DEL:Die Lottoverlierer

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Wieder dabei: Justin Feser (rechts, hier gegen Ruslan Iskhakov) ist nach Verletzungspause zurück in Ingolstadts Paradereihe. (Foto: Johannes Traub/Imago)

Der ERC Ingolstadt zeigt sich gegen Mannheim deutlich verbessert, führt dreimal mit zwei Toren Unterschied - kassiert im Penaltyschießen aber trotzdem die vierte Niederlage nacheinander. Die Chance zur Revanche folgt aber unmittelbar.

Von Christian Bernhard

Eine der am häufigsten verwendeten Floskeln im Eishockey wird meist dann bemüht, wenn ein Spiel im Penaltyschießen entschieden wird. Einer, oft auch beide Trainer verweisen dann verlässlich darauf, dass man dabei Glück benötigt, was zur Verdeutlichung zwingend den Begriff der "Lotterie" nach sich zieht. Pavel Gross, Trainer der Adler Mannheim, hat das, allen Klischees entsprechend, am Montagabend ebenso gemacht. Sein Torhüter Dennis Endras, der das Penaltyschießen beim ERC Ingolstadt in tragender Rolle bestritt, verriet hinterher, dass er die spielentscheidenden Eins-gegen-eins-Duelle genieße, weil sie "unheimlich viel Spaß" machten. "Und im Lotto zu gewinnen", fügte er lächelnd an, "ist ja nie schlecht."

Endras hatte allen Grund zu guter Laune, denn die Ingolstädter Lotterielose waren am Montag allesamt Nieten. Weder Daniel Pietta noch Brandon DeFazio und Chris Bourque verwandelten ihre Penaltys. Deshalb mussten sich die Oberbayern nach einem spektakulären Spiel gegen den Tabellenzweiten der Deutschen Eishockey Liga (DEL), das Mannheim-Trainer Gross als "etwas komisch" empfand, mit 4:5 nach Penaltyschießen geschlagen geben. Für den ERC war es die vierte Niederlage nacheinander. Seit dem Ende der Olympiapause, die für die Ingolstädter im Gegensatz zu anderen Klubs mit 30 Tagen ohne Spiel tatsächlich eine Pause war, haben sie alle Partien verloren. In der Tabelle sind sie nun Sechste und damit auf jenem Platz, der als letzter zur direkten Playoff-Viertelfinal-Qualifikation berechtigt. Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven (7.) und die Nürnberg Ice Tigers (8.) liegen allerdings nur 0,003 und 0,037 Zähler in der nach Punkte-Koeffizienten berechneten Tabelle dahinter.

"Wir haben uns den Arsch aufgerissen und ein gutes Spiel abgeliefert", betonte ERC-Stürmer Samuel Soramies

Die Niederlage gegen Mannheim war allerdings nicht zu vergleichen mit den drei vorherigen. Die Ingolstädter traten gegen den Meisterkandidaten sehr entschieden und zielstrebig auf. "Wir haben uns den Arsch aufgerissen und ein gutes Spiel abgeliefert", betonte ERC-Stürmer Samuel Soramies, der zum 4:2 von Ben Marshall in Minute 34 die Vorarbeit leistete, bei Magentasport. Jene Führung war die dritte des Spiels mit jeweils zwei Toren Vorsprung, doch keine davon reichte, um dem ERC den Sieg zu bescheren. 71 Sekunden vor Spielende, als die Mannheimer Endras zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis geholt hatten, glich Andrew Desjardins mit seinem zweiten Treffer des Abends zum 4:4 aus, im Penaltyschießen sicherte dann Borna Rendulic den Adlern den Lottogewinn. Für die Ingolstädter war es im vierten Penaltyschießen der Saison die vierte Niederlage - dieser Jackpot wartet auch nach ihrem 42. Saisonspiel darauf, geknackt zu werden.

Begonnen hatte die Partie aus Ingolstädter Sicht ideal. Da Justin Feser und Frederik Storm, ihre zwei besten Scorer, nach Verletzungspausen wieder auflaufen konnten, war die ERC-Paradereihe um DeFazio, Feser und Storm wieder vereint - und sofort wieder in der Spur. Innerhalb von 86 Sekunden stellten DeFazio (8.) und Storm (9.) eine 2:0-Führung der Gastgeber her. "Ingolstadt versteht es hervorragend, für Chaos im Angriffsdrittel zu sorgen", stellte Endras fest. Das gelang auch bei Bourques 3:1 (28.), doch Desjardins (28. und 59.), Markus Eisenschmid (32.) und David Wolf (42.) brachten die Adler mit ihren Toren zurück ins Spiel. Ingolstädter Chancen, sogar auf drei Tore davonzuziehen, waren besonders im Mitteldrittel vorhanden, als Pietta (31.) und Storm (39.) jeweils den Pfosten trafen. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", gestand Endras ein.

"Wir haben endlich mit Herz gespielt", urteilte ERC-Trainer Doug Shedden

Nach großen Offensivproblemen in den drei vorherigen Spielen, als den Oberbayern nur zwei Treffer gelungen waren, stimmten diesmal der Zug zum Tor und das vehemente Auftreten vor dem gegnerischen Kasten. Immer wieder kamen sie mit Schwung vors Mannheimer Tor, und das, obwohl Wayne Simpson nach dem Mitteldrittel verletzt ausschied. Das Problem war diesmal die mangelnde Chancenverwertung, wodurch die Mannheimer im Spiel blieben und spät ausgleichen konnten. "Ich habe schon viel mitgemacht", erklärte der 36-jährige Endras, der beim Stand von 4:2 für Ingolstadt auch einen Alleingang von Storm vereitelte (37.). "Ich weiß, ein Spiel ist erst aus, wenn es wirklich aus ist. Das war heute auch wieder der Fall."

"Wir haben endlich mit Herz gespielt", urteilte ERC-Trainer Doug Shedden, der sich "sehr stolz" ob der Leistung seiner Spieler zeigte und betonte: "Wenn wir so weiterspielen, werden wir jetzt auswärts ein paar Punkte holen." Als kleiner Vorgeschmack auf die Playoffs treffen die Ingolstädter schon am Mittwoch wieder auf die Adler, dann in Mannheim, ehe es am Freitag zum Tabellendritten nach Wolfsburg geht. Adler-Angreifer Desjardins erwartet ein ähnlich hartes Spiel, da der ERC ein "gutes Umschalt-Team" sei. An der Losbude haben die Ingolstädter dagegen noch Aufholbedarf.

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