Deutsche Eishockey Liga:Genusswochenende

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Wieder nicht drin: ERC-Torwart Kevin Reich hielt gegen Mannheim seinen Kasten sauber. (Foto: Stefan Bösl/imago)

Nahe dran an der Perfektion: Der ERC Ingolstadt gewinnt zwei Mal zu null und kommt der Spitze immer näher. Besonders die Defensive beeindruckt.

Von Christian Bernhard

Kevin Reich machte es einem leicht zu erkennen, wie er das Wochenende fand. "In den letzten zwei Spielen sind wir hinten unglaublich eng gestanden", sagte der Torhüter des ERC Ingolstadt am Sonntag bei Magentasport. Das Team habe eine "unglaubliche defensive Arbeit" verrichtet, "es war wirklich unglaublich." Dreimal unglaublich in so wenigen Worten - das Ingolstädter Wochenende hatte nachhaltigen Eindruck bei Reich hinterlassen.

4:0 gegen die Adler Mannheim, 3:0 gegen die Iserlohn Roosters - das ERC-Heimspiel-Wochenende war tatsächlich nahe dran an der Perfektion. Keine Mannschaft in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat in den vergangenen 16 Partien mehr Punkte geholt als die Oberbayern (34), die weiterhin Tabellensechste sind, der Spitze aber immer näher kommen. "Dieses Wochenende dürfen wir genießen", sagte sogar der oftmals knurrige ERC-Trainer Doug Shedden.

Besonders beeindruckend war der defensive Auftritt seiner Mannschaft. Dass der ERC über eines der talentiertesten Offensiv-Teams der Liga verfügt, ist schon länger klar. Die neu gefundene Stabilität in der Verteidigung öffnet den Oberbayern nun neue Perspektiven. "Wir müssen hinten stark stehen, weil die Offensive haben wir", sagte Reich. "Dann kommen die Tore von alleine." Gegen Mannheim erzielten diese Chris Bourque (26.), Matt Bodie (38.), Frederik Storm (56.) und Mirko Höfflin (60.).

Entscheidend für das Sechs-Punkte-Wochenende war das kompakte und konzentrierte Auftreten vor dem eigenen Tor - das ist auch den Kreativspielern bewusst. Der Däne Storm, mit elf Scorerpunkten in den vergangenen sieben Spielen einer der stärksten Ingolstädter Angreifer, hob hervor, dass das "ziemlich solide" Auftreten in der Defensive derzeit "das Wichtigste für uns" sei.

Stellvertretend für Ingolstadts neue Defensivstärke, verknüpft mit der schon vorhandenen Offensivpower, steht Matt Bodie

55 Minuten am Stück ohne Gegentor zeigen, dass Sheddens Trainerteam in diesem Bereich sehr gute Arbeit verrichtet hat. Stellvertretend für Ingolstadts neue Defensivstärke, verknüpft mit der schon vorhandenen Offensivpower, steht Matt Bodie. Der Kanadier war in der vergangenen Saison einer der komplettesten Verteidiger der Liga. Zu Beginn der laufenden Saison tauchte er unter, nur drei Scorerpunkte in 15 Spielen waren nicht das, wozu er imstande ist. Nun ist aber auch er wieder auf der Höhe, gegen Mannheim bereitete er Bourques 1:0 mustergültig vor und legte das 2:0 nach. "Bodie, Wagner - die ganze Abwehr hat einen herausragenden Job gemacht", sagte Shedden. "Wir haben mit viel Aufopferung gespielt."

Wie gut der Ingolstädter Auftritt war, wurde auch durch die Aussagen der Mannheimer deutlich. Adler-Trainer Pavel Gross sprach von einem "absolut verdienten Sieg", der ERC sei läuferisch und in Sachen Aggressivität stark gewesen und habe viele Zweikämpfe gewonnen. "Deshalb gewinnst du auch die Spiele." Mannheims Torhüter Brückmann wurde noch deutlicher: "Ingolstadt war uns heute in allen Bereichen überlegen." Aussagen dieser Art von einem der Topfavoriten auf den Titel schmeicheln der ERC-Seele.

Für die ERC-Torhüter war das Wochenende ein spezielles, beide konnten sich über ein Zu-null-Spiel freuen. Der belarussische Nationaltorhüter Danny Taylor, der kürzlich die Nachfolge des Finnen Karri Rämö antrat, hatte seit August kein Spiel mehr bestritten, als er Ende November bei Ingolstadt unterschrieb. Das hielt ihn aber nicht davon ab, seine ersten zwei Spiele gleich zu gewinnen. "Mit dem Alter entwickelte ich mein Spiel in eine Richtung, wo ich nicht mehr nachdenken muss", erklärte er seinen erfolgreichen Kaltstart. Es fühle sich so an, als sitze er auf einem Rad, erzählte er - einmal gelernt, für immer gekonnt .

"Danny und ich kommen von Tag eins an super miteinander klar", sagte Reich. "Die Verteidiger vertrauen uns." Und die Verteidiger nehmen auch Schmerzen in Kauf, um für ihre Torhüter einzustehen. Kapitän Fabio Wagner ging in der letzten Spielminute beim Stand von 3:0 einem krachenden Adler-Schuss nicht aus dem Weg, sondern blockte ihn unter Schmerzen. Sein Block wurde zur Vorlage für Höfflins 4:0 ins leere Tor - ein passenderes Bild zum ERC-Wochenende hätte es nicht geben können.

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