Champions League der Frauen:Wolfsburgerinnen gewinnen noch höher als die Bayern

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Im Halbfinale: Pernille Harder freut sich mit ihren Teamkolleginnen (Foto: AFP)

Die Spielerinnen des VfL Wolfsburg brillieren zum Auftakt des Champions-League-Finalturniers - und ziehen mit einem 9:1 gegen Glasgow ins Halbfinale ein.

Von Anna Dreher, San Sebastián/München

Am Anfang vielleicht, als die Wolfsburgerinnen noch ein paar Minuten brauchten, um ihren Rhythmus zu finden. Da hätten sich die Spielerinnen von Glasgow City eine Chance erarbeiten und ein unerwartetes Zeichen setzen können. Aber diese Phase war dann ziemlich schnell vorbei - und kam so nicht wieder. Im Viertelfinale des Champions-League-Finalturniers der Frauen hat sich der VfL Wolfsburg am Freitagabend im Anoeta-Stadion von San Sebastián wie erwartet gegen Glasgow City durchgesetzt. Das Team von Trainer Stephan Lerch gewann 9:1 (4:0). Im Halbfinale am Dienstag trifft der VfL auf den FC Barcelona, der sich zeitgleich in Bilbao mit 1:0 (0:0) gegen Atlético Madrid durchsetzen konnte.

"Wir haben die ersten paar Minuten gebraucht, um reinzukommen, da waren wir gedanklich noch nicht auf der Höhe", sagte Lerch nach dem Kantersieg. "Aber dann haben wir das Spiel dominiert, wie wir uns das vorgestellt haben." Seine Mannschaft wurde ihrer Rolle als Mitfavorit auf den Titel gerecht und demonstrierte ihre geballte Offensivstärke: Nach 15 Minuten bewegte sich Pernille Harder frei die rechte Seite entlang. Die Torschützenkönigin der Bundesliga (27 Treffer) gab den Ball an Alexandra Popp weiter, bekam ihn wieder, tänzelte unbehelligt am Sechzehner - und schoss schließlich abgezockt flach das Führungstor. Vier Minuten später erhöhte Ingrid Syrstad Engen per Kopfball nach einer Ecke auf 2:0. Von da an startete Wolfsburg einen Angriff nach dem anderen, während Glasgow mit der Verteidigung schwer beschäftigt war. In der 45. Minute war es erneut Syrstad Engen, die nach einer Flanke zum 3:0 traf, bevor Harder noch einen draufsetzte (45.+2).

Der Abend endet mit zwei Eigentoren

Das Selbstbewusstsein der Wolfsburgerinnen war nach ihrem fünften Doublegewinn ohnehin schon groß. An Überzeugung mangelte es vor dem Auftaktspiel nicht, es ins Finale am 30. August zu schaffen, um dort womöglich das zweite Triple nach 2013 zu gewinnen. Nun kommt zusätzliches Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hinzu - denn nicht nur die etablierten Spielerinnen überzeugten gegen Glasgow. Auch die Zugänge, von denen die Frauen-Klubs bei dem Turnier im K.o.-Modus im Gegensatz zu den Männern sechs nominieren durften. Lerch brachte alle deutschen Nationalspielerinnen, die im Sommer nach Wolfsburg gekommen sind: Kathrin Hendrich, Pauline Bremer und die als eines der größten Talente geltende 18 Jahre alte Lena Oberdorf. "Ja, ich habe vier Tore geschossen, aber die Mannschaft hat es gut gemacht", sagte die wieder einmal überragende Harder. "Vor allem die eingewechselten Spielerinnen haben Energie reingebracht und uns geholfen, unser Niveau und Tempo zu halten."

Der VfL Wolfsburg, Sieger der Champions League 2013 und 2014 sowie Finalist 2016 und 2018, machte nach der Pause weiter, wo er aufgehört hatte: Harder köpfelte den Ball zum 5:0 rechts an der hochspringenden, bemühten, aber letztlich überforderten City-Torhüterin Lee Alexander vorbei (56.). Und dann gab es eine kleine Überraschung. Denn das nächste Tor schoss Glasgow: Flankiert von der VfL-Abwehr zirkelte Lauren Wade den Ball unhaltbar ins rechte Eck (63.) zum 1:5. Immerhin. Für den VfL traf noch Felicitas Rauch (67.), bevor Harder in der 71. Minute ihr neuntes Tor im fünfen Champions-League-Saisonspiel einnickte.

Der ohnehin schon enttäuschende Abend für Glasgow endete bitter: Mit zwei Eigentoren. Erst hatte Kapitänin Leanne Ross in der 81. Minute bei einem Kopfball einen Aussetzer, dann lenkte Jenna Clark einen Schuss von Lena Oberdorf über die Linie - in der fünften Minute der Nachspielzeit.

© SZ vom 22.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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