Dritte Liga:Verloren in der Betonschüssel

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Bester Vorbereiter der Liga: Kasim Rabihic (Mitte), ehemals Türkgücü und nun Verl, im Duell mit dem Münchner Yi-Young Park (rechts). (Foto: Fotostand/imago)

Türkgücü kassiert gegen Verl die dritte Niederlage in Folge. Bei den Gästen ragt ausgerechnet Kasim Rabihic heraus, der vergangene Saison noch für die Münchner gespielt hatte

Von Stefan Galler, München

In dieser riesigen Betonschüssel wirkte das Häufchen Menschen unten auf dem Rasen fast ein bisschen verloren. Doch das, was Andreas Pummer seiner Mannschaft mitzuteilen hatte, als er sie am Freitagabend im Olympiastadion nach dem 1:2 (1:0) gegen den SC Verl noch einmal im Kreis versammelte, hatte durchaus Wucht: Er appellierte nach fünf Niederlagen aus den vergangenen sechs Drittligaspielen lautstark an den Charakter der Spieler. "Wir dürfen die Saison nicht einfach so ausklingen lassen", sagte der Interimstrainer von Türkgücü München später in der Pressekonferenz. "Das ist nicht meine Identität, so bin ich nicht."

Man kann dem mittlerweile ins triste Tabellenmittelfeld abgerutschten Neuling wahrlich nicht unterstellen, dass er nicht wild entschlossen gewesen wäre, die jüngste Talfahrt gegen den Mitaufsteiger zu beenden: Voller Tatendrang ging Pummers Mannschaft das erste Spiel nach der Vertragsauflösung des bisherigen Cheftrainers Serdar Dayat an. Schon in der fünften Minute setzte Nico Gorzel gegen Verls Yannick Langesberg vehement nach, davon profitierte Omar Sijaric, der trocken zum 1:0 einschoss (5.). "Wir hatten einen klaren Plan, wie wir Verl angehen wollten, der ist gerade in der Anfangsphase sehr gut aufgegangen", sagte Pummer.

Türkgücü-Keeper René Vollath hielt trotz einer schmerzhaften Hüftverletzung durch

Mit zunehmender Spieldauer hatten die Münchner jedoch immer mehr Probleme, auch weil sie sich voll auf das Kontern verlegten und dementsprechend weite Wege gehen mussten: "Wir sind lange dem Ball hinterhergelaufen, hatten auch unsere Umschaltmomente, haben aber das 2:0 nicht gemacht", sagte Pummer. Und in der zweiten Halbzeit ging dann zunehmend die Konzentration flöten: Nach einem vom früheren Türkgücü-Spieler Kasim Rabihic herausgeholten Eckball gelang Lasse Jürgensen per Kopf der Ausgleich (70.), 13 Minuten später bediente Julian Schwermann Angreifer Justin Eilers, der frei vor Torwart René Vollath die Nerven behielt und zum Siegtor für Verl einschoss. "Das war zu einfach, wir waren uns zu schade, ein Foul zu machen", schimpfte Pummer.

Und während auf Seiten von Türkgücü zumindest Keeper Vollath gefeiert wurde, weil er trotz einer offensichtlich sehr schmerzhaften Hüftverletzung bis zum Ende durchhielt, ragte bei Verl einmal mehr Rabihic heraus, auch wenn er diesmal keine direkte Torbeteiligung beisteuern konnte. 15 Treffer hat der beste Torassistent der Liga in dieser Saison schon vorbereitet, das ist ein absoluter Topwert in der Historie der dritthöchsten Spielklasse. "Die Saison lief bisher wirklich gut. Sowohl für den Sportclub, als auch für mich", sagte Rabihic nach der Partie am Freitag, die er alleine schon wegen seiner Münchner Wurzeln genießen konnte: "Natürlich war es ein besonderes Spiel. In meiner Heimat, gegen meinen Ex-Verein und dann noch im Olympiastadion. Das sind schon besondere Momente. Leider ohne Fans", so der Mittelfeldspieler, der bei Unterhaching ausgebildet worden war und später unter anderem für den TSV 1860 München II und Pipinsried gespielt hatte, ehe er mit Türkgücü in die dritte Liga aufstieg. In Verl fühlt er sich wohl: "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich mit dem Wechsel alles richtig gemacht habe."

Ob Pummer wieder auf seinen Posten als Assistent zurückkehrt, ist noch unklar

Bei Türkgücü steht dagegen die Zukunftsplanung weiterhin im Mittelpunkt. Noch ist nicht klar, ob Pummer auf seinen Posten als Assistent zurückkehrt, wenn der neue Coach Petr Ruman (bisher Greuther Fürth II) zur neuen Saison kommt und Mittelfeldtalent Luis Jakobi, 19, mitbringen wird, wie am Freitag bekannt wurde. Man habe zunächst das krankheitsbedingte Aus von Dayat (Rückenprobleme) "moderieren müssen", so Pummer. "Wenn Ruhe einkehrt, werden die Gespräche mit Petr beginnen." Unterdessen unterstrich Geschäftsführer Max Kothny bei Magentasport noch einmal, dass Dayats Gesundheitszustand kein vorgeschobener Grund für die vorzeitige Trennung gewesen sei: "Für uns geht es um nichts mehr, da hätte ich ihn die Saison auch zu Ende bringen lassen können."

Und er beantwortete auch die Frage, wieso sich Klubchef Hasan Kivran so gut wie nie öffentlich äußere: "Hasan ist nicht der Medien-Mann. Wir treffen gemeinsam Entscheidungen, die ich vertreten und nach außen tragen kann", sagte Kothny. Deshalb stelle er sich auch allen kritischen Themen. "Ich freue mich aber auch, wenn irgendwann der Fokus wieder auf das Sportliche gerichtet wird", so der 24 Jahre alte Geschäftsführer.

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