DFB-Pokal:Kai-Uwe rettet den FC Augsburg

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Fingerzeig: Augsburgs Caiuby schießt gegen Mainz das entscheidende Tor in der Verlängerung. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Caiuby erzielt das entscheidende 3:2 für den Augsburg gegen den FSV Mainz.
  • Der Brasilianer war zuletzt nicht im Kader. Davor fiel er mit mehreren Undiszpliniertheiten auf.
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Von Sebastian Fischer, Augsburg

Der Fußballer, den sie Kai-Uwe nennen, wollte nichts sagen nach dem Spiel, das seines war. Er bedachte die Journalisten im Stadion nur mit einem grimmigen Blick und schüttelte den Zeigefinger, als er in die Kabine ging. Dabei hatten ihn die Zuschauer eben noch gefeiert. Kai-Uwe, hatten sie gerufen, immer wieder. Es ist durchaus ironisch, dass dieser Spitzname klingt wie der Name eines Finanzbeamten aus Flensburg. Denn der Mann, der am Dienstag mit einem Kopfballtor zum 3:2 in der Verlängerung das DFB-Pokalspiel für den FC Augsburg gegen Mainz 05 entschied, heißt eigentlich Caiuby. Er ist ein Stürmer aus Sao Paulo, der zu einer Extravaganz neigt, die den Erfolg des Klubs vor ein paar Tagen noch zu gefährden schien. Nun ist sie zunächst mal wieder das Augsburger Glück.

"Er ist unglaublich wichtig für unsere Mannschaft", sagte Torhüter Andreas Luthe. "Er kann in der 120. Minute noch einen Gegner anpressen und das mit höchstem Tempo, sein Kopfballspiel ist Weltklasse." Stürmer Marco Richter grinste und sagte, Caiuby sei ein "super Typ, ein witziger Typ." Er grinste noch ein bisschen mehr und sagte: "Er ist halt, wie er ist." Verteidiger Martin Hinteregger sagte, Caiuby habe mit seiner Leistung etwas zurückgegeben.

Caiuby, 30, spielt seit 2008 in der Bundesliga, seit 2014 beim FC Augsburg. Er ist laufstark, zweikampfstark, torgefährlich, ein Spieler wie gemacht für Pressingfußball. Doch er ist auch der Fußballer, der im Sommer mehr als eine Woche zu spät aus dem Urlaub kam und nach Angaben von Manager Stefan Reuter die höchste Geldstrafe der Klub-Geschichte bezahlen musste. Er wurde beim Schwarzfahren erwischt und zu einer Geldstrafe von 22 500 Euro verurteilt. Und als er zuletzt mal wieder zu spät zu einer Videositzung gekommen sein soll, sagte sein Mitspieler Rani Khedira der Augsburger Allgemeinen Zeitung: "Ein Mensch macht Fehler. Bei ihm waren es jetzt letztendlich zu viele." Beim 2:1 in Hannover am vergangenen Wochenende stand Caiuby nicht im Kader.

Augsburgs Trainer Manuel Baum lächelte, als er in der Pressekonferenz auf den Torschützen angesprochen wurde. "Klar gibt es das eine oder andere, wo man mit ihm drüber reden muss. Aber ich glaube, wer die Nationalität kennt, der weiß, dass man da vielleicht etwas Zeit investieren muss. Aber das ist er definitiv wert." Was der Landshuter Baum meinte, war wohl: Mei, der Brasilianer.

Es ist ja so, dass der FC Augsburg unter den Bundesligaklubs eher der Finanzbeamte ist, also ein braves Image pflegt. Doch sportlich scheint der Klub in dieser Saison durchaus zu mehr als dem stets bodenständig als Ziel ausgegebenen Klassenverbleib imstande zu sein. Zwar könnte die Bilanz auf den ersten Blick mittelmäßiger nicht sein: Nach neuen Spielen hat der FCA dreimal gewonnen, dreimal verloren, dreimal Unentschieden gespielt. Doch die Niederlagen waren allesamt unglücklich, jeweils ein Punktgewinn gelang immerhin gegen Leipzig und den FC Bayern. Und der erste Einzug in die dritte Pokalrunde seit 2016 zeigte ein paar Aspekte des Erfolgs, die Tiefe des Kaders zum Beispiel. Ein Aspekt heißt Caiuby.

Er setzt sich für die Jungs immer ein, sagt Reuter über Caiuby

Baum hatte den erschöpften Kapitän Daniel Baier geschont und in Alfred Finnbogason den besten Stürmer zunächst auf die Bank gesetzt. Mainz war besser und ging verdient mit 1:0 und 2:1 in Führung. Doch Caiuby, als Linksaußen aufgestellt und Profiteur der Rotation, wehrte sich gegen die Niederlage. Er erzwang das Eigentor zum zwischenzeitlichen 1:1, der Stadionsprecher rief ihn als Torschützen aus. Wie immer fragte er: "Kai?" Und die Fans antworteten: "Uwe!" Caiuby hatte die besten Torchancen, gewann Zweikämpfe. Und nachdem Michael Gregoritsch in der 86. Minute ausgeglichen und den Pokalkampf in die Verlängerung getragen hatte, sprang Caiuby in der 105. Minute in eine Flanke von Finnbogason. Das Tor war kaum zu verteidigen.

"Eine typische Situation für ihn", sagte Reuter später zufrieden. Der Manager sprach dann über die Bedeutung von Regeln, die müsse natürlich jeder einhalten. "Aber was bei ihm heraussticht, ist, dass er sich für die Jungs immer reinhaut, darum verzeiht eine Mannschaft das einfach." Es ist also davon auszugehen, dass der brasilianische Caiuby vorerst kein typisch deutscher Kai-Uwe wird. Aber vielleicht ist das auch okay so.

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