Krise bei Eintracht Frankfurt:"Das war das schlechteste Spiel"

Lesezeit: 2 Min.

Ausgeschieden: Frankfurts Junior Dina Ebimbe ist schwer enttäuscht. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Eintracht Frankfurt scheidet aus der Conference League aus, die Verantwortlichen wirken ratlos. Die Mannschaft scheint unter Trainer Dino Toppmöller das zu verlieren, was sie in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hat.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Mitunter reicht ein Gesicht, um die Enttäuschung eines ganzen Vereins abzubilden. Kevin Trapp hat mit Eintracht Frankfurt schon viel durchgemacht, aber dass seine Vorderleute ein Weiterkommen im Europapokal wegschmeißen wie Spaziergänger ihr Kaugummi, das machte den tüchtigen Torwart fassungslos. "Es ist ganz schwierig, das rational zu analysieren", sagte der 33-Jährige nach dem 1:2 im Play-off-Rückspiel der Conference League gegen Union Saint-Gilloise. Der vom Uefa-Koeffizienten am höchsten gelistete Vertreter hat sich aus dem drittklassigen Wettbewerb verabschiedet, ehe es mit dem Achtelfinale richtig losgeht.

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Trapp schien den Tränen nah zu sein, als er seine Worte am RTL-Mikrofon hervorpresste: "Wir tun uns sehr schwer momentan, Chancen zu kreieren. Das war insgesamt zu wenig." Viele der mehr als 57 300 Augenzeugen wirkten ähnlich konsterniert. "Wir sind verdient ausgeschieden. Und gerade so, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, können wir einfach nicht Fußball spielen - und schon gar nicht international", sagte Sportvorstand Markus Krösche, der sich eigentlich zum Merkmal gemacht hat, nach guten wie nach schwachen Spielen besonnen zu bleiben. Doch diesmal wirkte er frustriert: "Das war das schlechteste Spiel, das wir bisher gespielt haben."

Das Rumoren über die mangelnde Konstanz des Frankfurter Kaders reicht längst bis auf höchste Vereinsebene. Vorstandssprecher Axel Hellmann hatte in seiner Jahresbilanz bereits kritische Worte angeschlagen und insbesondere die Pokal-Blamage beim 1. FC Saarbrücken als kaum entschuldbar bezeichnet. Hellmann weiß, dass die rasante sportliche und wirtschaftliche Entwicklung der Eintracht in den vergangenen Jahren in erster Linie über die Cup-Wettbewerbe zustande kam.

Immerhin ist die Eintracht als Sechster im Liga-Alltag noch im Soll

Der umjubelte DFB-Pokalsieg 2018 unter Trainer Niko Kovac als erster Titel seit 30 Jahren, dann der rauschhafte Europa-League-Triumph 2022 mit dem Coach Oliver Glasner sind mehr als nur Meilensteine gewesen: Sinnbild dafür, dass dieser Klub gerade dann Grenzen verschiebt, wenn es in K.-o.-Duellen um alles oder nichts geht. Diese DNA hat die Eintracht unter Dino Toppmöller in dieser Saison verloren. Und das erhöht zwangsläufig den Druck auf den in der Chefrolle noch recht unerfahrenen Fußballlehrer, der zwar in der Mannschaft gut ankommen soll, ihr aber doch seine Handschrift nicht wirklich vermitteln kann. "Wir haben nicht das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen haben", gestand er: "Das ist sehr bitter für uns." Dass der 43-Jährige später sogar den legendären Dragoslav Stepanovic ("Lebbe geht weiter") zitierte, manifestierte seine Ratlosigkeit.

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Das stete Auf und Ab war sowohl beim 2:2 im Hinspiel gegen die Belgier als auch beim 3:3 jüngst in Freiburg zu besichtigen. Für die fahrige, anfangs leblose Vorstellung vom Donnerstagabend gab es kaum schlüssige Erklärungen; generell tut sich das Team unter Toppmöller aber schwer, den Entwicklungsprozess zu mehr Ballbesitzfußball und weniger Umschaltspiel zu vollziehen. "Wir sind im DFB-Pokal ausgeschieden, wir sind in der Conference League ausgeschieden - jetzt zählt es in der Bundesliga. Da müssen wir alles dafür tun, dass wir in der nächsten Saison wieder international spielen", sagte Krösche. Immerhin ist die Eintracht als Sechster im Liga-Alltag noch im Soll.

Dem Eintracht-Fan ist es ja ziemlich egal, ob Champions League, Europa League oder Conference League - Hauptsache Europapokal. Krösche hätte nach dem "Rückschritt" im fünften sieglosen Pflichtspiel in Serie gewiss noch schärfere Töne angeschlagen, wenn nicht er maßgeblich für den Trainertausch verantwortlich gewesen wäre. Mit Glasner war das Verhältnis am Ende arg abgekühlt, mit Toppmöller holte er seinen Wunschkandidaten, der zuvor als Co-Trainer unter Julian Nagelsmann beim FC Bayern und RB Leipzig gearbeitet hatte. "Der Trainer macht gute Arbeit mit der Mannschaft und versucht, sie weiterzuentwickeln", erklärte der Manager, um direkt anzufügen: "Wir müssen gemeinsam sehen, dass wir einen anderen Auftritt hinlegen."

Gelegenheit dazu gibt es am Sonntag: Dann kommt der VfL Wolfsburg mit Niko Kovac, der bis heute eine recht innige Verbindung nach Frankfurt pflegt - und sich gewiss etwas ausgedacht hat, wie er den Spielverderber geben kann.

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