NBA-Basketballer Draymond Green:Auszeit für den Würger

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Draymond Green (weißes Trikot) ist einer, der gerne gut in die Zweikämpfe kommt, wie man im Fußball sagen würde. In dieser Szene hat er kurz zuvor Jusuf Nurkic niedergestreckt. (Foto: Mark J. Rebilas/USA Today Sports via Reuters Con)

Draymond Green, der ultimative Basketball-Bad-Boy der Golden State Warriors, fliegt zum 19. Mal wegen einer Attacke auf einen Gegner vom Feld - und wird gesperrt, bis er sich therapieren lässt.

Von Jonas Beckenkamp

Moritz Wagner hat die Geschichte neulich erzählt. Im Podcast seines NBA-Klubs Orlando Magic erinnerte er sich an seine erste Begegnung mit Draymond Green und Kevin Durant, damals gegen die Golden State Warriors. Wagner hatte als Liga-Neuling etwas zu viel Übermut intus, als er bei einem Wurf gefoult wurde. "Ihr könnt mich nicht aufhalten", schrie er, ohne zu wissen, wer hinter ihm stand. Green und Durant, zwei Veteranen des gepflegten Trash Talks, verpassten ihm daraufhin eine solche Sprüche-Salve, dass der Deutsche die Freiwürfe verwarf.

Wer sich mit dem ultimativen Basketball-Bad-Boy Green, 33, anlegt, kann froh sein, wenn es bei Worten bleibt, denn die Liste an handfesteren Interventionen fällt üppig aus. Ähnlich wie früher Dennis Rodman, der Provokateur, der seinen Gegnern gerne in den Kopf kroch, ist Green als Mann fürs Grobe gefürchtet. Doch jetzt greift die Liga durch: Nach einer Attacke gegen Jusuf Nurkic von den Phoenix Suns erhielt der Flügelspieler der Warriors eine Sperre für unbestimmte Zeit.

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Green hatte Nurkic am Dienstag nach einer Rangelei am Korb mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen und war zum 19. Mal in seiner elfjährigen NBA-Karriere vom Feld geflogen. "Der Typ braucht echt Hilfe, ich bin froh, dass er mich nicht stranguliert hat", sagte Nurkic später. Green erklärte, er habe nicht mit Absicht agiert - die TV-Bilder sind trotzdem eher nichts für ein Anti-Aggressions-Training. Das Problem des viermaligen NBA-Champions und mehrmaligen Allstars: Er gilt nach einer Sammlung von Vergehen ähnlicher Art als Wiederholungstäter.

Pro verpasstem Spiel werden Green zwischen 150 000 und 200 000 Dollar seines Gehalts gestrichen

Erst kürzlich packte er Minnesotas Hünen Rudy Gobert per Würgegriff in den Schwitzkasten, zuvor hatte er bereits (unter anderem) in drei unterschiedlichen Partien nach LeBron James geschlagen, zweimal Steven Adams unterhalb der Gürtellinie getreten, James Harden in seinen Bart gehauen und ihm den Fuß ins Gesicht gestreckt, eine Wrestlingnummer mit Anthony Davis aufs Parkett gelegt, Davis Bertans den Ellbogen unter die Nase geschwungen sowie im Training seinen Mitspieler Jordan Poole angegriffen.

Deshalb fällt die Strafe drastisch aus: Green ist so lange raus, bis er sich in therapeutische Behandlung begibt, sein Verhalten reflektiert und verspricht, auf seine "dirty plays", sein schmutziges Spiel, zu verzichten. "Er kann erst zurückkehren, wenn er sich auf bestimmte Spielregeln einlässt", heißt es in der Begründung der NBA. Am Donnerstag soll es zu einem Treffen zwischen dem Spieler, seinem Berater und Klubboss Mike Dunleavy Jr. kommen, um zu erörtern, welche Art des Innehaltens Greens Temperament zügeln könnte. Beobachter gehen davon aus, dass er für zehn bis 20 Partien zuschauen könnte - und das wird teuer: Pro verpasstem Spiel streicht man ihm zwischen 150 000 und 200 000 Dollar seines Gehalts.

Dabei braucht sein kriselndes Team Green eigentlich als defensiven Schwerstarbeiter, wie sein Trainer Steve Kerr erklärte: "Er weiß das auch, wir haben es mit ihm besprochen. Er muss Wege finden, sich zusammenzureißen." Und Green selbst? Zeigt wenig Einsicht. Ihm sei es bei der Aktion gegen Nurkic nur darum gegangen, dem Gegner ein Foul anzuhängen. Na dann.

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