Das gab es seit 17 Jahren nicht mehr: Eine Deutsche gewinnt das Stuttgarter Tennisturnier - glanzvoll und problemlos. Im Finale ließ die 22-jährige Julia Görges der Weltranglistenersten Caroline Wozniacki keine Chance. Wächst da eine neue Gewinner-Generation heran? Wer hätte das erwartet? Eine deutsche Siegerin. Julia Görges ließ sich nach ihrem Überraschungscoup in den Sand von Stuttgart fallen - und freute sich ausgiebig. Die Fed-Cup-Spielerin aus Bad Oldesloe setzte ihre Siegesserie im Finale des WTA-Turniers in Stuttgart fort und ...
... sicherte sich durch ein 7:6 (7:3), 6:3 gegen die Weltranglistenerste Caroline Wozniacki (Dänemark) ihren zweiten Turniersieg nach Bad Gastein 2010. Solch positive Nachrichten vom deutschen Frauentennis hat es lange nicht mehr gegeben.
Nach dem Hype um Andrea Petkovic in den vergangenen Wochen ist Görges' Turniersieg ein weiteres Indiz dafür, dass eine neue Erfolgsgeneration heranwachsen könnte. Tatsächlich gelang Görges durch ihren ...
... bislang größten Erfolg etwas, was selbst Steffi Graf nicht geschafft hat - das Heimspiel im Ländle zu gewinnen. Zuletzt hat Anke Huber 1994 beim Stuttgart-Vorgänger in Filderstadt triumphiert.
Görges zeigte gegen Wozniacki vor 4800 Zuschauern erneut eine ausgezeichnete Vorstellung. Die 22-Jährige, die am Montag auf Platz 27 der Rangliste erscheinen wird, hielt gegen die Nummer eins der Welt konsequent dagegen - vor allem mit ihrem starken Service konnte sie immer wieder punkten.
Außerdem brachte sie die favorisierte Dänin, die in diesem Jahr bereits drei Turniere gewonnen hat, mit vielen druckvollen Grundlinienschlägen in Bedrängnis. Die Deutsche behielt in den entscheidenden Phasen die Ruhe, sie wirkte extrem selbstbewusst und nutzte nach 57 Minuten ihren zweiten Satzball, nachdem sie im Tie Break schon 6:2 geführt hatte.
Danach gelang Görges durch ein Break zum 2:0 schon früh der entscheidende Schritt zum Sieg. Bereits bei der letzten Begegnung mit Wozniacki in Kopenhagen im vergangenen Jahr hatte die Deutsche mit 5:3 im entscheidenden Satz geführt, aber dann dem Druck nicht stand gehalten - diesmal klappte es weitaus besser.
Die deutsche Nummer zwei spielte konzentriert, raffiniert und ließ sich auch durch vermeintlich leichte Fehler nicht aus der Fassung bringen. Mit der nötigen Power zog sie immer wieder ihre Schläge durch und gewann Spiel um Spiel. Ihr war dabei regelrecht anzusehen, dass sie sich den Erfolg nicht mehr nehmen lassen wollte.
Im Viertelfinale von Stuttgart waren zuvor Andrea Petkovic, Sabine Liskicki (gegen Görges) und Kristina Barrois ausgeschieden. Es war aus deutscher Sicht beim Heimspiel trotzdem die beste Bilanz seit 27 Jahren.
Julia Görges strahlte da schon sichtlich erfreut bei der Siegerehrung. Neben dem beachtlichen Preisgeld von 111.000 US-Dollar bekommt die 22-Jährige einen schicken, silberfarbenen Flitzer. Allerdings hat sie ...
... deshalb ein Luxusproblem. "Ich bin seit drei Monaten kein Auto mehr gefahren. Vielleicht sollte ich es erstmal wieder mit einem normalen Wagen probieren." Sollte sie weiter so gut spielen, dürfte das nicht ihr letztes gewonnenes Auto sein.