DFB-Pokal: Nürnberg - Trier:Als ob eine Bratwurst fehlt

Ein Chef mit unchefiger Rückennummer, ein neues Wahrzeichen und ein Abwehrspieler, der gegen Stürmer ohne Wikipedia-Eintrag überfordert ist. Welche Nürnberger sind fit fürs neue Jahr? Die Einzelkritik.

Johannes Aumüller

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(Foto: Bongarts/Getty Images (Archivbild))

Nach einer wenig überzeugenden Leistung setzt sich Nürnberg im DFB-Pokal gegen den Viertligisten Eintracht Trier durch, Albert Bunjaku und Mehmet Ekici sorgen mit ihren Toren für einen 2:0-Sieg. Welcher Nürnberger ist wie fit für die am Wochenende mit dem Spiel in Mönchengladbach beginnende Bundesliga-Saison? Eine Einzelkritik. Raphael Schäfer Wahrscheinlich ist es nicht das letzte Mal, dass Raphael Schäfer in dieser Saison die Auszeichnung "Bester Nürnberger des Spiels" bekommt, wahrscheinlich rechnet er auch selbst damit, aber genauso wahrscheinlich hat er gedacht, dass dies gegen Eintracht Trier noch nicht der Fall sein würde. Aus einem gemütlichen Nachmittag gegen einen Viertligisten wurde für Schäfer nichts, stattdessen musste er zwei hochkarätige und vier gute Chancen des Gegners abwehren. Dass Trainer Dieter Hecking nicht zum zweiten Mal in Serie mit seiner Mannschaft (2009 coachte er noch Hannover 96) zum DFB-Pokal-Auftakt in Trier scheiterte, hat er vor allem Raphael Schäfer zu verdanken.

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Juri Judt Meist bekam es der Rechtsverteidiger mit einem Herrn namens Albert Meha zu tun. Der ist in Trier zwar bekannt dafür, gute Freistöße zu schießen, im Rest der Welt aber so unbekannt, dass er noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag hat. Für Judt aber waren dieser Albert Meha und dessen größtenteils ebenfalls wikipediaeintraglose Mitspieler an diesem Nachmittag dennoch zu gut, der 24-Jährige war der schlechteste FCN-Spieler. Dass sich nach dem Abgang von Dennis Diekmeier die rechte Abwehrseite in dieser Saison als Schwachstelle der Nürnberger herausstellen könnte, mutmaßen Beobachter schon lange. Dass Judt das schon gegen den Regionalligisten Trier belegt, hat wohl kein Beobachter gemutmaßt. Die Alternative heißt Jens Hegeler, ausgeliehen von Bayer Leverkusen.

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Per Nilsson Erfahrung, Ruhe, Souveränität. Das alles hatten sich die Nürnberger Verantwortlichen von der Verpflichtung des 27-jährigen Schweden erhofft. Wenn das Spiel gegen Trier der Maßstab ist, sollten die Nürnberger Verantwortlichen ihre Hoffnungen gleich mal reduzieren. In die Nahtstellen zwischen ihm und Judt sowie zwischen ihm und Andreas Wolf kamen viele Bälle, einige Male waren er und Wolf bei Flanken nicht gut abgestimmt und übersahen die gegnerischen Angreifer. Ein schwaches Debüt - einerseits. Andererseits hat Nilsson in Hoffenheim schon manches Mal unter Beweis gestellt, dass er durchaus für Erfahrung, Ruhe und Souveränität sorgen kann. War gegen Trier vielleicht nur ein Ausrutscher.

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Andreas Wolf Größtenteils siehe Nilsson: mangelnde Abstimmung in der Innenverteidigung, ungewohnte Fehler im Stellungsspiel. Hatte aber das Glück, nicht mit Juri Judt ein Abwehrpärchen zu bilden, sondern mit Javier Pinola, der als einer der wenigen Nürnberger so etwas wie Normalform erreichte. Musste in der Vorbereitung ja um seinen Stammplatz bangen und tat gegen Trier nichts, um in dieser Frage nachdrücklich Eindruck zu hinterlassen. Fliegt der Kapitän nun aus der Mannschaft? Nun ja: Zu Nürnberg gehören die Kaiserburg, die Drei im Weggla und Andi Wolf, und es kommt dort ja auch niemand auf die Idee, nur zwei Bratwürste in eine Semmel zu legen.

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Javier Pinola Spielt mittlerweile ungefähr so lange für Nürnberg wie in der Stadt des Pokalgegners Trier das aus römischer Zeit stammende Wahrzeichen Porta Nigra steht. Ist bei den Fans so beliebt, dass diese bestimmt noch einen aus Mittelfranken ausgewanderten Vorfahren finden, um Pinola zu einem Urfranken erklären zu können. Tat sich wie die ganze Mannschaft gegen Trier schwer, allerdings nicht so schwer wie der Rest der Elf - und war in der zweiten Hälfte fast der einzige, der mal so etwas wie eine durchdachte Aktion zustande brachte. Ist für die Stammelf gesetzt, und sollte der Auftritt der Herren Nilsson und Wolf keine Ausnahme gewesen sein, sondern die Regel werden, sei daran erinnert, dass im Nürnberger Aufstiegsjahr Pinola auch einen mehr als passablen Innenverteidiger abgab.

