FC Bayern in der Einzelkritik:De Ligt vermiest Lewandowskis Laune

Lesezeit: 3 min

(Foto: ALBERT GEA/REUTERS)

Der Abwehrspieler bearbeitet den Stürmer auch im eigenen Strafraum. Gnabry spielt einen Traumpass - und Choupo-Moting würde auch einen Hütchenspieler austricksen. Die Bayern beim 3:0 in Barcelona in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer

Sven Ulreich

(Foto: JOSEP LAGO/AFP)

Ulreich stand wieder im Tor, weil Nationalkeeper Manuel Neuer weiterhin die Schulter schmerzt. An diesem Abend passte die Besetzung aber vielleicht ohnehin ganz gut. Denn ist er nicht der Torhüter, der Schüsse von Robert Lewandowski aus dem Training am besten kennt, als Schlussmann der Ersatzmannschaft im Abschlussspiel? Musste das dann gar nicht zeigen, weil Barcelona kein einziger Schuss aufs Tor gelang.

Noussair Mazraoui

(Foto: ALBERT GEA/REUTERS)

Spielte im Bayern-Training bislang auch meistens in der Ersatzmannschaft, in der Champions League nun aber schon zum dritten Mal in der Startelf. Sah als erster von drei Münchnern schon in der ersten Hälfte die gelbe Karte, blieb aber bis zehn Minuten vor Schluss auf dem Platz - und blieb bis dahin an Münchner Angriffen beteiligt.

Dayot Upamecano

(Foto: JOSEP LAGO/AFP)

Sah auch in der ersten Halbzeit schon Gelb, was ihn nicht an souveräner Zweikampfführung hinderte. Ging nach einer Stunde runter, ohne einen auffälligen Fehler gemacht zu haben.

Matthijs de Ligt

(Foto: JOSEP LAGO/AFP)

Hatte die vielleicht wichtigste Aufgabe des Abends: Der nach eigener Aussage inzwischen arrivierte Münchner Sommerzugang ("Ich bin jetzt angekommen hier") war der Gegenspieler des arriviertesten Sommerweggangs. Und die Zweikämpfe zwischen de Ligt und Lewandowski waren dem Anlass entsprechend spektakulär, Wucht traf auf Athletik - oft lag der Stürmer dann schlecht gelaunt auf dem Boden. Kurz vor der Pause sogar im Strafraum: De Ligt hatte zuerst den Ball und dann Lewandowskis Wade getroffen, weshalb Schiedsrichter Anthony Taylor einen Elfmeter nach Ansicht der Videobilder zurücknahm, was er nicht hätte machen müssen. Allein Ulreich zuliebe, der sicher gern zum Duell mit dem alten Bekannten Lewandowski angetreten wäre.

Alphonso Davies

(Foto: JOSEP LAGO/AFP)

Kennt Lewandowski eher als Empfänger seiner Pässe und Flanken. Kennt vor allem die Abwehr des FC Barcelona gut, weil er ihr beim 8:2 in der Champions League 2020 in ikonischer Art und Weise davonrannte. Diesmal rannte ihm manchmal auch ein Angreifer aus Barcelona davon: Ousmane Dembélé, alter Bekannter aus der Bundesliga, aber derzeit so agil, dass er kaum wiederzuerkennen ist. Doch richtig torgefährlich wurde auch der frühere Dortmunder nicht.

Leon Goretzka

(Foto: NACHO DOCE/REUTERS)

War ein weiterer Münchner, der früh Gelb sah (nach Foul an Sergio Busquets). Prägte mit seinen Zweikämpfen den forschen, in jedem Duell überlegenen Auftritt seiner Mannschaft in der ersten Hälfte, blieb dann aber für Marcel Sabitzer in der Kabine.

Joshua Kimmich

(Foto: Joan Monfort/AP)

Weil Barça über den ganzen Platz oft Mann gegen Mann presste (oder das wenigstens versuchte), ergab sich im zentralen Mittelfeld ein interessantes Duell, das zum besten gehören dürfte, was es in Europa auf dieser Position zu sehen gibt: Kimmich gegen Frenkie de Jong. Stets mit dem besseren Ende für Kimmich, der als Vertretungskapitän die Chefrolle souverän ausfüllte. Aber das überraschte natürlich niemanden.

Serge Gnabry

(Foto: IMAGO/IMAGO/MIS)

Spielte leider meist auf der rechten und nicht auf der linken Seite, sonst wäre er nämlich oft im Duell mit seinem früheren Londoner Mitspieler und Kumpel Hector Bellerin fotografiert worden - und das hätten sich Fans von Miami Vice dann als Poster ausdrucken können (im Zweifel bitte jetzt "Hector Bellerin" googlen). Gnabry brauchte aber keineswegs eine raffinierte Frisur, um aufzufallen: Spielte einen spektakulären Vollspann-Traumpass aus der eigenen Hälfte, der Luft und der Drehung in den Lauf von Sadio Mané vor dem 1:0 und bereitete auch das 2:0 vor. Sein schönes 3:0 wurde vom VAR wegen Abseits zurückgenommen. Dafür bereitete er in der Nachspielzeit ungewollt (aber schön) mit einem Volley-Schussversuch das 3:0 durch Pavard vor.

Jamal Musiala

(Foto: Revierfoto/Imago)

Würde das natürlich nie so sagen, er ist schließlich ein sehr höflicher junger Mann, aber: Hat vielleicht am meisten von Lewandowskis Abschied profitiert. Ist jetzt kaum noch wegzudenken aus der Mitte der Bayern-Offensive, auch wenn er diesmal nicht so sehr auffiel wie sonst.

Sadio Mané

(Foto: IMAGO/IMAGO/MIS)

War im Sommer zwar nicht positionsgetreu, aber in seinem Status der Lewandowski-Nachfolger, jedenfalls nannten ihn die Bayern-Vorstände inflationär einen "Weltstar". Spielte zuletzt nicht immer wie ein solcher. Darf aber inzwischen auch in München auf seiner Lieblingsposition links vorne statt in der Mitte spielen. Am Mittwoch bedeutete das: gegen Bellerin (siehe oben), der freundlicherweise öfters das Abseits aufhob. So sah Manés Spiel schon glanzvoll aus. Sein Lupfer über Marc-André ter Stegen zum 1:0 war es in jedem Fall.

Eric Maxim Choupo-Moting

(Foto: PAU BARRENA/AFP)

Gilt nach zwei Jahren als Ersatzspieler plötzlich als der Nachfolger Lewandowskis als Bayern-Neuner, zumindest in diesen Tagen. Befindet sich in einer Form, in der er auch jedem Hütchenspieler auf den Ramblas ein Kügelchen durch die Beine zaubern würde wie ter Stegen den Ball beim Treffer zum 2:0. Es war sein fünftes Tor im vierten Spiel in Serie. Ließ außerdem wie ein echter Neuner die Bälle auf seine Kollegen in der Offensive klatschen. Und ging wie ein echter Stammspieler nach einer Stunde vom Platz. Am Samstag ist ja schließlich wieder Bundesliga.

Einwechselspieler

(Foto: NACHO DOCE/REUTERS)

Nach Marcel Sabitzer kamen in der letzten halben Stunde Ryan Gravenberch, Benjamin Pavard und Thomas Müller ins Spiel. Letzterer hatte beim Abflug nach Barcelona ein Video aufgenommen, für das er in die Kamera grinsend "Lewy, wir kommen" gesagt hatte. Fand das sehr lustig, es war aber kein Witz.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: