DFB-Pokal: Elversberg - Hannover:Blamiert vom Viertligisten

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Hannover 96 unterliegt in der ersten Runde des DFB-Pokals dem SV Elversberg. Für Trainer Mirko Slomka wird die Luft schon vor dem Bundesliga-Start arg dünn.

Jürgen Schmieder

Wie angesagt eine Mannschaft in der Gunst des bundesweiten Publikums ist, lässt sich mitunter an den Zuschauerzahlen in der ersten Runde des DFB-Pokals ablesen, wenn die Elf Zugpferd sein muss für einen unterklassigen Verein. Germania Windeck etwa rechnet am Montag gegen den FC Bayern mit mehr als 40.000 Fans, die Partie von Werder Bremen in Ahlen am Samstag wollten immerhin 11.000 Menschen sehen. Zur Niederlage von Hannover 96 beim SV Elversberg (4:5 nach Elfmeterschießen) kamen gerade einmal 3000 Zuschauer.

Mirko Slomka: Schon nach einem Pflichtspiel wird die Luft dünn für den Trainer von Hannover 96. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Hannover 96 gehört offensichtlich nicht zu den hippsten Mannschaften der Bundesliga. Kein Wunder, dass Hannovers Manager Jörg Schmadtke vor dem Spiel sagte: "In den ersten beiden Runden ist finanziell nicht viel drin, danach schon - man kann über den Pokal schnell Geld verdienen." Diese zusätzlichen Einnahmen könnte Hannover 96 gut gebrauchen, die finanzielle Lage des Vereins gilt weiter als angespannt. Dennoch fordert Trainer Mirko Slomka lautstark Zugänge ("Wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind"), Mängelverwalter Schmadtke lehnte bisher ab, weshalb sich die beiden Verantwortlichen seit Wochen Scharmützel liefern.

Die kommende Saison wird ohnehin als prägend für Slomkas Trainerkarriere empfunden, auf Schalke hatte er einst mit einem bestehenden Kader Erfolge erzielt, mit Hannover in der vergangenen Spielzeit den Klassenerhalt erreicht. Nun muss er beweisen, dass er einen Kader komponieren und eine Mannschaft formen kann. "Elversberg ist deshalb so wichtig, um einen guten Blick auf Frankfurt zu bekommen", hatte Slomka vor der Partie gesagt.

Zu Beginn des Spiels fiel dieser Blick für Slomka durchwachsen aus - was auch daran lag, dass Viertligist Elversberg nicht gewillt zu sein schien, 90 Minuten lang nur zu verteidigen. Zwar kombinierte sich Slomkas Elf geduldig durchs Mittelfeld, Torchancen gab es jedoch nur wenige, weil die 96-Akteure 20 Meter vor dem Tor auf Pässe verzichteten und den Ball lieber in Richtung Tor droschen - wuchtig zwar, aber mit der Präzision einer Schrotflinte.

Getrübter Blick auf Frankfurt

Es war eine ausgeglichene Partie, was Slomka aufgrund des Klassenunterschiedes nicht gefallen durfte - schon nach 20 Minuten stand er gestikulierend an der Seitenlinie und schickte drei Einwechselspieler zu Aufwärmübungen. Elversberg verteidigte vor dem eigenen Strafraum geschickt und gestaltete die Zweikämpfe robust, was immer wieder zu Ballgewinn und schnellen Gegenstößen führte, nicht jedoch zu einem gefährlichen Torschuss, weshalb es nach 45 Minuten 0:0 stand.

Wer geglaubt hatte, Hannover würde mutiger in die zweite Halbzeit starten und überraschende Angriffe zeigen, der sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Der Elversberger Stürmer Emre Güral versuchte sich direkt beim Anstoß mit einem 50-Meter-Schuss, Florian Fromlowitz konnte nur verdutzt zusehen, wie der Ball an die Latte sprang und von dort ins Toraus. Nur zwei Minuten später schoss Martin Willmann nach einem schönen Elversberger Angriff den Ball an Fromlowitz, aber auch am Tor vorbei.

Und Hannover? Slomka hatte in der Pause Lars Stindl für Manuel Schmiedebach gebracht, nach 60 Minuten nahm er Mike Hanke vom Feld und ersetzte ihn durch Moritz Stoppelkamp, später kam noch Mikael Forssell für Jan Schlaudraff. Die Wirkung dieser Einwechslungen war, dass nun Stindl, Forssell und Stoppelkamp auf dem Feld waren, während Hanke, Schlaudraff und Schmiedebach auf der Ersatzbank saßen - das Spiel der Hannoveraner blieb so kreativ wie ein Kontoauszug. Die einzige Chance kam aus dem nichtigsten Nichts, das man sich vorstellen kann. Ein von der Mittellinie aus geschlagener Ball blieb irgendwie so lange in der Luft, bis er im Strafraum auf den Kopf von Emanuel Pogatetz fiel (83.). Elversbergs Schlussmann Matthias Kuhn parierte jedoch reaktionsschnell.

Weil auch die Verlängerung so spannend war wie Kaugummikauen auf Valium, musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen - und weil Mikael Frossell seinen Elfmeter nicht im Tor unterbringen konnte, ist Hannover an der Pflichtaufgabe in Elversberg gescheitert.

Wie angesagt Mirko Slomka und Jörg Schmadtke nach diesem Scheitern in der Gunst des mächtigen Präsidenten Martin Kind (neun verschiedene Trainer und sieben Manager in zwölf Jahren) noch sind, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Der Blick auf Frankfurt indes ist für die beiden arg getrübt.

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