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Timmy Simons 33 Jahre, belgischer Nationalspieler, kam vom PSV Eindhoven - und soll der neue Chef im Mittelfeld werden. Trägt die völlig unchefige Rückennummer zwei, deutete aber gegen Trier bisweilen an, dass er durchaus als legitimer Nachfolger von Nürnberger Mittelfeld-Chefs wie Tomas Galasek oder Andreas Ottl taugt. Der Galasek-Vergleich bot sich gegen Trier erst recht an, weil Simons anders als in der Vorbereitung einen Allein-Sechser abgab - so wie der Tscheche früher. Hatte entscheidenden Anteil an der guten Nürnberger Phase zwischen der fünften und der 35. Minute, weil er es verstand, den Ball ruhig und strukturiert zu verarbeiten. Spielte bisweilen aber zu oft zu viel quer und zu sehr zurück. Aber fürs Kreative soll ja ohnehin Ilkay Gündogan sorgen.

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Ilkay Gündogan Er hat's auch nicht leicht, dieser Ilkay Gündogan. In den Tagen vor dem Trier-Spiel hatte er so oft Vergleiche zwischen sich und Mesut Özil lesen müssen, dass er sich am Ende wahrscheinlich fragte, ob nicht er bald zu Barcelona oder Real Madrid wechseln würde. Bleibt fürs Erste in Nürnberg und dort auf einer defensiveren Position als gemeinhin Özil. Um die Zehner-Rolle streiten sich beim Club eher Mehmet Ekici und Marek Mintal, den spielerisch feinen Gündogan hingegen scheint sich Trainer Dieter Hecking als ideale Ergänzung zu Simons auf der Sechser-Position ausgeguckt zu haben. Gegen Trier aber agierte Gündogan mehr als Achter denn als Sechser und mit stark schwankenden Phasen, er war aber immer noch einer der besseren Nürnberger. Dürfte sich auf den 30. Oktober freuen: Dann spielt Nürnberg mit Gündogan bei Bremen mit Özil - sofern der bis dahin nicht zu Barcelona oder Real Madrid wechselt.

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Christian Eigler Begann etwas überraschend anstelle von Maik Frantz, was vielleicht damit zusammenhing, dass Frantz als gebürtiger Saarbrücker eine ganz besonders, nun ja: intensive Beziehung zu Eintracht Trier hat - die beiden Vereine aus dem Südwesten der Republik sind sich mindestens so spinnefeind wie vor 2000 Jahren die Römer und die Germanen. Eigler rechtfertigte das Vertrauen aber kaum. Da reichte ein Mann wie Triers Thomas Drescher (okay, aus seiner Zeit in Kaiserslautern immerhin bundesligaerfahren, aber dennoch, diese Bundesliga-Zeit ist schon ein paar Jährchen her), um den Nürnberger fast vollends aus dem Spiel zu nehmen. Schlug immerhin die Flanke vor Albert Bunjakus 1:0. Es sollte aber ziemlich verwundern, wenn Eigler auch am Wochenende gegen Mönchengladbach beginnen darf. Frantz kam später noch und intensivierte seine Beziehung zu Eintracht Trier nicht weiter.

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(Foto: ddp)

Marek Mintal Begann etwas überraschend anstelle von Mehmet Ekici, was ganz sicher nicht damit zusammenhing, dass Mehmet Ekici gebürtiger Münchner ist. Sondern vor allem damit, dass Trainer Dieter Hecking mit einem schweren Spiel rechnete und noch einen jungen, frischen Mann in der Hinterhand haben wollte. So sagte es der Nürnberger Trainer zumindest nach dem Spiel. Nun ist das Platzhalten für einen jungen, frischen Mann ja Gott sei Dank nicht alles, was Marek Mintal auszeichnet, doch gegen Trier blieb das Phantom blass - anders als Ekici, der nach seiner Einwechselung für etwas Kreativität sorgte und auch das 2:0 schoss. Zu Mintals Charakter passt die Jokerrolle nicht, heißt es oft. Doch passt seine Leistung zur Startelf? Das Duell Mintal vs. Ekici ist kurz vor dem Saisonstart eine der interessantesten Nürnberger Personalien. Aber vielleicht schafft Hecking ja auch eine Lösung, in der beide Platz finden?

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(Foto: ddp)

Albert Bunjaku Immerhin: Es ist ihm das gelungen, was ihm in der vergangenen Saison so oft gelungen ist - ein Tor. Von Pflichtspiel eins an also kann Albert Bunjaku den Titel "gefährlichster Nürnberger Offensivspieler" tragen, und sollte sich an der Torgefahr seiner Kollegen Eigler und Julian Schieber nicht schnellstens etwas ändern, dürfte ihm der Titel auch bis zum 34. Meisterschaftsspieltag gewiss sein. Hatte außer seinem Linksschuss zum 1:0 noch eine Kopfballchance, war ansonsten wenig gewinnbringend in seinen Aktionen.

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Julian Schieber Trainer Hecking wollte nach dem Spiel die Leistungen der Neuen nicht im Einzelnen bewerten. Licht und Schatten habe es da gegeben, formulierte er offen. Doch der aus Stuttgart gekommene Julian Schieber, immerhin Stammkraft der U-21-Nationalmannschaft, weiß wohl genau, dass er der schattigste von allen war. Konnte sich kein einziges Mal richtig in Szene setzen. Sein Glück: Es gibt überhaupt keine Alternative zu ihm im Sturmzentrum, nur zwei junge Zugänge und Angelos Charisteas. Aber den mag in Nürnberg seit dem Bau der Kaiserburg kein Trainer.

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