Dritte Liga:Tränenreich, aber schmerzfrei

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Zwei nehmen Abschied: Trainer Arie van Lent betreute die SpVgg Unterhaching beim 1:1 in Magdeburg zum letzten Mal, Lucas Hufnagel beendet seine Profikarriere. (Foto: Sven Leifer/imago images/foto2press)

Im letzten Spiel unter dem scheidenden Trainer Arie van Lent holt Haching in Magdeburg einen Punkt. Präsident Schwabl hat nun recht zügig jede Menge Personalfragen zu klären, schon Mitte Juni beginnt die Regionalligavorbereitung.

Von Stefan Galler, Unterhaching/Magdeburg

Arie van Lent hatte genug, er war wild entschlossen, sein Engagement als Trainer der SpVgg Unterhaching zu beenden, jetzt und gleich. Und so wollte er den Referee davon abhalten, eine fünfminütige Nachspielzeit an den Start zu bringen. "Ich hatte ein bisschen Angst, dass wir noch verlieren", sagte der Niederländer also in der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Ich habe dann zum Schiedsrichter gesagt: ,Mach Schluss!'". Patrick Schwengers kam der Bitte nach, weshalb Haching zwar die rote Laterne in der dritten Liga nicht mehr abgeben konnte, aber zumindest mit einem 1:1 (0:0) im Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg das Kapitel dritte Liga beendete.

Eigentlich war es ja nicht ganz regelkonform, dass der Unparteiische diese Partie pünktlich abpfiff, schließlich gab es zwei lange, ja sogar sehr lange Unterbrechungen. Zunächst verließ der Magdeburger Routinier Christian Beck die große Fußballbühne, nachdem er ein paar Minuten vorher nach Vorarbeit von Raphael Obermair das 1:0 für die Mecklenburger erzielt hatte (50.). Erst verabschiedete sich der 33-Jährige, der zuletzt achteinhalb Jahre für den FCM gespielt hatte, ausführlich von jedem einzelnen Hachinger, um dann unter Tränen seine Spalier stehenden Kameraden und den Trainerstab einzeln abzuklappern.

Erst gefühlt eine Viertelstunde später ging es mit Fußball weiter. Es folgte dann aber nochmal eine Auszeit, als auf Hachinger Seite Lucas Hufnagel vom Platz geholt wurde: Der 27-Jährige beendet wegen chronischer Hüftprobleme seine Profilaufbahn, auch er, bei seinem letzten Spiel sogar Kapitän, ließ sich von all seinen Mitspielern und den Verantwortlichen draußen ausgiebig herzen und holte sich noch ein Sonderlob von van Lent: "Er hat bis zum Ende Gas gegeben", sagte der Trainer und nannte Hufnagel bei Magentasport einen "super Mensch" und "Pfundskerl".

Der Frührentner war auch ein bisschen gerührt, betonte aber, dass er die Fußballschuhe noch nicht für immer ausziehen wird. Unterklassig werde er weiterspielen, versicherte Hufnagel, der noch einmal an den Anfang seiner Karriere zurückdachte: "Es war nie mein Ziel, Profi zu werden, ich bin da irgendwie reingerutscht." Ein Erfolgserlebnis im letzten Drittligaspiel blieb ihm trotz starker Leistung vorenthalten, seine beste Aktion hatte er wenige Minuten vor seiner Auswechslung, als er einen Drehschuss von links am langen Eck vorbeizog.

Das letzte Tor in der dritten Liga erzielt Moritz Heinrich, der den Klub verlassen wird, wie auch Greger, Grauschopf und Müller

Das vorerst letzte Tor für Unterhaching in der dritten Liga erzielte ein anderer, der den Klub nun verlässt: Moritz Heinrich, der keinen Vertrag für die Regionalliga hat, zog nach Pass von Max Dombrowka auf der linken Seite einen unwiderstehlichen Sprint an und schoss den Ball mit dem rechten Fuß ins linke Eck - der 1:1-Ausgleich (61.). Danach passierte abgesehen von den emotionalen Abschieden nicht mehr viel. "Beide Mannschaften haben sich nicht wehgetan", fasste van Lent zusammen.

Und so konnte der Gast ohne Verletzte die Heimreise im Zug antreten. Präsident Manfred Schwabl nutzte die Zeit, um das ein oder andere Gespräch zum Abschied zu führen. Klar sei, dass neben Heinrich etwa auch Christoph Greger, Paul Grauschopf und Robert Müller den Verein mangels Vertrag für Liga vier verlassen. Niclas Stierlin werden keine Steine in den Weg gelegt, dagegen sollen Niclas Anspach und Felix Göttlicher nur gehen dürfen, wenn eine adäquate Ablöse fließt, wie Schwabl betont. Was die Trainerfrage angeht, so rechnet der Präsident mit einer Entscheidung in der ersten Juni-Woche. Er bespreche sich diesbezüglich unter anderem mit den verbleibenden Führungsspielern, aber auch mit Claus Schromm, der sein Amt als Sportlicher Leiter seit März ruhen lässt. Die Zeit drängt, schon am 14. Juni soll sich der neue Kader erstmals zum Trainingsstart treffen, die Regionalliga beginnt entweder am 18. oder 25. Juli.

Und so blickte Schwabl irgendwie positiv auf das Saisonfinale zurück: "Wir haben es mit Würde zu Ende gebracht. Der Sieg gegen Bayern II war beachtlich, gegen Rostock hätten wir fast gepunktet und nun nehmen wir aus Magdeburg einen Punkt mit." Dass jedes Ende auch ein Anfang sein kann, zeigte sich ebenfalls beim finalen Saisonspiel: U19-Kapitän Leonard Grob gab als Einwechselspieler sein Debüt in der ersten Mannschaft der Hachinger.

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