Wer je bei einer Eröffnungs- oder Schlussfeier von Olympischen Spielen gewesen ist, wird überrascht festgestellt haben, dass auf seinem Sitzplatz ein Präsent für ihn bereitlag, ein vom Veranstalter zusammengestelltes Päckchen mit Handschuhen, Taschenlampen, Wärmedecken. Bei den Winterspielen in Turin 2006 gab es obendrauf noch eine Kuhglocke, in Pyeongchang 2018 eine Pudelmütze. Diese Souvenirs werden natürlich nicht aus Großzügigkeit ans Publikum weitergereicht, sondern mit Kalkül. Eröffnungs- und Schlussfeiern gehören zu den weltumspannenden Fernsehereignissen, da sollen die Übertragungen entsprechend rüberkommen, im Sport geht es ja immer um: die Bilder. Zuschauer, die sich die Pudelmütze aufsetzen, erklären ihre Bereitschaft, Teil der Inszenierung zu werden. Und wenn sie sich den bereitliegenden weißen Plastik-Poncho überziehen, und alle anderen ziehen sich auch ihren weißen Poncho über, dann sieht das Stadion bei Winterspielen im Fernsehen vereist und schneeweiß aus und also genau so, als gäbe es den Klimawandel nicht.
Zum Neustart der Bundesliga:Brot und Geisterspiele
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Der Gegenentwurf zu Mexiko 1970: Eintracht Frankfurt gegen den FC Basel im März. Das Spiel fand wegen Covid-19 ohne Zuschauer statt.
(Foto: Uwe Anspach / dpa)Der Sport hat immer spektakuläre Bilder produziert, von ihnen gelebt und vieles mit ihnen übertüncht. Jetzt liegt alles brach, und manch einer schaut fassungslos hinter die Kulissen der Heldenfabrik.
Von Holger Gertz
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