Champions League: Leverkusen und BVB:Bender und Ballack befreien Dutt

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Bayer Leverkusen agiert gegen den belgischen Meister Genk sehr nervös, erhält sich aber durch das 2:0 die Chance aufs Weiterkommen. Borussia Dortmund hingegen vergibt in Marseille viele klare Chancen, macht aber hinten irrwitzige Fehler - und verliert am Ende deutlich mit 0:3.

Die Spielberichte vom Mittwoch

Peinliche Defensivpatzer, klägliche Chancenverwertung - Borussia Dortmund ist der großen Champions League-Bühne offenbar nicht gewachsen. Der Deutsche Meister verlor am Mittwochabend 0:3 (0:1) bei Olympique Marseille und steht damit vor dem nächsten Auswärtsspiel am 19. Oktober bei Olympiakos Piräus bereits unter großem Druck.

König der Chancenvergeber: Mario Götze hat vier große Möglichkeiten, Dortmund verliert 0:3. (Foto: REUTERS)

Vor 26.142 Zuschauern im Stade Vélodrome trafen André Ayew (20., 69./Foulelfmeter) und Loic Remy (62.) für die effektiven Franzosen. Nach dem dürftigem Saisonstart in der Liga mit bereits drei Niederlagen bleibt der BVB in der Gruppe F vorerst auf einem Pünktchen sitzen. "Wir haben nicht gut gespielt", erklärte Abwehrspieler Neven Subotic, "auch wenn wir heute drei Stunden gespielt hätten, wir hätten kein Tor geschossen." Sein Trainer Jürgen Klopp befand: "Das hier war Lehrgeldzahlen durch und durch."

Die überraschend defensiven Gastgeber taten relativ wenig fürs Spiel, hatten aber bei einem Kopfball von Souleymane Diawara (9.) die erste Möglichkeit. Die Dortmunder hatten dank gewohnt großer Laufbereitschaft zwar über weite Strecken der ersten Hälfte gefühlt mehr Ballbesitz, waren bei ihren Angriffen aber zu berechenbar. Shinji Kagawa und Robert Lewandowski blieben weit unter Normalform, zwingende Torchancen basierten meist auf Einzelaktionen.

So scheiterte Mario Götze in der 19. Minute nach technisch hochwertiger Feinarbeit in aussichtsreicher Position an Torhüter Steve Mandanda. Im Gegenzug fiel die Führung für den Tabellen-13. der Ligue 1. Wie bereits beim entscheidenden 1:2 in Hannover rutschte Innenverteidiger Neven Subotic vor dem eigenen Strafraum aus, Ayew hämmerte den Querpass von Remy aus 17 Metern ins Netz.

Die Halbzeit-Ansprache von Klopp war wohl kurz und prägnant, der Trainer kam zwei Minuten früher in das Stadion. Und sein Team präsentierte sich endlich druckvoller. Das Glück blieb aber Götze verwehrt, der Nationalspieler traf nach einer Flanke von Großkreutz nur den Pfosten und scheiterte nach Pass von Robert Lewandowski freistehend an Mandanda (51.).

Und dann kam's für den BVB knüppeldick. Ohne jegliche Bedrängnis köpfte Nationalspieler Mats Hummels in den Lauf von Remy und der erhöhte auf 2:0 (62.). "Ich muss wohl nicht nur das Tor, sondern die ganze Niederlage auf meine Kappe nehmen", sagte Hummels später, "der Kopfball ist mir völlig abgerutscht und ohne das 0:2 können wir das Spiel vielleicht noch drehen."

Nach einem Foul von Kapitän Sebastian Kehl an Remy pfiff der schwedische Schiedsrichter Jonas Eriksson zurecht Elfmeter - Ayew (69.) setzte mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt. Ein Latten-Kopfball des eingewechselten Lucas Barrios (88.) passte zur allgemeinen Dortmunder Tristesse. "Wenn du 0:3 verlierst, dann gibt es keine Entschuldigungen", bilanzierte Trainer Klopp.

Champions League
:Der glückliche Ballack

Zwei Tage nach seinem 35. Geburtstag entscheidet Michael Ballack das Spiel für Bayer Leverkusen gegen den RKC Genk in der Champions League. Und in Marseille zieht eine gelb-schwarze Karawane ins Stadion, um Mario Götze beim Vorbeischießen zuzusehen.

