DEL-Finale:Qualität auf bayerischem Eis

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Münchner Zuversicht: Patrick Hager (links) und Andreas Eder nach dem Sieg im Halbfinale. (Foto: Ulrich Gamel/Kolbert-Press/Imago)

Ingolstadt gegen München: Erstmals seit Einführung der Playoffs stehen sich im Eishockey-Finale zwei Teams aus dem Freistaat gegenüber. Tempo trifft auf Offensivwucht - und einige alte Freunde sehen sich wieder.

Von Christian Bernhard

Das Jahr 1981 war für das deutsche Klubeishockey ein besonderes. Erstmals wurde der Meistertitel im Playoff-Modus vergeben, den Titel sicherte sich der SC Riessersee um Topstürmer Franz Reindl, der später viele Jahre lang dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) als Präsident vorstehen sollte. Bayerische Eishockey-Meisterschaften waren damals keine Seltenheit, eine Saison später gewann der Sportbund Rosenheim den Titel. Funkelnde Figuren wie Deutschlands "Jahrhundertspieler" Erich Kühnhackl und Didi Hegen gingen damals so wie Reindl für bayerische Vereine auf Torejagd und sorgten dafür, dass bayerische Klubs in den Playoffs häufig bis zum Schluss mit dabei waren.

Eines aber gab es bisher nicht: ein rein bayerisches Finalduell. Das änderte sich am Mittwoch, als der EHC Red Bull München das entscheidende siebte Halbfinalspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg 7:2 gewann und damit dem ERC Ingolstadt ins Endspiel folgte. Patrick Hager glaubt, dass es damit jetzt für bayerische Eishockeyfans "nicht Schöneres gibt".

Ingolstadts Trumpf: Der ERC hat einen zurzeit bestens aufgelegten Torwart

Hager, 34, ist Rosenheimer und war noch nicht geboren, als der Sportbund Rosenheim in den 1980er-Jahren seine ersten zwei Meisterschaften gewann. Er weiß aber, wie man Finalrunden spielt - und gewinnt. Für den Stürmer ist die Finalserie eine spezielle, von 2012 bis 2015 spielte der Münchner Kapitän in Ingolstadt und war dort Teil jener Mannschaft, die 2014 die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte gewann. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht besondere Spiele für mich sind", bestätigte er am späten Mittwochabend in den Katakomben der Münchner Olympia-Eishalle, während sein Sohn mit einem Minischläger und Ball zwischen seinen Beinen herumspielte.

Hager kennt einige im ERC-Kader noch gut, "Wagschi" etwa, wie er Fabio Wagner nennt. Der kam direkt nach der ERC-Meisterschaft als junger Spieler nach Ingolstadt, hat sich "super entwickelt", findet Hager und ist mittlerweile Ingolstadts Kapitän. Die beiden werden sich also vor Finalspiel eins am Freitag in München (19.30 Uhr) herzlich begrüßen. Und dann ist da natürlich Kevin Reich: Das ist jener ERC-Torhüter, der als Ersatzmann in die Playoffs gestartet war und zur entscheidenden Figur im Halbfinale gegen Mannheim wurde. Vor seinem Wechsel nach Ingolstadt im Jahr 2021 spielte er vier Jahre in München. Reich sei damals auch schon ein "sehr talentierter" Torwart gewesen, der nun in Ingolstadt den nächsten Schritt gemacht habe, sagte Hager.

München gegen Ingolstadt ist auch das Duell der zwei besten Mannschaften der Hauptrunde. "Letztendlich hat sich die Qualität durchgesetzt", findet Hager. Auf Ingolstadts Qualitäten angesprochen, lässt er einen Begriff immer wieder fallen: Geschwindigkeit. Der ERC sei läuferisch "unglaublich stark" und "mit die schnellste Mannschaft der Liga". Darauf gelte es sich einzustellen und die Balance zu finden, "damit wir von ihrem Speed nicht überrascht werden". Dem Ingolstädter Tempo setzen die Münchner ihre ausgeglichene Offensivwucht dagegen.

Spricht für München: Sieben Treffer von sieben verschiedenen Spielern - in einem Spiel

Die sieben EHC-Treffer im entscheidenden siebten Halbfinalspiel gingen auf das Konto von sieben unterschiedlichen Spielern, und wie tief der EHC-Kader besetzt ist, lässt sich am besten an Frederik Tiffels erzählen. Der Nationalspieler lief in Halbfinalspiel sieben auf, nachdem er es in den vier vorangegangenen Partien nicht in den Kader geschafft hatte. Zudem entschieden die Münchner in der Hauptrunde alle vier Partien gegen Ingolstadt für sich, bis auf eine waren diese allerdings ziemlich eng.

Hauptrunde und Playoffs sind allerdings zwei unterschiedliche Paar Schlittschuhe, das bekamen die Münchner schon gegen Wolfsburg zu spüren, gegen die sie ebenfalls alle vier Saisonduelle gewonnen hatten. EHC-Stürmer Chris DeSousa ist jedenfalls auf eine "lange" Finalserie eingestellt.

In besonders regem Austausch sind Münchens Angreifer Maximilian Kastner und Kevin Reich. Die beiden sind eng befreundet und haben schon vor Münchens siebtem Halbfinalspiel über die mögliche Finalkonstellation gesprochen. "Wir waren uns einig, dass wir am Ende auf jeden Fall beide heulen werden", erzählte Reich. Bis dahin gebe es aber noch "ein bisschen was zu tun".

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