DFB-Team:Götze macht den Fitnesstest beim DFB

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Für Dortmund noch nicht fit genug: Trainer Thomas Tuchel und sein potenziell bester Spieler Mario Götze. (Foto: dpa)

Für die Bundesliga ist Mario Götze noch nicht in Form, sagt sein Coach Thomas Tuchel. Wie sinnvoll also ist es, dass der Spieler jetzt zur Nationalelf stößt?

Kommentar von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Die Wege des Fußballs sind oft unergründlich. Am Samstagnachmittag noch erklärte der Fußballlehrer Thomas Tuchel der Gemeinde ausführlich, dass Mario Götze, 24, derzeit in der Bundesliga noch überfordert sei. Sein Fitnesszustand erlaube noch keine Einsätze, und es sei auch kein Wunder, dass er körperlich noch nicht in Bestform sei, denn er habe halt lange Zeit gar nicht und danach nur wenig gespielt. Selbstvertrauen im Sport komme aber nur mit körperlicher Fitness. Götze guckt dem Spiel von Borussia Dortmund vorerst von der Tribüne aus zu.

Bei der Nationalmannschaft wird im Prinzip dieselbe Sportart betrieben, aber kaum hatte man über die Ansprache von Tuchel einmal geschlafen, da ist derselbe Mario Götze, diesmal aber der Weltmeister Mario Götze, offenbar ausreichend fit, um von Tuchels Berufskollegen Joachim Löw für die beiden Länderspiele gegen Finnland und Norwegen nominiert zu werden.

Interessant am Rande: Götzes Spielkamerad André Schürrle, der schon in guter Verfassung ist und am Samstag beim Bundesliga-Start beide BVB-Tore beim 2:1 gegen Mainz vorbereitete und auch sonst mächtig aufdrehte, hat sich bei Löw abgemeldet: Schürrle hat Rücken. Könnte auch heißen: Man muss nicht bei jedem Testkick dabei sein. Der BVB geht vor. Vielleicht.

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Götze wollte Löw keinen Korb geben - er fühlt sich bei ihm wohl in der Schuld

In Dortmund sagen sie, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand, dass Götze in der vorigen Woche nur ein einziges Mal voll trainieren konnte, weil ihm das harte Aufbautraining eine Muskelübersäuerung bereitet habe. Man könne darüber streiten, ob Götze ein weiterhin gezieltes, hartes Aufbautraining zu Hause besser täte als das eher schonende Training bei der Nationalelf und die Aussicht auf ein wenig Spielpraxis im Trikot mit dem Bundesadler. Wenn Götze überhaupt zum Einsatz kommt. Wenn nicht, wäre es aus Sicht der Trainingswissenschaft eher eine verlorene Woche.

Mario Götze selbst, den Tuchel offenbar vor dem Comeback in Dortmund zuerst zu absoluter Fitness trimmen will, hat dem Bundestrainer jedenfalls keinen Korb geben wollen. Zu sehr fühlt er sich wohl in der Schuld bei Joachim Löw, der ihn väterlich gehätschelt hat, auch als er bei seinem dreijährigen Ausflug zum FC Bayern mehr und mehr den Boden unter den Füßen verlor und jüngst vor der EM in Frankreich dort fast völlig abgemeldet war. In Dortmund arbeitet der halbe Trainerstab daran, Götze wieder zu dem zu machen, der er war, dessen "Talent auf dem Platz strahlt", wie Tuchel es salbungsvoll ausdrückt.

Götze soll wieder beweglicher, schneller, geschmeidiger werden. Er hat offenbar kein Gramm Fett zu viel, aber ein paar überflüssige Muskeln am Oberkörper, die er sich in München vielleicht auch aus Frust auftrainiert hat. Diese Muskeln sind brauchbar für den Transport von Klavieren, aber hinderlich fürs feingliedrige Spielen. Theoretisch ist Götze der beste Fußballer, den Klubtrainer Tuchel je trainieren konnte. Praktisch aber lädt der Bundestrainer Löw ein, wen er einladen will. Abgesprochen wird da wenig, nicht einmal im Falle des WM-Helden Götze.

Die Klubs nehmen die Sonderstellung generell eher zähneknirschend hin, die sich die Nationalelf in Deutschland reservieren darf. Ob zwei Länderspiele, nur eines davon ein Pflichtspiel, sinnvoll sind, kurz nach dem ersten Bundesliga-Spieltag? Ernsthaft diskutiert wird das offenbar gar nicht mehr. Hat keinen Zweck, sagen Klubmanager wie Michael Zorc vom BVB. Wer Weltmeister ist, kann Trainingszustände aus der Ferne beurteilen, auch gegen die Strategie des Heimtrainers und des Klubs, der 95 Prozent vom Spielergehalt zahlt. Damit finden sich Borussia Dortmund und alle anderen irgendwie ab. Im Moment jedenfalls.

© SZ vom 30.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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