Dortmund bereitet sich auf die Meisterfeier vor:Zweieinhalb Tonnen Scherben weniger

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Mit einem Heimsieg gegen Gladbach kann der BVB die Meisterschaft perfekt machen. Die Stadt bereitet sich auf feiernde Menschenmassen vor und hat wegen der Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr ein Glasverbot verhängt. Die Mannschaft von Jürgen Klopp wird sich jedoch im Fall der Fälle zurückhalten - Schuld daran ist ein Novum in der Klubgeschichte.

Freddie Röckenhaus

Die Anlässe, ihre Borussia zu feiern, wachsen den Dortmundern offenbar ein wenig über den Kopf. An diesem Samstag könnte der Bundesliga-Tabellenführer bereits seine Titelverteidigung klar machen, durch einen Heimsieg über Borussia Mönchengladbach. Eine offizielle Feier wird es nach dem Spiel aber naturgemäß nicht geben können, weil niemand die kurzfristige Planung stemmen könnte. Die Stadt überlässt das spontane Feiern den Fans. Für den Kernbereich der Innenstadt, innerhalb der historischen Stadtwälle ist allerdings ein "Glasverbot" erlassen worden.

Dortmunds Fans stellen sich auf die zweite große Meisterschaftsfeier hintereinander ein. (Foto: dapd)

Auch in der vergangenen Saison hatte Dortmund am 32. Spieltag (im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg) den Meistertitel bereits perfekt gemacht. Damals mussten anschließend 2,5 Tonnen zerbrochenen Flaschen und Gläser eingesammelt werden. In den Ambulanzen der Krankenhäuser gab es zahlreiche Schnittverletzungen zu verarzten, weil sich freudetrunkene BVB-Fans an Scherben geschnitten hatten. Autokorsos und andere Freuden-Kundgebungen werden von der Polizei allerdings ausdrücklich toleriert. Es wird, im Falle der Meisterschaft, mit einem Zusammenbruch des Verkehrs rund um Dortmunds Wallring gerechnet.

Die Lage um die Meisterfrage ist insgesamt höchst verworren. Durch den Umstand, dass Dortmunds Verfolger Bayern München bereits am Nachmittag in Bremen spielt, Dortmund aber erst ab 18.30 Uhr gegen Mönchengladbach, könnte der skurrile Fall eintreten, dass der BVB - falls München Punkte in Bremen abgibt - bereits beim Anpfiff des eigenen Heimspiels nicht mehr einzuholen wäre. Dortmund hat derzeit acht Punkte Vorsprung, bei noch drei ausstehenden Spielen.

"Wenn es nach mir gegangen wäre", kommentierte BVB-Trainer Jürgen Klopp diese Konstellation, "hätten wir schon vergangene Woche sagen sollen: Alle Spiele finden an diesem Spieltag am Samstag zur gleichen Uhrzeit statt." Das wäre, wegen der Fernsehrechte, vermutlich nicht durchsetzbar gewesen.

Pokalfinale am 12. Mai gegen die Bayern

Richtig feiern kann der BVB aber weder nach einem Sieg gegen Mönchengladbach noch nach dem offiziellen Saisonabschluss, der in zwei Wochen ebenfalls zu Hause in Dortmund (gegen den SC Freiburg) stattfindet. Selbst für den letzten Spieltag sind nur inoffizielle und gemäßigte Feiern vorgesehen. Schuld daran ist ein Novum in der BVB-Klubgeschichte: Erstmals haben die Borussen die Chance, das Double aus Meisterschaft und Pokal zu gewinnen, denn eine Woche nach dem Bundesliga-Finale steht am 12. Mai das Pokal-Endspiel gegen Bayern München in Berlin an.

Das Cupfinale soll auf mindestens drei Großbildwänden in der Innenstadt, auf dem Hansaplatz, dem Friedensplatz und der Kampstraße live übertragen werden. Man rechnet mit einer viertel Million Zuschauern.

Erst am Tag nach dem Pokalendspiel wird die BVB-Mannschaft, mit der bei der Meisterfete im vergangenen Mai über 500.000 auf den Dortmunder Straßen feierten, den obligaten Meister-Korso zelebrieren, in offenen Wagen, vom traditionsreichen Borsigplatz in der Nordstadt zum Zentrum. Allerdings gibt es auch da Hindernisse: Am 13. Mai findet in Nordrhein-Westfalen die vorgezogene Landtagswahl statt. Mit Rücksicht darauf hat die Stadtspitze in der "Herzkammer der Sozialdemokratie", wie Willy Brandt Dortmund zu nennen pflegte, erst nach Schließung der Wahllokale den Umzug genehmigt. Er soll nun um 18.09 Uhr am Borsigplatz starten - als Erinnerung an das Gründungsjahr des Ballspielvereins Borussia im Jahre 1909.

Eine Hundeausstellung ist im Weg

Auch die große Schlusskundgebung mit dem Meister-Korso kann nicht, wie im vergangenen Jahr, auf den großen Freiflächen vor der Westfalenhalle stattfinden, weil dort, seit Monaten fest fixiert, eine Hundeausstellung "Hund und Heimtier" mit 50.000 Teilnehmern und Besuchern stattfindet. Als Endpunkt ist nun die zum Kunstmuseum umgebraute ehemalige Union-Brauerei ("Dortmunder U") am Königswall ins Auge gefasst, auf dessen Turm im Panorama-Club "View" die Mannschaft mit Gästen schon 2011 feierte.

Ob und wie die Mannschaft selbst dieses Mal feiert, ist ebenfalls ungeklärt. Schließlich könnte es ja sein, dass sie schon am Vorabend in Berlin den möglichen ersten Pokalsieg seit 1989 bejubelt. Ob dann am Tag darauf die Kondition für weitere Festivitäten ausreicht, hängt also vom Ausgang des Finales gegen den FC Bayern ab.

© SZ vom 21.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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