt DEL-Chef Tripcke

Der Umzug ins Stadion war Risiko und Erlösung zugleich. "Es ist in diesen Zeiten schwer, so viele Tickets zu verkaufen", sagte Walter und freute sich über die große Kulisse. Nicht auszuschließen, dass sich die Kölner auch fürs nächste Winter Game in der Saison 2024/25 bewerben, und der DEL-Chef Gernot Tripcke kann auch nicht absolut ausschließen, dass das Freiluft-Event dann wieder nach Köln geht. "So ein Event ist ein riskantes Geschäft für einen Klub", sagt Tripcke. Er wünscht sich aber schon, dass es nach Winter Games in Nürnberg, Düsseldorf, Sinsheim und zwei Mal Köln als nächstes irgendwo anders hingeht.

Und so waren am Ende fast alle zufrieden: die Haie mit der Stimmung, der Trainer Krupp mit dem Sieg und der Ligachef Tripcke mit dem Event - bloß der verletzte Kölner Ferraro und die Adler mit der Niederlage werden das 5. Winter Game nicht uneingeschränkt in bester Erinnerung behalten. Immerhin: Ihr Winter-Game-Rekordsieg von 2017 in Sinsheim, ein 7:3 gegen Schwenningen, behielt Bestand.

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