Dritte Liga:Der Münchner Handball lebt

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HT München feiert den Aufstieg in die dritte Liga. (Foto: Walter Slavik/privat/oh)

Nach dem Aufstieg der Spielgemeinschaft Hachinger Tal stehen erstmals seit einem Vierteljahrhundert zwei Teams aus dem Münchner Raum an der Schwelle zum Profihandball. Vielleicht ein Fingerzeig auf dem Weg zurück zu den großen Zeiten.

Von Heike A. Batzer

"Wer mich kennt, weiß, dass ich die dritte Halbzeit liebe", rief Yannick Engelmann den Fans bei seinem Abschied in Fürstenfeldbruck zu und stimmte ein letztes Humba-humba-tätärä an. Künftig darf er bei den Handballern von HT München das Feierbiest geben. Der 28-jährige Rückraumspieler, der auf beinahe allen Positionen spielen kann, wird in der neuen Saison für den Drittliga-Aufsteiger aus München spielen - und damit gegen seinen bisherigen Klub. Der TuS Fürstenfeldbruck hat nach mehr als zehn Jahren als alleiniger südbayerischer Vertreter im halbprofessionellen Handballsport Konkurrenz bekommen.

Die neue Situation könnte den Münchner Handball durchaus beleben. Seit den seligen Zeiten der Bundesligisten Milbertshofen und Schwabing im alten Jahrtausend hat sich in der bayerischen Landeshauptstadt dauerhaft kein hochklassiger Handball etablieren können. Auch auf den Zugriff auf Talente dürfte sich der HT-Aufstieg auswirken. Die aussichtsreichsten Nachwuchsspieler bildete bislang der TSV Allach in seinem A-Jugend-Bundesligateam aus, und schlossen sich diese nicht gleich Ausbildungsinternaten von Bundesligisten an, dann war die erste Anlaufstelle für die Zeit danach stets der TuS Fürstenfeldbruck gewesen. Bis jetzt.

Die Spielgemeinschaft Hachinger Tal München, vor einigen Jahren entstanden als Fusionsprodukt der Handballabteilungen des TSV Unterhaching und der DJK Taufkirchen, hat eine souveräne Saison in der Handball-Bayernliga hinter sich gebracht, mit 26:2 Punkten in der Vorrunde und bislang 22:4 Punkten in der Aufstiegsrunde. Ein 31:27-Sieg in Günzburg machte den Aufstieg in Liga drei vorzeitig perfekt. Dass der TSV Unterhaching schon mal in der Regionalliga gespielt hat - seinerzeit die dritthöchste Spielklasse -, ist gut 25 Jahre her. "Wir haben es verdient", findet Trainer Johannes Borschel.

Zwei Drittligisten im Münchner Raum gab es schon lange nicht mehr. Für den Handball ist das ein Segen

Der 40-Jährige darf, kaum dass er die A-Lizenz erworben hat, die ihn auch zu Höherem als Liga drei befähigen würde, seinen ersten Aufstieg als Trainer feiern. Ende der vorigen Saison war er vorzeitig vom TSV Allach ins Hachinger Tal zurückgekehrt und hatte mit dem damals abstiegsgefährdeten Team noch den Klassenerhalt geschafft. Fünf Jahre zuvor hatte er noch selbst für den TSV Unterhaching gespielt, die letzten beiden Jahre seiner aktiven Laufbahn verbrachte er in Fürstenfeldbruck. Als Enddreißiger wurde er dort noch für ein Jahr zum Zweitligaspieler befördert und erledigte seine Einsätze als Joker mit größtmöglicher Effizienz und regelmäßig ein bis drei Toren.

Von Fürstenfeldbrucks Trainer Martin Wild hat er offenbar viel gelernt und nach seinem Abschied auch ein paar gute Kontakte mitgenommen. Zu Engelmann zum Beispiel. Und auch zu Korbinian Lex. Der ehemalige Kapitän hatte die Brucker Panther vor einem Jahr verlassen, um eine Pause einzulegen, aber schon im Januar für HT München wieder zum Handball gegriffen.

Trainer Johannes Borschel ist außer sich vor Freude. (Foto: Walter Slavik/privat/oh)

In der neuen Saison will das junge Team zusammenbleiben, zwei bis drei Verstärkungen kündigt Borschel noch an, ohne vor dem letzten Saisonspiel am Samstag beim HSC Coburg II Namen zu nennen. Er lobt Teamgeist und "Druckresistenz" seiner Mannschaft. Man habe sich schnell "in einen Flow gespielt".

Zuversichtlich ist man auch, dass "die Euphoriewelle in die neue Saison hinüberschwappt". Das sagt Wilhelm Becker, Handball-Abteilungsleiter des TSV Unterhaching. Mit Borschel hat er einst zusammen in einer Mannschaft gespielt, nun teilt man sich die Zuständigkeiten im Verein. Die Planungen für die dritte Liga sind längst angelaufen, mit einem Etat in mittlerer fünfstelliger Höhe wollen sie über die Runden kommen, wobei nicht ganz klar ist, was alles eingerechnet wird. Das Trainergehalt, sagt Becker, übernehme der Verein und die Spieler würden nur Fahrtkosten erhalten. Deshalb gebe es "keinen Kostenblock, der uns dann um die Ohren fliegen kann".

Nach dem bedeutungslos gewordenen letzten Spiel wollen die HT-Handballer noch ein paar ruhige Wochen genießen, ehe die Vorbereitung für die dritte Liga beginnt. An Pfingsten reist die Mannschaft auf die Partyhochburg Mallorca. Johannes Borschel, obgleich er keine Vaterfigur für seine Spieler sein will, bleibt zu Hause. Macht Urlaub mit der Familie und seinen vier Kindern. Vom Handball bleibt er aber auch dort nicht verschont. Der Nachwuchs spielt auch Handball, was sonst?

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