Champions-League-Finale zwischen Dortmund und Bayern:"Fußball's coming home"

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An allen bekannten Londoner Plätzen - wie hier vor dem Wembley-Stadion - sind Fußballfans zu sehen. (Foto: dpa)

In wenigen Stunden treffen Borussia Dortmund und der FC Bayern im Champions-League-Finale aufeinander - und sogar die Briten sind voller Vorfreude. Bayern-Trainer Jupp Heynckes appelliert an beide Lager, den deutschen Fußball nicht zu blamieren.

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"Is there anyone left in Germany", fragt der Portier und grinst. Ob da jemand noch die Stellung halte in Deutschland, wenn das ganze Land ohnehin nach London gekommen sei. Fast sein gesamtes Hotel hat der Portier an Fußballfans vergeben, die meisten sind Bayern-Sympathisanten. Der Mann mit dem graumelierten Rauschebart meldet: ausgebucht.

In der Innenstadt sehen die Kräfteverhältnisse etwas anders aus. Die neuralgischen Londoner Plätze haben bislang die BVB-Fans übernommen; der Trafalgar Square und Picadilly Circus sind in Schwarz-Gelb getüncht, übrigens bei zeitweise grässlichem Regen, der die Stadt seit Tagen einhüllt. Es läuft bislang friedlich ab, mit Bier in der Hand und Gesängen auf den Lippen.

Deutlich mehr als jene knapp 50.000 Fans, die von den beiden Klubs ein Ticket erhalten haben, sind nach London gekommen. An den Flughäfen, in den Tubes, auf den Plätzen, überall deutsches Gemurmel. Das fällt selbst in der Millionenmetropole auf, die noch sehr viel mehr als Fußball im Kopf hat.

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Auch England freut sich auf das Spiel. In diesem Jahr hat kein britisches Team das Halbfinale erreicht, aber irgendwie macht das nichts. Kein Grund für tiefgreifende Panik-Analysen, nächstes Jahr wird das schon wieder anders sein. Deshalb erfreut man sich am Duell der angelsächsischen Cousins. Viele erwarten ein hochklassiges Finale, keine defensive Taktiererei. "Die Deutschen zeigen uns, wie schön dieses Spiel wirklich ist", darf stellvertretend Kultcoach Terry Vennables im Boulevardblatt The Sun analysieren. "Fußball's coming home" befindet der ansonsten eher zurückhaltende Guardian.

Natürlich wird auch gewettet. Favorit sind die Bayern, da haben sich die Buchmacher festgelegt. Wer auf die Münchner setzt, bekommt bei William Hill, dem größten Buchmacher des Landes, im Siegesfall für fünf Pfund nur sieben zurück. Ein wenig enttäuscht waren die Wett-Enthusiasten, als ausgerechnet Mario Götze verletzt absagte. Sonst hätten sie eine Wette namens "Mario-Party" anbieten können: Wenn die drei Marios - Götze, Mandzukic und Gomez - je ein Tor erzielt hätten. Daraus wird nun nichts.

Auf den abschließenden Pressekonferenzen gaben sich Bayern und Dortmunder recht gelassen. Zum Sportlichen ist ohnehin alles gesagt, Hauptthema war stattdessen der Verkehr in London. Die Dortmunder mussten schon auf ihrem Hinflug einen kleinen Zwischenfall verkraften. Eine Linienmaschine von Pakistan Airlines wurde mit Kampfjets zum Flughafen London-Stansted geleitet - just in dem Moment, als auch der BVB-Tross im Sonderflug TK 3321 landen sollte. Am Boden sollen dann zwei Männer verhaftet worden sein.

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Unten angekommen steckten beide Teams stundenlang im Londoner Verkehr fest. Die Bayern kamen zu spät zur Pressekonferenz und mussten sich entschuldigen. BVB-Coach Jürgen Klopp schimpfte schmunzelnd über den "verdammten traffic" und wunderte sich über die Londoner Polizei, die den Dortmunder Bus zwar brav eskortierte, das Blaulicht jedoch hartnäckig ausgeschaltet ließ. Besonders hart traf es den Journalisten-Bus des FC Bayern: Vier Stunden brauchte das Gefährt im Schneckentempo vom Flughafen Gatwick zum Wembley-Stadion.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes, für den es das letzte internationale Endspiel sein wird, machte sich trotz des friedlichen Auftakts Gedanken um das deutsche Bild, das ins Ausland gesendet wird. Der Ton zwischen München und Dortmund wurde in den vergangenen Monaten zunehmend rauer. Auf dem Platz werde die Rivalität trotzdem nicht in übertriebene Aggression umschlagen, glaubt Heynckes: "Das Spiel wird so ablaufen, wie es sich für ein Champions-League-Endspiel gehört."

Gleiches erwartet sich der Trainer auch von den deutschen Fans. "Ich hoffe, dass es ein friedliches Spiel", sagt Heynckes: "Auch auf den Rängen. Auch wenn es unterschiedliche Fanblöcke sind."

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