Eishockey:Olympiahalle berauscht den EHC München

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9700 Zuschauer sahen unter dem Dach der Münchner Olympiahalle das Derby zwischen dem EHC München und den Augsburger Panther. (Foto: Andreas Pranter/GEPA pictures)
  • Der EHC München spielte erstmals seit 2011 wieder in der Olympiahalle.
  • Beim 6:3-Sieg gegen die Augsburger Panther beflügelte die besondere Atmosphäre in der Halle die Münchner Leistung.
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Von Christian Bernhard, München

Die Spieler standen noch gar nicht auf dem Eis, da gab es schon das erste Feuerwerk in der Halle. Mehrere Feuerwerkskörper schossen, umrahmt von Flammenwerfern, unter das Dach der Münchner Olympiahalle; der daraus resultierende Rauch verlieh dem weiten Rund für wenige Sekunden etwas Magisches. Selbst für Uli Maurer war dieser Moment ein besonderer.

Der Angreifer des EHC München ist ein Olympiahallen-Veteran, er stand bereits vor vier Jahren beim ersten und bisher einzigen Umzug in die große Halle für den EHC auf dem Eis. "Das ist einfach eine spezielle Atmosphäre", sagte er diesmal in den Katakomben und hob das "besondere Flair" extra noch einmal hervor. Am Anfang des Spiels, erzählte er, habe er gemerkt: "Hoppala, hier ist etwas Großes entstanden." Damals, vor vier Jahren, hatte Maurer beim Münchner 5:0-Sieg ein Tor in Unterzahl erzielt. Diesmal ging er leer aus, war aber nicht weniger glücklich.

80 Tonnen Material, 20.000 Liter Wasser, 90.000 Meter Rohrlänge

Dem echten Feuerwerk hatten der EHC und die Augsburger Panther am Samstagnachmittag ein sportliches folgen lassen. Das bessere Ende hatten am 30. Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die Münchner, die das bayerische Derby vor 9700 Zuschauern mit 6:3 (3:1, 2:1, 1:1) für sich entschieden und damit ihr erstes von zwei Gastspielen in der Olympiahalle erfolgreich gestalteten. Diese war seit Montag 24 Stunden pro Tag eishockeytauglich gemacht worden, auch über die Weihnachtsfeiertage wurde gearbeitet, um 80 Tonnen Material und 20.000 Liter Wasser auf einer Rohrlänge von 90.000 Metern zu einer Eisfläche zusammenzuzimmern.

Auf dem aufgrund der hohen Temperaturen in der Halle relativ weichen Eis hatten die Augsburger zu Beginn nicht nur mehr, sondern auch die besseren Torchancen und zeigten, warum sie das DEL-Team mit den meisten Treffern sind. TJ Trevelyan prüfte Münchens Torhüter Danny aus den Birken bereits nach sieben Sekunden. In der zweiten Minute war es dann Mike Iggulden, der aus den Birken vor Probleme stellte. Vier Minuten später konnte aus den Birken nichts mehr machen, Mark Mancaris Schuss landete aber am Pfosten. "Wenn in den ersten fünf Minuten das Glück nicht auf unserer Seite ist, hätte das Spiel anders ausgehen können", sagte Maurer.

Der EHC sorgte in der Anfangsphase nur einmal durch Kapitän Michael Wolf für Gefahr (5.) - ging aber trotzdem in Führung. Nachdem Richie Regehr in Überzahl die bis dato größte Münchner Chance vergeben hatte (10.), überwand Wolf Augsburgs Goalie Jeff Deslauriers mit einem platzierten Schuss ins linke Kreuzeck (10.). Nur drei Minuten später erhöhte der EHC in Person von Yannic Seidenberg auf 2:0, Deslauriers sah bei dem Schuss, der ihm über die Schulter rutschte, nicht gut aus. "Wir haben offensiv einen guten Job gemacht", unterstrich Münchens Trainer Don Jackson. Augsburgs Kapitän Steffen Tölzer verkürzte von der blauen Linie auf 1:2 (16.), dann bot sich den Gästen eine Überzahlsituation und damit die Chance zum Ausgleich. Doch statt 2:2 hieß es 3:1 für den EHC, da Keith Aucoin in Unterzahl traf (19.).

Als Jason Jaffray im Mitteldrittel in Überzahl auf 4:1 erhöhte (25.) - die Augsburger Strafe lief da erst sechs Sekunden lang -, schien die Partie früh entschieden zu sein. Passend dazu erhoben sich die Münchner Anhänger zur Spielhälfte demonstrativ von ihren Sitzen, doch während sie standen und sangen, markierte Iggulden Augsburgs zweiten Treffer (29.). Eine Minute später hätte es fast 4:3 gestanden, doch Augsburgs Topscorer Jonathan Matsumoto konnte aus den Birken aus kürzester Distanz nicht überwinden, eine weitere Minute danach sorgte Trevelyan für Augsburgs zweiten Lattentreffer des Nachmittags.

Selbst der Gästetrainer schwärmt von der "tollen Kulisse"

Die Panther waren dran - agierten in jener starken Phase aber erneut zu unkonzentriert im eigenen Drittel und ermöglichten Aucoin so seinen zweiten Treffer des Tages (35.). Das 5:2 gab dem EHC wieder Sicherheit, allerdings verlor er Angreifer Joachim Ramoser, der nach einem Zusammenprall kurz vor Drittelende von zwei Betreuern in die Kabine begleitet werden musste und nicht mehr aufs Eis zurückkehrte. Die Augsburger kamen aber erneut heran (Trevelyan, 44.) und hatten wenige Sekunden darauf zum dritten Mal Pech: Diesmal traf Thomas Holzmann den Pfosten (44.). Augsburgs Trainer Mike Stewart sprach von einer "tollen Kulisse", die zahlreichen mitgereisten Panther-Fans hätten bis zum Ende noch an den Sieg geglaubt. Die Scheibe aber "wollte heute nicht rein", betonte er.

Nachdem der EHC zwei Unterzahlspiele überstanden hatte, machte Wolf mit einem Schuss ins leere Tor alles klar (60.) - und machte den besonderen Nachmittag noch spezieller: Der Treffer war sein 262., damit zog er in der ewigen DEL-Torschützenliste an Daniel Kreutzer vorbei und ist nun alleiniger Rekordhalter. Gleich am Montag kann er weiter an seinem Rekord schrauben - wieder in der Olympiahalle, dann gegen Tabellenführer Eisbären Berlin.

© SZ vom 27.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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