David Storl gewinnt Gold im Kugelstoßen:"Hier geht was ganz Großes ab"

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Es war sein letzter Versuch, die letzte Chance auf die Goldmedaille - und David Storl stieß die Kugel auf unglaubliche 21,78 Meter. Damit düpierte der erst 21-Jährige die gesamte Kugelstoß-Elite und ist erstmals Weltmeister. Speerwerferin Christina Obergföll hingegen kämpfte mit den Tränen.

Der WM-Tag

"Der Junge ist unglaublich. Im Finale müssen wir aufpassen", hatte Kugelstoß-Titelverteidiger Christian Cantwell noch vor dem Finale gewarnt. Cantwell meinte David Storl, den erst 21-jährigen Deutschen, der in der Qualifikation bereits mit 21,50 Metern überragte. Storl hingegen blieb cool und sagte: "Ich hoffe, am Freitag geht es im Finale ein bisschen weiter."

Erstmals Weltmeister: David Storl. (Foto: REUTERS)

Storl hielt tatsächlich Wort. Sein erster Stoß war ungültig, mit 21,60 Meter schockierte der Chemnitzer dann im zweiten Versuch zum ersten Mal die Konkurrenz. Der Weltjahresbeste Dylan Armstrong konterte jedoch und setzte sich mit seinem vierten Stoß an die Spitze des Feldes.

Dann Storls letzter Stoß, die letzte Chance auf die Goldmedaille - und Storl wuchtete die Kugel sogar auf 21,78 Meter.

Damit gewann der 21-Jährige Chemnitzer tatsächlich Gold - als erster deutscher Kugelstoßer überhaupt. "Ich bin genauso überrascht wie nach der Qualifikation", sagte Storl nach seinem Sieg: "Ich kann das sicher erst in ein, zwei Wochen realisieren. Bis dahin werde ich einfach den Moment genießen."

Zweiter wurde mit 21,64 Metern der Kanadier Armstrong, Dritter der Weißrusse Andrej Michnewitsch (21,40). Ralf Bartels, der eigentlich als Mitfavorit galt, wurde mit 20,14 Metern Zehnter. Enttäuscht war der 33-Jährige darüber nicht: "Ich wollte unbedingt dabei bleiben und Storli helfen. Ich wusste: Hier geht was ganz Großes ab."

Storl wird seit längerem eine große Zukunft prophezeit. Der Youngster war 2007 U18-Weltmeister, 2008 Junioren-Weltmeister, 2009 U20-Weltrekordler und 2010 bei den Männern bereits EM-Fünfter.

"Storli hat unglaubliche Möglichkeiten. Er beherrscht jetzt das lange Angleiten und dann kann er die Kugel phantastisch treffen", sagte etwa Bartels vor einigen Wochen. Er sollte recht behalten.

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Ein WM-Titel und eine herbe Enttäuschung für den DLV: David Storl schafft im Kugelstoßen eine dicke Überraschung und lässt einige Favoriten hinter sich, dafür muss Speerwerferin Christina Obergföll eine bittere Niederlage hinnehmen. Die Jamaikanerin Veronica Campbell-Brown gewinnt über 200 Meter - und Usain Bolt glänzt wieder einmal mit großer Lockerheit.

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In einem herausragenden Speerwurf-Finale hat sich hingegen die Russin Maria Abakumowa mit 71,99 Metern die Goldmedaille geholt. Für Titelverteidigerin und Weltrekordlerin Barbora Špotáková blieb trotz starken 71,58 Metern nur Silber. Überraschend Bronze gewann die Südafrikanerin Sunette Viljoen, die den Speer 68,38 Meter weit schleuderte.

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Für Mitfavoritin und Diamond-League-Gesamtsiegerin Christina Obergföll, die in der Qualifikation 68,76 Meter geworfen hatte, blieb mit 65,24 Metern nur Rang vier. "Beim Einwerfen habe ich mich noch sensationell gefühlt. Aber schon mein erster Wurf war scheiße. Und dann wurde mir nach dem zweiten Versuch der Stecker gezogen. Und alles, was ich mir hart erarbeitet habe, war weg. Es tut mir leid", sagte Obergföll unter Tränen. Fünfte wurde die Leverkusenerin Katharina Molitor mit 64,32 Metern.

Im Weitsprung ist Top-Favorit Dwight Phillips zum vierten Mal nach 2003, 2005 und 2009 Weltmeister geworden. Der 27-jährige Amerikaner gewann mit 8,45 Metern Gold. Zweiter wurde mit 8,33 der Australier Mitchell Watt, Bronze ging an Ngonidzashe Makusha aus Simbabwe (8,29).

Europameister Christian Reif landete im Finale der besten Zwölf mit 8,19 Meter auf dem siebten Platz. Der deutsche Meister Sebastian Bayer wurde mit 8,17 Achter. Erstmals seit 1991 standen wieder zwei deutsche Springer in einem WM-Finale.

Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown hat den 200-Meter-Lauf gewonnen. Die Jamaikanerin verwies in 22,22 Sekunden die 100-Meter-Weltmeisterin Carmelita Jeter (22,37 Sekunden) sowie deren US-amerikanische Teamgefährtin und dreimalige 200-Meter-Weltmeisterin Allyson Felix (22,42) auf die weiteren Plätze. Campbell-Brown war im 100-Meter-Sprint von Südkorea Zweite hinter Jeter geworden. Deutsche Läuferinnen waren nicht am Start.

Die amerikanische 4 x 400-Meter-Staffel ist ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und hat das erwartete Gold geholt. Nach 2:59,31 Minuten lag der Titelverteidiger und Olympiasieger am Freitag vor Südafrika (2:59,87). Rang drei ging an Jamaika (3:00,10). Das US-Quartett holte seinen siebten Titel. Die deutsche Staffel mit Jonas Plass (Wendelstein), Kamghe Gaba (München), Miguel Rigau (Köln) und Thomas Schneider (Potsdam) kam in 3:01,37 auf den achten Rang.

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