DFB-Pokal: Pfiffe aus der Kurve:Frisches Obst für Neuer

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Tausende Tafeln mit der Aufschrift "Koan Neuer": Die Bayern wollen seit langem Manuel Neuer verpflichten, die Fans stehen zu Thomas Kraft. Das Torwart-Duell begleitete das Pokalhalbfinale.

Andreas Burkert

Spaßvögel sind der Ansicht gewesen, dass Manuel Neuer am Mittwoch sein erstes Heimspiel in der Münchner Arena bestritt. Dabei ist er deutlich erkennbar im Schalker Hemd eingelaufen, und die Begrüßung fiel feindselig aus: Neuer bekam Pfiffe zu hören, wie auch später im Spiel bei jeder Ballberührung.

Pfiffe bei jeder Ballberührung: Die Feindseligkeit der Bayern-Fans nahm Manuel Neuer gelassen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Zwischendurch hielt die bayerische Stammkundschaft Transparente hoch, die ihm ebenfalls wenig schmeichelten und vielmehr ihre Zuneigung zum aktuellen Bayern-Keeper Thomas Kraft belegten: "Kraft gewinnt Spiele in Mailand, Neuer verliert sie in Gladbach", stand dort geschrieben. Und dann wurden tausendfach Tafeln mit der Aufschrift "Koan Neuer" gereckt. Ganz ungemütlich wurde es für Neuer, 24, als er nach der Pause im Tor vor der Südtribüne Posten bezog: Der Mob tobte heftig bei seinem Anblick, frisches Obst flog in den Strafraum.

Neuer gegen Kraft, dieses Duell begleitete das Pokalhalbfinale unweigerlich. Es ist lange bekannt, dass die Bayern den gleichfalls interessierten Schalker Nationaltorwart verpflichten möchten, was in München nicht jeder begreifen will und deshalb Partei für das aufstrebende Talent Kraft ergreift. Indem Bayern-Coach Louis van Gaal den 22-Jährigen im Wintercamp zur neuen Nummer eins beförderte, bescherte er den Klubchefs eine delikate Debatte. Sie kann ihnen nicht gefallen kann, obwohl sie im Süden sicher im Dreieck springen würden, hielte Neuer 2012 toll gegen Dortmund oder Donezk.

Mischt Manchester mit?

Inzwischen hat sich ja sogar van Gaal für den Kauf von Neuer ausgesprochen. Doch seinem Vorschlag - beide bei den Bayern! - mag sich kaum einer anschließen. Auch Kraft nicht, er möchte spielen und hat das bis 2013 gültige Vertragsangebot der Bayern erst einmal zur Seite gelegt: Erst will er wissen, ob Neuer kommt.

Weil die Sache wohl noch nicht genug Unruhe erzeugt, hatte pünktlich zum Duell der Kandidaten Schalkes mächtiger Aufsichtsratschef Clemens Tönnies die Debatte mit einer angeblichen Nachricht bereichert: Englands Tabellenführer habe sich über einen "internationalen Berater bei mir gemeldet und Interesse von Manchester United an Neuer bekundet".

Kenner werten dies als recht plumpen Versuch, den Marktwert Neuers weiter zu steigern und damit den Münchnern zusätzliche Millionen abzuringen bei einem Transfer im Sommer. Tönnies ist Geschäftsmann und dürfte etwas dagegen haben, Neuer 2012 ohne Gegenleistung ziehen lassen zu müssen.

Im Spiel haben sich weder Kraft noch Neuer sonderlich auszeichnen können, wenn man einmal davon absieht, dass der Schalker nach der Halbzeit sehr routiniert das Obst vor seinem Kasten entfernte und stets eine Autorität darstellte, als die Bayern doch den Druck erhöhten. Robben schoss, Kroos zog ab, aber das stellte ihn nicht vor Probleme. Gegenüber fror Kraft allmählich fest, einmal vertändelte er gefährlich den Ball. Dann lief Neuer dem konsternierten Mob fort: Abpfiff, er jubelte.

© SZ vom 03.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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