Doping in Russland:Sportgericht hebt reihenweise Olympia-Sperren für Russen auf

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Eine Hinweistafel auf eine Dopingkontrollstation hängt im Laura Biathlon Center während der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi. Betrogen wurde dort trotzdem. (Foto: Lee Jin-man/AP)
  • Der Internationale Sportgerichtshof Cas fasst einen Beschluss, der das IOC empfindlich trifft: Die lebenslangen Olympia-Sperren für 28 russische Sportler werden annuliert.
  • Die Erfolge der betreffenden Athleten bei den Spielen in Sotschi bleiben geltend.

Der Internationale Sportgerichtshof Cas hat die lebenslangen Dopingsperren gegen 28 russische Wintersportler wegen unzureichender Beweislage aufgehoben. Elf weitere Sportler bleiben für die Spiele in Pyeongchang ausgeschlossen, ihre lebenslangen Sperren für Olympia sind laut einer Cas-Mitteilung vom Donnerstag ebenfalls ungültig. Das IOC hatte insgesamt 43 russische Wintersportler von künftigen Olympischen Spielen ausgeschlossen, weil die Athleten bei den Heim-Spielen in Sotschi 2014 von organisierten Manipulationen profitiert haben sollen.

42 der betroffenen Sportler hatten vor dem Cas Einspruch eingelegt. Langlauf-Olympiasieger Alexander Legkow, Skeleton-Olympiasieger Alexander Tretjakow und Rodler Albert Demtschenko gehören zu den Athleten, deren Sperren der Cas nun aufgehoben hat. Der deutsche Rodler Andi Langenhan bleibt daher Vierter der Spiele von Sotschi und erhält nicht nachträglich Bronze. Bob-Olympiasieger Alexander Subkow zählt hingegen zu den Athleten, die für Pyeongchang gesperrt bleiben.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte zuletzt zu erkennen gegeben, dass es auch im Falle eines Freispruchs durch den Cas diese Sportler nicht für die Spiele in Südkorea zulassen wird. Das NOK Russlands war nach der IOC-Entscheidung Anfang Dezember für die Winterspiele gesperrt worden. Allerdings dürfen russische Sportler unter neutraler Flagge und ohne Hymne starten. Sie werden als "Olympischer Athlet aus Russland" (OAR) geführt. Nach eingehender Prüfung hat das IOC 169 russischen Athleten erlaubt, in Südkorea anzutreten.

In den zurückliegenden Tagen waren 39 Russen vom Sportgerichtshof angehört worden, via Videoschalte ebenso Kronzeuge Grigori Rodtschenkow - früher Chef des Anti-Doping-Labors Moskau - und der WADA-Chefermittler Richard McLaren. Über drei russische Biathletinnen wird der Cas voraussichtlich erst nach den Spielen in Südkorea entscheiden.

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Alle drei haben ihre Laufbahn beendet. Grundlage der IOC-Beschlüsse in der Causa Russland waren die Aussagen von Rodtschenkow und die Berichte von McLaren für die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Rodtschenkow hatte nach seiner Flucht in die USA das Betrugssystem bei Olympia in Sotschi enthüllt. McLaren sammelte weitere Beweise für ein groß angelegtes Dopingprogramm. Die vom IOC eingesetzte Disziplinarkommission unter Leitung von Denis Oswald sah die Beweislast gegen die Russen nach weiteren "forensischen und analytischen Doping-Untersuchungen" als erdrückend an. Der Cas folgte dem aber offenbar nicht.

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