DFB-Präsidiumssitzung:Es ist viel aufzuarbeiten beim Grummel-Gipfel

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Wolfgang Niersbach schließt nicht aus, dass es "im Nachwuchsbereich zu Veränderungen kommen kann". (Foto: dpa)

Die Diskussionen waren zuletzt ungewohnt heftig und öffentlich: Wenn sich die Mitglieder des DFB-Präsidiums treffen, sind diplomatische Fähigkeiten gefordert. Es deuten sich zudem Rochaden im Trainerstab an.

Von Johannes Aumüller

Am Mittwochabend hatte Wolfgang Niersbach eine gute Gelegenheit, höchst kompetente Ansprechpartner für Spezialfragen der Krisendiplomatie zu treffen. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zählte zu den Gästen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Gala-Dinner mit US-Präsident Barack Obama geladen hatte. Auf jeden Fall sind diplomatische Fähigkeiten gefordert, wenn sich an diesem Freitag in Frankfurt die Mitglieder des DFB-Präsidiums treffen, um die ungewohnt heftige und ungewohnt öffentliche Auseinandersetzung mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) aufzuarbeiten.

Von den vier DFL-Vertretern in dem 17-köpfigen Gremium wird zwar Liga-Präsident Reinhard Rauball fehlen, weil er sich auf einer lange geplanten Urlaubsreise befindet. Aber Niersbach hatte mit ihm schon in den vergangenen Tagen telefonisch Kontakt. Die Kombattanten sind nach den Verbalattacken nun auf Ruhe aus, sie wollen sich um die inhaltlichen Fragen kümmern. Doch bei manchem Funktionär ist immer noch ein Grummeln zu vernehmen.

Zu herb war der Schlagabtausch, in dem ja sogar das Wort "anmaßend" fiel; zu machtpolitisch geprägt waren die Debatten, in die sich auch die Frage nach der Größe von DFB-Präsidium und -Vorstand mischte und es somit um die Zukunft bestimmter Funktionäre und ihrer Ämter ging. Und zu gegenläufig sind die Haltungen in zentralen Fragen, wie sich vor allem in der Debatte um die künftige Stellung des Sportdirektors zeigt. Der DFB denkt an eine Konzentration, also eine Reduzierung der Aufgaben des Sportdirektors. Die DFL hingegen möchte einen Generalverantwortlichen für den sportlichen Bereich, der auch als Vorgesetzter des Bundestrainers wirkt - schwer, sich da einen plötzlichen Kompromiss vorzustellen.

Konkretere Ergebnisse sind am Freitag bei der Besetzung der Trainerposten bei den Junioren-Nationalmannschaften zu erwarten. Dem kicker sagte Wolfgang Niersbach, er schließe nicht mehr aus, dass es "im Nachwuchsbereich zu Veränderungen kommen kann". Dies dürfte sich vor allem auf U21-Trainer Rainer Adrion beziehen, obwohl der nach dem frühen Aus bei der EM in Israel von Niersbach noch eine Job-Garantie erhalten hatte. Auch könnte die alte Streitfrage um die Zuständigkeit für die U21 noch einmal aufflammen. Aber in der Debatte der vergangenen Tage war es nicht nur um Adrions Elf, sondern um alle U-Teams gegangen.

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Ein Kommentar von Philipp Selldorf

Die Verträge sämtlicher Juniorentrainer sind zwar erst kürzlich bis 2014 verlängert worden - aber der DFB hat in der Vergangenheit auf ähnliche Situationen auch schon mit größeren Rochaden im Betreuerstab reagiert.

© SZ vom 21.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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