Champions League:Roony lässt den Klub von Rooney leiden

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Siegtor in der 87. Minute: Roony Bardghji feiert seinen goldenen Schuss für den FC Kopenhagen gegen Manchester United. (Foto: Petter Arvidsson/Bildbyran / Imago)

Das 3:4 in Kopenhagen steht beispielhaft für die turbulente Saison von Manchester United. Die Dänen feiern ihren 17-jährigen Siegtorschützen - für Englands Rekordmeister rückt das Achtelfinale in weite Ferne.

Von Sven Haist, London

Die Sprechchöre dürften sich für Fans von Manchester United wie ein Echo aus der eigenen ruhmreichen Vergangenheit angehört haben. In der Schlussphase des von United dramatisch mit 3:4 (2:2) verlorenen Champions-League-Spiels beim FC Kopenhagen brüllten die für ihren Einfallsreichtum bekannten dänischen Anhänger immer wieder: "Roony, Roony, Roony". Allerdings war mit den Rufen nicht der frühere englische Nationalspieler und United-Kapitän Wayne Rooney gemeint, der kürzlich beim Zweitligisten Birmingham City als Trainer einstieg. Sondern Kopenhagens Siegtorschütze, ein 17-jähriger Schwede mit kuwaitischen Wurzeln namens Roony Bardghji.

Der Stürmer debütierte schon vor knapp zwei Jahren bei den Profis und wurde nun im Alter von 17 Jahren und 358 Tagen zum jüngsten Spieler, der je in der Königsklasse gegen United getroffen hat. Auch dieser Umstand erinnerte an den alten Rooney, dem bei seinem Debüt für United vor langer Zeit ein Hattrick gegen Fenerbahce Istanbul gelungen war. Das Massenblatt Sun titelte ein ebenso geniales wie aus Sicht des englischen Rekordmeisters schmerzhaftes Wortspiel: "It's Pain Roony!"

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Roony schießt ein Tor gegen United? Ernsthaft? Selbst wer nicht viel für den Klub aus Manchester empfindet, dürfte einen gegnerischen Matchwinner mit der Trikotaufschrift "Roony" als fiese Spitze des Fußballgottes auffassen. Hinzu kam: Schon der Spielverlauf zuvor hatte es nicht gut gemeint mit den Gästen. Nach einem schnellen Höjlund-Doppelpack zur 2:0-Führung (3./28.) verlor United durch einen VAR-Platzverweis für Marcus Rashford (42./grobes Foul) die Kontrolle über das Spiel. Kopenhagen gelang in Überzahl noch vor der Pause der Ausgleich durch Elyounoussi (45.) und Gonçalves (45.+9/Handelfmeter). Und auch die abermalige 3:2-Führung für United, erzielt per Handstrafstoß von Bruno Fernandes (69.), konterte Dänemarks Meister per Doppelschlag: Zuerst traf Lerager (83.), dann Roony per Dropkick (87.).

United benötigt nun zwei Siege, gegen Istanbul und gegen den FC Bayern

Das denkwürdige 3:4 bedeutete für Manchester die dritte Niederlage im vierten Gruppenspiel. Als neuer Tabellenletzter benötigt United nun wohl zwei Siege gegen Galatasaray und den FC Bayern, um doch noch ins Achtelfinale einzuziehen - aber sogar das könnte nicht ausreichen. Eine derart schlechte Ausgangslage war nach der Auslosung für das Team von Trainer Erik ten Hag fast nicht für möglich gehalten worden. Auch Uniteds Torverhältnis spricht Bände: 9:11 - so viele Treffer fielen bei keinem anderen Klub in dieser Königsklassensaison.

Beinahe jedes Pflichtspiel von United entwickelt sich derzeit zu einem Drama mit nervenaufreibenden Drehungen und Wendungen. Meist fällt die Entscheidung erst in der Schlussphase, weil das Team nicht die Autorität besitzt, um ein Match klar zu dominieren. Die Geschehnisse auf dem Rasen wirken wie eine Reflexion der wechselhaften Leistungen vermeintlicher United-Führungsspieler wie Kapitän Fernandes und Torjäger Rashford. Auch bei diesen beiden lässt sich momentan nie verlässlich prognostizieren, in welcher Verfassung sie in ein Match gehen.

Symptomatisch war in Kopenhagen einerseits der dämliche, wenn auch unglückliche Platzverweis für Rashford. Andererseits die waghalsige, wenn auch geglückte Ausführung des Elfmeters von Fernandes, der den Ball zum 3:2 unters Tordach donnerte. So ist die Unstetigkeit derzeit die einzige Konstante bei United. Dass dies noch immer nicht in eine Trainerdiskussion gemündet ist, liegt wohl vor allem an der festgefahrenen unklaren Eigentümersituation des Klubs. Und so werden die "Roony, Roony"-Rufe in Manchester noch ein bisschen nachhallen.

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