Dopingopfer entsetzt über Harting:Ihm fehlt ein Herz

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Was war der Auslöser für Robert Hartings Affront gegen die DDR-Dopingopfer? Offenbar fühlte sich der Diskuswerfer durch Kritik an seinem Trainer provoziert.

Claudio Catuogno

Was ist nur in Robert Harting gefahren? Am Tag nach der Verbal-Attacke des 24-jährigen Berliner Diskuswerfers gegen DDR-Dopingopfer versuchte sich Jürgen Mallow, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), an einer Erklärung. Mallow hatte Harting am Morgen seines Finalwettkampfs beim Frühstück getroffen, anschließend sagte er dem Sportinformationsdienst, es müsse sich bei Hartings Ausfall am Vortag um eine spontane Form von Wut gehandelt haben.

Robert Harting scheint sich mit seinem provokanten Kommentar in Richtung deutscher Dopingopfer keinen Gefallen getan zu haben. (Foto: Foto: AP)

Ein Vertreter des Vereins Doping-Opfer-Hilfe (DOHV) habe nämlich unmittelbar vor Hartings Vorkampf am Dienstag im Radio den Ausschluss des WM-Zweiten von 2007 aus der Nationalmannschaft gefordert.

Und nach einiger Verwirrung war dann auch klar, auf welche angeblich provozierenden Äußerungen sich Mallow bezog: Der ehemalige DDR-Bahnradfahrer Uwe Trömer hatte dem Deutschlandfunk ein Interview gegeben und dort vor allem Hartings Trainer Werner Goldmann kritisiert. Nach Aktenlage war Goldmann tief ins DDR-Staatsdoping verstrickt, mehr als eine dünne Erklärung hat man ihm dazu aber bisher nicht abgerungen.

Als Rechtfertigung für Hartings Ausfall allerdings taugt Mallows Erklärungsversuch kaum - dafür war die Wortwahl schlicht zu heftig. Bezogen auf vom DOHV im Berliner WM-Stadion verteilte Pappbrillen, die das Publikum symbolisch vor dem Anblick gedopter Sportler bewahren sollen, hatte Harting erklärt: "Wenn der Diskus aufkommt, soll er gleich gegen die Brillen springen, damit die wirklich nichts mehr sehen.

Vertreter der im DOHV organisierten Geschädigten des DDR-Dopingsports zeigten sich auch am Mittwoch noch entsetzt: "Erschrocken", sei sie gewesen, sagte die ehemalige Leistungsschwimmerin Ute Krieger-Krause: "Für fehlende Schulbildung hätte ich ja Verständnis bei jemandem, der sein ganzes Leben auf dem Trainingsplatz war. Aber für seine fehlende Herzensbildung habe ich kein Verständnis. Sondern da frage ich mich: Mit wem hat dieser Bursche die letzten Jahre verbracht?"

Ihr Mann Andreas Krieger - als Heidi Krieger 1986 Europameisterin im Kugelstoßen, sagte: "Das ist ein offizieller Angriff gegen Geschädigte. Wenn so die neuen Helden im deutschen Sport aussehen, ist es um den deutschen Sport schlecht bestellt."

DOHV-Vertreter kritisieren seit langem, dass sich Harting auf seiner Homepage mit angeblich lustigen Sprüchen seines Trainers brüstet, die sie für schlicht geschmacklos halten. Harting selbst will sich am Donnerstag auf einer DLV-Pressekonferenz äußern.

© SZ vom 20.08.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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