Die Bilder des Abends

Bayer Leverkusen ist in der Champions League der erhoffte Befreiungsschlag geglückt: Im ersten Heimspiel in der Königsklasse seit sechseinhalb Jahren gelang dem Werksklub gegen den belgischen Meister KRC Genk ein 2:0 (1:0) und damit nach drei Pflichtspielpleiten in Folge bei 1:9 Toren wieder ein Sieg. Lars Bender (30.) und der zehn Minuten vor Ende eingewechselte Michael Ballack (90.+1) schossen die Tore für die Mannschaft von Trainer Robin Dutt, die zum Auftakt der Champions League 0:2 beim FC Chelsea verloren hatte. Allerdings mussten die Rheinländer bis zum Schluss um den knappen Erfolg bangen. Bayer hat damit weiterhin alle Chancen, die K.o.-Runde zu erreichen.

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"Das war für uns ein ganz wichtiger Sieg. Ich habe heute eine gewisse Mentalität gesehen, auch wenn spielerisch nicht alles klappte", sagte Dutt erleichtert. "Das war schon eine Befreiung. In der zweiten Halbzeit waren wir etwas platt", räumte Angreifer Stefan Kießling ein. "Bis zum 1:0 haben wir gut gespielt, danach hatten wir Angst, ein Tor zu kassieren. Wir wollen im Europacup überwintern, da reicht auch Platz drei", bemühte sich Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser die Erwartungen zurückzuschrauben.

Anfängliche Stellungsfehler

Die Leistung des Meisterschaftszweiten war nicht ganz überzeugend. Während die Mannschaft im Angriff durchaus ansprechend agierte und sich viele Chancen herausspielte, wirkte die Abwehr ungeordnet und anfällig. Bayer, Champions-League-Finalist von 2002, war die Verunsicherung anzumerken, erst das Führungstor hatte eine befreiende Wirkung. Die Gäste, derzeit Tabellenfünfter der belgischen Liga, versteckten sich keineswegs und besaßen selbst einige gute Gelegenheiten zum Torerfolg, obwohl Bayer lange Zeit deutlich mehr Ballbesitz hatte.

Stellungs- und Staffelungsfehler ermöglichten Genk immer wieder Konterangriffe. Im zweiten Durchgang spielte das Dutt-Team zu verhalten, sodass der belgische Champion immer mehr aufkam. In der Offensive war häufig Sidney Sam Ausgangspunkt vielversprechender Aktionen der Gastgeber. Der lauf- und zweikampfstarke Bender wurde schließlich durch seinen ersten Champions-League-Treffer belohnt. Gegen seinen Flachschuss hatte Genk-Torwart Laszlo Köteles keine Abwehrchance. André Schürrle (14./63.) und Renato Augusto (21./43.) besaßen aufseiten der Hausherren gute Chancen. Schürrle fand bei seinem Sololauf nach einer guten Stunde im guten Köteles seinen Meister.

Allerdings hatte Bayer-Torwart Bernd Leno bei Kopfbällen von Jeroen Simaeys (13.) und Marvin Ogunjimi (43.) jeweils Glück, bei einem weiteren Kopfball von Ogunjimi aus fünf Metern reagierte er glänzend (67.). Unfreiwillig sorgte er aber auch für eine Gäste-Chance in der 34. Minute: Sein Fehlpass landete bei Jelle Vossen, dessen Schussversuch von Ömer Toprak gerade noch per Grätsche abgewehrt wurde.

Ballack kommt spät und trifft

Insgesamt zeigte Bayer gegenüber der trostlosen Vorstellung am vergangenen Samstag beim 0:3 bei Bayern München eine Leistungssteigerung. Das erste Champions-League-Heimspiel seit März 2005 war aber nicht ausverkauft - offenbar die Quittung für die jüngste Misserfolgsserie. Dutt konnte gegen die Belgier wieder die in der Liga rotgesperrten Schürrle und Michal Kadlec aufbieten. Ballack saß zunächst auf der Bank. Zehn Minuten nach seiner Einwechslung beseitigte er mit seinem 16. Tor im 89. Champions-League-Sieg die letzten Zweifel am Sieg.

Dutt, der bereits in der Kritik steht und dem Kommunikationsprobleme mit der Mannschaft nachgesagt werden, erklärte anschließend Grundlegendes: "Was mir an der Mannschaft imponiert, ist, dass sie Dinge, wenn sie mal anders sind, nicht meuternd ablehnt, sondern in Kommunikation tritt. Wir versuchen da gemeinsam Lösungen zu finden, ich muss ein paar Dinge hier anders machen, als ich es gewöhnt bin. Wenn es im Rahmen des Möglichen ist, dass der Trainer sich mal bewegt, dann mache ich das. Ich bin kein Sturkopf. Die Mannschaft kommt auf mich zu, ich auf die Mannschaft. Es ist ein sehr angenehmes Klima. Ich denke, der Sieg heute ist ein Ergebnis der Kommunikation mit der Mannschaft."

© SZ vom 29.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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