DFB-Pokal: Bremen im Finale:Unwiderstehliches Lila

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Mit lila Füßen das kleine Jubiläum perfekt gemacht: Titelverteidiger SV Werder Bremen steht zum zehnten Mal im Finale des DFB-Pokals. Vor 30.000 Zuschauern siegten die Bremer 2:0 gegen den Zweitligisten Augsburg.

Zwar weiß man im Fußball vorher nie, wie's nachher ausgeht, eines aber kann man doch mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen: Wenn das DFB-Pokal-Halbfinale ausgetragen wird, ist Werder Bremen dabei. Kann man sich an entscheidende Cup-Spiele erinnern, bei denen nicht Thomas Schaaf am Spielfeldrand saß? Eigentlich nicht.

Am Dienstagabend saß er natürlich auch wieder dort, als seine Bremer den klassentieferen FC Augsburg empfingen. Und natürlich wird er auch am 15. Mai, wenn das Pokalfinale gespielt wird, wieder auf einer Trainerbank im Berliner Olympiastadion Platz nehmen: Verdient mit 2:0 (1:0) Toren bezwangen seine Bremer den Zweitliga-Zweiten nach Treffern von Marko Marin (30.) und Claudio Pizarro (84.). Nebenbei haben sich die Bremer der Qualifikation für die kommende Europa League sehr nahe gebracht. Selbst eine Niederlage im Pokalendspiel dürfte reichen - vorausgesetzt, der Finalgegner (Schalke oder der FC Bayern) qualifiziert sich für die Champions League.

Am Dienstagabend konnte man lernen, dass Werders Liebe zum Pokal offenbar ansteckend ist. Sie infiziert auch Spieler, die neu sind in Bremen. Marko Marin, im Vorjahr mit Mönchengladbach ruhmlos in der zweiten Runde gescheitert, dribbelte, trickste und quirlte, als hätte er die legendären Wunder von der Weser alle selbst erlebt.

Marin war wichtig an diesem Abend, ohne ihn wären die durchaus selbstbewusst angereisten Augsburger vielleicht auf dumme Gedanken gekommen. Ihnen wäre vielleicht eingefallen, dass die Werder-Abwehr zuletzt für jede Panne zu haben war; so aber wurden die Augsburger von Marin derart beschäftigt, dass sie erstmal nur an ihr eigenes Tor denken konnten. Das verteidigten sie tapfer, aber bald war zu erkennen, dass sie den lila Füßen nicht immer gewachsen waren.

Bedauerlicherweise haben bislang weder DFB noch die DFL lila Fußballschuhe verboten, weshalb Marin und Mesut Özil die Lücke in den Statuten für ihre geschmacklichen Verfehlungen nutzen konnten. Sie trugen Lila mit orangefarbenen Streifen, und es dauerte nur drei Minuten, bis einer von Özils Schuhen auffällig wurde. Nur knapp rauschte sein vom linken Fuß abgefeuerter Schuss am Tor von Simon Jentzsch vorbei. Jentzsch trug altmodische schwarze Schuhe, er ist ja auch schon 33.

Lila links, lila rechts

Offenbar hatte Trainer Schaaf seinen Profis den Weg über die Flügel gewiesen, immer wieder versuchten sie von dort hinter die Abwehr des FCA zu gelangen. Praktischerweise verfügt Schaaf in Özil, Marin und Hunt (gelbe Schuhe) über Offensivspieler, denen egal zu sein scheint, auf welchem Flügel sie gerade stehen.

Sie rochierten hin und her, mal leuchtete lila links, mal leuchtete es rechts. Am unwiderstehlichsten war Lila aber, als es durch die Mitte kam: Marin nahm Özil mit in einen Doppelpass, der zu schnell war für die Abwehr des Zweitligisten. Wie zum Hohn schloss Marin mit einem langsamen Schüsschen ab: Gegen die Laufrichtung von Jentzsch rollte der Ball zum 1:0 ins Tor.

Ein Schuss genügte

Es spricht für die Mentalität des Außenseiters, dass er sich vom bunten Spiel nicht vollends verrückt machen ließ. Allmählich bemühte sich der Zweitligist um eigene Akzente, vermutlich war ihm die Anfälligkeit der Bremer Abwehr wieder eingefallen. Tatsächlich genügte ein einziger scharfer Pass, um Werders Deckung auf dem falschen Fuß zu erwischen. Der anschließende Schuss von Michael Thurk (ebenfalls lila) lief quer über die Torlinie und endete: am Pfosten (42.).

Diese Chance nahmen die Gäste mit in die Pause. Sie kehrten so erfrischt zurück, dass sie gleich zur nächsten Chance kamen, Torwart Wiese wehrte Ndjengs Flanke mit Mühe ab. Das reichte, um sich Respekt zu verschaffen: Die Bremer überließen den Gästen das Mittelfeld, eine Entwicklung, die FCA-Trainer Luhukay mit der Einwechslung offensiver Kräfte (Rafael und Baier) forcierte.

Die Bremer wollten kein 4:4 an diesem Abend, auch kein 3:2 - sie wollten einfach nur dieses 1:0 halten und ab ins Pokalfinale. Als sich unverhofft die Chance zum 2:0 bot, nutzten sie diese aber doch: Pizarro ging mit einem von Frings schnell ausgeführten Freistoß auf und davon und traf. Am Ende stand ein eher unbremischer, weil unspektakulärer Sieg. Aber bremisch war der Abend dann ja doch: Sie stehen zum zehnten Mal im Pokalfinale.

© SZ vom 24.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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