Deutsche Biathleten in der Einzelkritik:Unbekömmlich wie zu viel Zuckerwatte

Simon Schempp trifft alle Scheiben, ermüdet aber auf dem Weg ins Ziel. Christoph Stephan bekommt Magenschmerzen und Arnd Peiffer gibt den eingeschüchterten Gummiball. Die deutschen Biathleten beim Sprint in Sotschi in der Einzelkritik.

Von Saskia Aleythe

Deutsche Biathleten in der Einzelkritik

Simon Schempp

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(Foto: Getty Images)

Simon Schempp trifft alle Scheiben, ermüdet aber auf dem Weg ins Ziel. Christoph Stephan bekommt Magenschmerzen und Arnd Peiffer gibt den eingeschüchterten Gummiball. Die deutschen Biathleten beim Sprint in Sotschi in der Einzelkritik. Simon Schempp: Beruhigte kurz vor Olympia noch die deutschen Biathlon-Gemüter, indem er in Antholz zwei Rennen für sich entschied. Ist in diesem Winter Schlusspurt-erprobt, hatte dabei meist das Nachsehen. Konnte in Sotschi noch ein bisschen den Sonnenuntergang verfolgen, ehe er als 55. Starter in die Loipe ging. "Die Formkurve steigt an, ich habe viel Selbstvertrauen", hatte Schempp noch vor den Spielen gesagt. Zeigte zu Beginn, dass er läuferisch zu den stärksten Deutschen gehört - hatte nach 1,8 Kilometern immerhin "nur" zwölf Sekunden Rückstand. Blieb liegend ohne Fehler am Schießstand, setzte auch danach seinen guten Lauf fort. Zweites Schießen, zweites Mal Null Fehler. Erinnerte sich dann vielleicht an seine Schlussspurt-Erfahrungen, baute nämlich Sekunden auf statt ab. Beendete den Sprint wie in Antholz als bester Deutscher - allerdings auf Rang 15 statt auf Rang eins.

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Christoph Stephan

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(Foto: dpa)

Christoph Stephan: Der Mann für die schönen Geschichten in Sotschi. Hatte schließlich fast abgeschlossen mit dem Biathlon, weil eine Glutenallergie ihm eine lange Auszeit bescherte und er sogar eine Saison komplett aussetzen musste. Durfte in Sotschi als erster Deutscher in die Loipe, mit Startnummer elf, machte das eher gemächlich. Nach 1,8 Kilometern, also noch vor dem ersten Schießen, hatte Stephan bereits 21 Sekunden Rückstand auf Platz eins - und die besten Läufer waren da nicht mal gestartet. Kam dadurch eventuell etwas verunsichert an den Schießstand und verfehlte gleich die erste Scheibe. Der Wettkampf war für Stephan damit quasi beendet, auch stehend blieb eine Scheibe stehen - am Ende Rang 58 für ihn. Ein Rennen, so unbekömmlich wie zu viel Zuckerwatte.

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Arnd Peiffer

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(Foto: dpa)

Arnd Peiffer: Hat in dieser Saison den Status eines Flummis. Landete entweder in den Top Ten oder gleich mal auf Rang 40. Hadert vor allem mit dem Schießen und verfehlt auch schon mal fünf Scheiben in einem Rennen, könnte sich mitunter einen Durchgang am Schießstand also auch sparen. Rückte in Antholz im Sprint der Weltelite auf die Pelle, wollte das auch in Sotschi wiederholen. Startete mit Nummer 38 kurz vor dem Gesamtführenden Martin Fourcade, hatte also einen der stärksten Konkurrenten gleich im Nacken sitzen - und am Schießstand schon fast neben sich. Peiffer startete mit hohem Rhythmus und ordentlichen Treffern, musste dann aber zwei Strafrunden absolvieren. Auch stehend blieb eine Scheibe stehen, Platz 34 für Peiffer. Formmäßig der nach unten plumpsende Gummiball.

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Erik Lesser

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(Foto: Getty Images)

Erik Lesser: Startete so erfolgreich in den Winter, dass er zwischenzeitlich sogar eine Wettkampf-Auszeit zur Vorbereitung auf Olympia bekam, schließlich sind es seine ersten Winterspiele. Kam danach aber weniger überzeugend zurück und hatte recht nüchterne Erwartungen: "Mit den Top Ten wäre ich sehr zufrieden." Als 62. Läufer blieb ihm viel Zeit zur Beobachtung der Konkurrenz, musste auch die sehr zaghaften Auftritte der Kollegen Stephan und Peiffer beobachten. Machte es am Schießstand besser und traf liegend immer ins Schwarze. Wahrte als letzer Deutsche die Hoffnungen auf einen Platz in der Spitze - vergab seine Chance aber mit dem vierten Schuss beim Stehendschießen. Landete am Ende auf Platz 21 und damit doch deutlich von den Top Ten entfernt.

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