BVB in der Champions League:Zu langsam für den TGV

Lesezeit: 2 min

Wer brachte Paris gegen Dortmund in Führung? Na klar, Kylian Mbappé. (Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Borussia Dortmund verliert verdient 0:2 bei Paris Saint-Germain - ein Aufstellungskniff von Trainer Terzic verfehlt seine Wirkung.

Von Ulrich Hartmann

Der Nationalstürmer Niclas Füllkrug musste 30 Jahre, sieben Monate und zehn Tage alt werden, ehe er sein erstes Spiel in der Champions League absolvieren durfte. Am Dienstagabend war es soweit im Pariser Prinzenpark zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison als Gast von Paris Saint-Germain. Füllkrug, vor drei Wochen erst von Werder Bremen zu Borussia Dortmund gewechselt, stand allerdings auch bei seinem dritten Einsatz für den BVB nicht in der Startelf. Er kam erst in der 62. Minute in ein Spiel, das zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits 2:0 für Paris stand. Füllkrugs Chance, bei seinem Debüt noch zum Helden zu werden, war sehr gering. Und so wurde es damit auch nichts.

Dortmunds Trainer Edin Terzic hatte zu Beginn etwas überraschend sowohl auf Füllkrug als auch auf Sebastien Haller als klassische Mittelstürmer verzichtet. Dieser Kniff zum Zwecke der effektiveren Verteidigung verfehlte trotz einer wirkungsvollen ersten Halbzeit letztlich allerdings seine Wirkung. Der hochüberlegene französische Meister gewann am Ende trotzdem verdient mit 2:0 (0:0).

Champions League
:Späte Erlösung für Leipzig

RB Leipzig startet mit einem Sieg gegen Young Boys Bern in die Champions-League-Saison. Auch Barcelona und ManCity können gewinnen - und in Hamburg fallen vier Tore.

Die Dortmunder gehen nun mit einer ersten kleinen Hypothek in die weiteren, ohnehin schwierigen Gruppenspiele gegen AC Mailand und Newcastle United. Deren Duell endete am Dienstagabend torlos. Nach dem Wiedersehen in Paris mit ihrem ehemaligen Stürmer Ousmane Dembélé treffen die Dortmunder in ihrer Gruppe auch noch auf ihre ehemaligen Stürmer Christian Pulisic (Mailand) und Alexander Isak (Newcastle).

Zwölf Torschüsse und zehn Ecken erwirkte PSG in der ersten Halbzeit

"Paris", hatte Dortmunds Sportchef Sebastian Kehl vor dem Spiel gewarnt, "hat die drei schnellsten Stürmer Europas". Die Spitzengeschwindigkeiten der Sprinter Ousmane Dembélé, Randal Kolo Muani und Kylian Mbappé liegen jeweils jenseits der 36 km/h. Für Gegenspieler kann sich das schon ein bisschen anfühlen wie Formel 1. Zum Zwecke eines Tempolimits wie in der Boxengasse drosselten die Dortmunder anfangs mit einer extrem verdichteten, sehr defensiven 5-3-2-Formation das Pariser Spiel. Das gelang auch dann zunächst weiterhin gut, als Felix Nmecha nach nur zwölf Minuten im Mittelfeld den gezerrten Marcel Sabitzer ersetzen musste. Zwölf Torschüsse und zehn Ecken erwirkten die hochdominanten Pariser in der ersten Halbzeit, aber mehr als ein Pfostenschuss von Vitinha in der 19. Minute gelang ihnen da noch nicht.

Die Dortmunder ersparten sich sehr lange allzu forsche Konterversuche, weil sie den flinken Franzosen damit keine Räume eröffnen wollten. Außerdem ist das mit der Torjagd beim BVB in dieser noch jungen Saison so eine Sache. Donyell Malen hat in den bisherigen vier Bundesligaspielen zwar schon drei Mal getroffen, aber Haller, Füllkrug, Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko allesamt noch gar nicht.

SZ PlusMatthias Sammer im Interview
:"Seien wir doch mal ehrlich: Wir liegen am Boden!"

Matthias Sammer sieht den deutschen Fußball "in der größten Krise", Tugenden und Siegermentalität seien verloren gegangen. Er fordert eine Kurskorrektur, einen starken DFB-Sportdirektor und er zeigt auf, was Hansi Flick jetzt machen sollte.

Interview von Moritz Kielbassa und Christof Kneer

Es bedurfte kurz nach dem Seitenwechsel eines strittigen Handelfmeters, damit die Pariser in Führung gehen konnten. Ein von Mbappé Fuß wegspritzender Ball sprang dem Dortmunder Innenverteidiger Niklas Süle aus kurzer Distanz unglücklich an den Arm. Die Entscheidung wurde überprüft und bestätigt. Mbappé verwandelte in der 49. Minute selbst zum 1:0. Jetzt mussten sich die Dortmunder natürlich ein bisschen öffnen, ein bisschen mutiger werden. Das ist extrem gefährlich gegen TGV, pardon: PSG, aber es hätte ja nicht ausgerechnet der frühere Dortmunder Achraf Hakimi sein müssen, der in der 58. Minute mit hohem Tempo in den Strafraum eindrang und auf 2:0 erhöhte.

Nun hatten die Borussen endgültig nichts mehr zu verlieren. Füllkrug nahm die Herausforderung, die Pariser in Zweikämpfe zu verwickeln, zwar gerne an, war für Kontersituationen jedoch nur sehr bedingt geeignet. Die beste Chance hatte der eingewechselte Jamie Bynoe-Gittens, als er in der 79. Minute jedoch nur den Außenpfosten traf. Auch mehrere Dortmunder Eckbälle und Flanken blieben erfolglos, immerhin aber demonstrierten die Borussen in der letzten halben Stunde aktive Gegenwehr.

Überrascht und schockiert war von der Niederlage in Paris beim BVB freilich niemand. "Wir müssen sehen, dass wir in dieser herausfordernden Gruppe unsere Heimstärke einbringen", riet der BVB-Chef Hans-Joachim Watzke. Die erste Gelegenheit dazu besteht in zwei Wochen gegen AC Mailand.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungNeuer Bundestrainer
:Nagelsmann bringt alles mit - auch Ballast

Neun Monate vor der Fußball-EM in Deutschland ist es ein Glücksfall für den DFB, dass Julian Nagelsmann die Herausforderung als Bundestrainer annimmt. Allerdings liegt in seiner Berufung auch ein Risiko.

Kommentar von Claudio Catuogno

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: