DFB-Pokal: zweite Runde:Therapie mit Nebenwirkungen

Lesezeit: 3 min

Beim 5:0 im Pokal über Oberhausen prüft der FC Bayern seine Reservisten. Der Problemfall Mario Gomez leidet, dafür trifft Thomas Müller erneut.

Andreas Burkert, Fröttmaning

Etwas lächerlich machte sich der Stadionsprecher schon, als er kurz vor der Halbzeit außer Rand und Band geriet. "Tor für den FC Bayern!", lärmte er, als habe soeben Juventus Turin in München das 0:3 kassiert. Dabei kommt Juventus erst nächste Woche zum ersten Gipfeltreffen in der Champions League, an diesem lauschigen Dienstagabend hieß der Gegner Rot-Weiß Oberhausen.

Die Spieler des FC Bayern bejubeln das 1:0 gegen Oberhausen. (Foto: Foto: rtr)

Selbst weltberühmte Fußballprofis reden allerdings häufig davon, wie wichtig solche Pflichtsiege seien für ihr Selbstbewusstsein, vor allem dann, wenn ihnen der Saisoneinstieg so holprig geriet wie diesen Sommer dem FC Bayern. Und so verzichteten die Münchner hinterher zwar auf Ehrenrunden und lärmende Begeisterung, doch geschäftsmäßig fiel ihre Freude nach dem lockeren 5:0-(2:0)-Sieg gegen den chancenlosen Zweitligisten auch wieder nicht aus. Immerhin bedeutete er den fünften Erfolg in Serie.

Als Therapiestunde für diejenigen, die zuletzt nicht (oder nicht mehr) in seiner Startelf standen, hatte Trainer Louis van Gaal die Pflichtaufgabe offenkundig verstanden. Eigentlich ist der Niederländer kein Freund der Rotation, doch diesmal spülte es einige Edelreservisten in die Startformation. Im Mittelfeld liefen Altintop, Ottl und Klose auf, in der Abwehr kamen Breno und Braafheid zum Einsatz, Rensing ersetzte Butt im Tor, und vorne durfte Sosa neben Gomez und Ribéry beginnen. Schweinsteiger und Robben standen gar nicht im Kader.

Es wurde dann schnell klar, an wessen Ego die Personalentscheidungen des Trainers und der enorme Konkurrenzkampf nicht spurlos vorübergegangen sind. Altintop, zu Saisonbeginn noch gesetzt, leistete sich jedenfalls früh ein paar verstörende Ballverluste, nicht viel besser lief es für Mittelstürmer Gomez, der gegen Nürnberg (2:1) erneut zur Pause ausgewechselt worden war. Besonders unglücklich stellte er sich in der 38. Minute an, als er im Strafraum zwar die Kugel kontrollierte - aber weder einen Abschluss noch ein Zuspiel auf einschussbereite Kollegen hinbekam.

Eine Viertelstunde zuvor war Gomez auf RWO-Keeper Pirson zugerannt, der Linienrichter wedelte zwar wegen Abseits' mit seiner Fahne - dass Gomez den Ball neben das Tor setzte, wirkte dennoch logisch und tragisch zugleich.

Natürlich ist das eine undankbare Aufgabe gewesen für ihn und die vielen Neulinge, in dieser ungewohnten Konstellation und gegen einen mehr zur Schadensbegrenzung als zur Pokalsensation entschlossenen Außenseiter. Doch wer sich empfehlen will für anstehende Aufgaben wie den Ligahit am Samstag in Hamburg oder das Duell mit Juventus, sollte in van Gaals Kosmos auch bei solchen besseren Trainingseinheiten Punkte sammeln. Am ehesten gelang dies bis zur Pause Ottl, der im defensiven Mittelfeld durch Übersicht und Direktspiel auffiel. Van Gaal lobte nach der Partie ganz allgemein "das Engagement und die Laufbereitschaft" des Ergänzungspersonals. "Ich bin sehr froh über das Resultat, aber auch über die Ausführung."

Beim Problemfall Gomez schien kurz vor der Pause eine rätselhafte Blockade gelöst. Es stand inzwischen 1:0, der Treffer wurde Lahm gutgeschrieben, obwohl Verteidiger Embers die flache Hereingabe mit der Hacke ins eigene Tor gelenkt hatte (32.). Nun dribbelte Lahm wieder zur Grundlinie, diesmal klärte Torwart Pirson unzureichend, so dass der Flankenball auf Gomez' Stirn fiel. Aus etwa 60 Zentimetern köpfte er freistehend ein.

Über solch ein schnödes Abstaubertor freuen sich Stürmer manchmal mehr als über einen Winkeltreffer, denn sie haben dann wieder ihren Instinkt bewiesen - für die rechte Zeit, für den richtigen Ort. Doch Gomez' Leiden linderte das 2:0 (41.) nicht, im Gegenteil - die Therapie erzeugte Nebenwirkungen. Ribéry ist beispielsweise so freundlich gewesen, ihm nach einem Flankenlauf den Ball erneut ideal zu servieren - doch der Kopfstoß trudelte nur mühsam in Pirsons Arme (54.). Kurz darauf vernahm Gomez abermals heftige Pfiffe, dabei ging seinem Scheitern vor Pirson diesmal ein lausiger Querpass von Altintop voraus (56.).

Die Partie lief irgendwie nicht für Mario Gomez, das war der Eindruck, sondern eher für Luca Toni, den van Gaal erstmals nominiert hatte. Der Italiener ersetzte Gomez nach 61 Minuten unter dem Beifall der 40.000 Zuschauer. Doch die weiteren Tore schossen andere, das dritte und auch das fünfte Tor erzielte Daniel van Buyten, selbstredend per Kopf, wie schon am Samstag gegen den Club. Zwischendurch war auch Müller gekommen, Thomas Müller, der inzwischen so wichtig zu sein scheint, dass van Gaal ihn schont.

Nicht mal eine Minute stand der 20-Jährige auf dem Rasen, als er auf Pirson zulief und den Ball lässig zum 4:0 rechts unten im Eck unterbrachte (70.). "Müller vor, noch ein Tor!", riefen sie jetzt in der Kurve, wie ehedem bei Gerd Müller, dem Bomber. Aber solch ein geschichtsträchtiger Refrain für einen Neuprofi, klang das nicht doch ein bisschen lächerlich, gegen Oberhausen? Nein, überhaupt nicht.

© SZ vom 23.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Bayern: Einzelkritik
:Das Wunder von München

Ribéry zeigt sich auf einer ungewohnten Position, Ottl erklärt Altintop den Hackentrick, und Görlitz klärt, wer in der Bayern-Hierarchie auf Position vier steht. Die Bayern in der Einzelkritik.

Johannes Aumüller, Fröttmaning

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: