Dritte Liga:Intimer Rahmen

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Kraftvoll abgezogen: Dem Hallenser Aaron Herzog bleibt bei der dynamischen Aktion von Türkgücüs Philip Türpitz (li.) nur die Zuschauerrolle. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Türkgücü München liegt vor nur 830 Zuschauern im Grünwalder Stadion gegen Halle zweimal vorn - und muss sich doch mit einem Remis begnügen.

Von Stefan Galler, München

Die Hoffnungen von Türkgücü München auf ein - im Rahmen der pandemiebedingten Einschränkungen - gut besuchtes Heimspieldebüt in der neuen Drittligasaison erfüllten sich nicht. 3577 Zuschauer wären willkommen gewesen bei der Partie gegen den Halleschen FC im Grünwalder Stadion, doch nur 830 waren da. Es beschlich einen das Gefühl, es seien fast so viele Ordnungskräfte auf Giesings Höhen zusammengekommen wie Fußball-Fans.

Die geringe Resonanz dürfte eine Enttäuschung gewesen sein für die Verantwortlichen beim ambitionierten Drittligaklub um Präsident Hasan Kivran. Geschäftsführer Max Kothny begab sich schon vor dem Spiel bei Magentasport auf Ursachenforschung: "Das Wetter ist nicht optimal, es ist Urlaubszeit. Aber natürlich würde ich mir mehr Fans wünschen." Diejenigen, die gekommen waren, erlebten einen unterhaltsamen Nachmittag, mit dem Wermutstropfen, dass die Mannschaft von Trainer Petr Ruman weiterhin auf den ersten Saisonsieg wartet. Nach dem 0:0 in Verl gab es gegen Halle ein 2:2 (1:0), obwohl Türkgücü zweimal vorne gelegen hatte. "Ein interessantes Spiel, beide Mannschaften wollten Fußballspielen", sagte Ruman in der anschließenden Pressekonferenz. "Ich bin ein Stück weit enttäuscht, wenn man zweimal führt, sollte man die Punkte bei sich behalten."

Die Fans aus Halle geben den Takt vor und haben eine äußerst wichtige Botschaft

Die Gäste aus Sachsen-Anhalt liefen mit breiter Brust auf nach ihrem 3:1-Auftaktsieg gegen den SV Meppen. Sie attackierten früh und standen hoch, boten damit aber auch immer wieder Räume für die Gastgeber. Und schon in der zehnten Minute ging Türkgücü in Führung, als sich Halles Kapitän Jonas Nietfeld ein schlampiges Abspiel aus dem eigenen Strafraum heraus leistete und Albion Vrenezi aus 17 Metern halbhoch ins rechte Eck traf. Da war mal richtig Stimmung bei den Fans der Gastgeber, während ansonsten die meiste Zeit die HFC-Anhänger den Takt vorgaben mit ihren Gesängen. Außerdem hatten sie noch eine äußerst wichtige Botschaft, die sie via Transparent publizierten: "Bier ohne Alk ist wie Döner ohne Fleisch. Gegen alkoholfreien Stadionsuff."

Die Münchner, die auf Sercan Sararer (Hämatom an den Rippen) und Zugang Mergim Mavraj (Erkältung) verzichten mussten, waren nun drin im Spiel und harmonierten ganz passabel, obwohl neben Torwart René Vollath und Mittelstürmer Petar Sliskovic nicht weniger als neun Spieler aufliefen, die vor der Saison neu verpflichtet worden waren. Allerdings blieben sie bis zum Seitenwechsel relativ ungefährlich, ein Schuss von Philip Türpitz (20.) wurde ebenso geblockt wie ein Kopfball von Vrenezi (31.). Von Halle kam in Hälfte eins kaum Gefährliches, Sören-Kurt Reddemann versuchte es zweimal erfolglos aus der Distanz (13., 37.). Trainer Florian Schnorrenberg war dann zum Umstellen gezwungen, weil in Niklas Kreuzer und Reddemann gleich zwei Verteidiger kurz vor beziehungsweise nach der Pause verletzt raus mussten. Der Coach brachte in Michael Eberwein einen neuen Stürmer, der für viel Wirbel sorgen sollte und nach einem Ballverlust von Tim Rieder und starker Vorarbeit von Julian Derstroff aus zehn Metern zum 1:1 ausglich (53.).

Am Ende sind die Gäste näher dran am Sieg

Türkgücü ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, ein langer Ball fand Vrenezi im HFC-Strafraum, beim Kopfballversuch räumte ihn Halles Torwart Tim Schreiber jedoch gewaltsam ab - den folgenden Strafstoß verwandelte der starke Türpitz zur neuerlichen Führung (58.). Türpitz, der nach dem Aufstieg von Hansa Rostock dort weggeschickt wurde, wollte gleich nachlegen, sein 20-Meter-Schuss von der rechten Seite zischte am Tor vorbei (60.), kurz danach bediente er Vrenezi, dessen Versuch übers Tor ging (62.). Doch Halle schaltete im stärker werdenden Giesinger Regen noch einmal einen Gang höher, abermals setzte sich Derstroff links durch, sein Zuspiel konnte Terrence Boyd nicht unter Kontrolle bringen, dafür war abermals Eberwein zur Stelle und schnürte - umringt von Türkgücü-Verteidigern - den Doppelpack zum 2:2 (76.). Am Schluss waren die Gäste dann sogar näher dran am Sieg, doch Eberwein scheiterte an Vollath (90.).

Obwohl noch sieglos, sieht Ruman sein Team vor dem Pokalspiel gegen Union Berlin auf einem guten Weg. Nur die Punktausbeute stimme noch nicht, sagte er. "Die Jungs, die letztes Jahr schon hier waren, und die Neuen haben schon richtig gut zusammengefunden. Das war heute ein Schritt nach vorne im Vergleich zum Spiel gegen Verl."

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