DOSB:Athletenvertreter distanziert sich von DOSB-Erklärung

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DOSB-Boss Alfons Hörmann und der Ethikchef Thomas de Maizière, damals noch als Bundesinnenminister, bei einer Pressekonferenz zur Leistungssportreform. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Nach der Publikation von gravierenden Vorwürfen gegen DOSB-Boss Alfons Hörmann wächst der Druck auf den Sportdachverband. Die Ethikkommission eröffnet auch formal ein Verfahren.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Im Umgang mit den gravierenden Vorwürfen gegen den Präsidenten Alfons Hörmann, 60, gerät der Deutsche Olympische Sportbund immer weiter in die Kritik und der Verbandschef unter Druck. Am Montag distanzierte sich der Ruderer Jonathan Koch, der als Athletenvertreter im DOSB-Präsidium sitzt, via Twitter von einer Resolution des Führungsgremiums.

Nach der Publikation eines anonymen offenen Briefes im Namen von DOSB-Mitarbeitern hatte der Sportdachverband am Freitag einen Text veröffentlicht, in dem es unter anderem hieß, dass das Präsidium über die Vorwürfe verwundert sei, "diesen Stil der Kommunikation und den eingeschlagenen Weg über die Medien" ablehne und dem Präsidenten das "uneingeschränkte Vertrauen" ausspreche.

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Unter diesem Text standen die Namen aller Präsidiumsmitglieder, auch der von Ruderer Koch. Dieser erklärte nun allerdings in einer Erklärung, dass er sich bei der Abstimmung enthalten habe, weil er in einigen Teilen mit der Wortwahl nicht einverstanden war. Auf eine Anfrage, warum Kochs Name zunächst dennoch unter der Erklärung stand und wer dafür verantwortlich ist, gab der DOSB zunächst keine Antwort.

Zugleich bestätigte am Montag der Chef der Ethikkommission, der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas de Maizière, dass sein Gremium auch formal ein Verfahren eröffnet hat. Der genaue Fortgang des Ethikverfahrens ist noch unklar. Die nächste Sitzung des Gremiums war eigentlich für den 18. Juni geplant. De Maizière sagte am Montag, er "sondiere zur Zeit, ob zusätzlich eine oder mehrere frühere Sitzungen stattfinden". Er versuche, am Mittwoch eine Sitzung hinzubekommen. Zu dem Gremium zählen neben dem CDU-Politiker noch der Jurist und frühere BND-Chef Hansjörg Geiger sowie die Biathlon-Olympiasiegerin Kati Wilhelm.

Hörmann will sich bis Dienstag den Ethikern erklären

Hörmann selbst wiederum ging laut dpa bei einer Veranstaltung des Münchner Presseclubs schon fest davon aus, dass die Ethiker bereits am Mittwoch tagen würden. Bis Dienstag sollten ihnen "unsere entsprechenden Darstellungen" vorgelegt werden: "Unser Ziel wird sein, all die Punkte klar, offen und transparent zu beantworten." Zu den einzelnen Vorwürfen äußerte sich der DOSB-Boss bei dem Termin weiterhin nicht - dafür sei dies der "falsche Zeitpunkt" und der "falsche Ort".

Am Donnerstag war ein anonymer offener Brief veröffentlicht worden, der im Namen von DOSB-Mitarbeitern Hörmanns Rücktritt forderte, eine "Kultur der Angst" konstatierte und zahlreiche konkrete Vorwürfe zu persönlichem Fehlverhalten formulierte. "Wir nehmen alles, was da derzeit dargestellt wird, ernst", sagte dazu nun Hörmann. "Im Lauf der nächsten Wochen" wolle man zu einem Ergebnis kommen und "die entsprechenden Schlüsse ziehen"; man wolle "ein anderes Klima im DOSB schaffen".

In einem Interview mit d er FAZ monierte am Montag auch Thomas Dieckhoff, früher Geschäftsführer der DOSB-Tochter Deutsche Sport Marketing (DSM), Hörmanns Führungsstil. Er habe "persönlich den Druck immer als negativ empfunden, als Stress. Das war bedrohlich, verunsichernd und hat nicht dazu beigetragen, für mich persönlich eine positive, motivierende Arbeitsatmosphäre zu schaffen." Der DOSB teilte dazu mit, man werde sich zu "jedweder Form von externen Kommentierungen" nicht öffentlich äußern, "aber die entsprechenden Fragen der Ethik-Kommission in der gebotenen Form beantworten".

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