Champions League, 1. Spieltag:Schalker Fehlstart, Bremer Punkt

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Der FC Schalke gerät bei Olympique Lyon früh in Unterzahl und unterliegt 0:1. Werder Bremen holt einen Zwei-Tore-Rückstand auf und erkämpft gegen Tottenham Hotspur einen verdienten Punkt.

Felix Magath hat die Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, schon häufiger unter Beweis gestellt in seiner langen Laufbahn als Fußballtrainer. Zu ahnen, was demnächst passieren wird, heißt aber noch nicht, es auch verhindern zu können. So stand Magath also vor dem Anpfiff am Spielfeldrand im Stade de Gerland von Lyon und ging im Geiste seine Aufstellung noch mal durch. Er war fast zufrieden. Nur der junge Christoph Moritz, 20, der gehe "vielleicht etwas nervös" in die Partie, sagte Magath, schließlich sei er ja im Grunde kein Rechtsverteidiger, sondern Mittelfeldspieler.

Kein guter Abend: Schalkes Angreifer Raúl schießt wieder kein Tor. (Foto: AFP)

Aber Magath hatte Moritz nun mal als Rechtsverteidiger aufgeboten im ersten Champions-League-Gruppenspiel des FC Schalke 04 gegen Olympique Lyon. Nun schrieb man die 21.Minute, die Partie war bisher auf und ab gewabert, Schalke hatte gute Möglichkeiten gehabt durch Jefferson Farfan und den Gegner ansonsten erfolgreich vom eigenen Tor ferngehalten. Jetzt segelte eine Flanke Richtung Strafraum, kein Problem im Grunde. Christoph Moritz ließ den Ball vom Kopf springen zu seinem Torhüter Manuel Neuer - aber die Rückgabe geriet viel zu kurz. Michel Bastos sprintete heran, kam vor Neuer an den Ball - 1:0 für Lyon. "So ist das halt in der Champions League", kommentierte Horst Heldt, der Schalker Sportdirektor: "Da wird so ein Fehler gnadenlos bestraft."

Raúl und Huntelaar unauffällig

Dem Schalker Fehlstart in die Bundesligasaison ist also ein Fehlstart in die Champions League gefolgt - auch um diese Entwicklung vorherzusehen, musste man kein Prophet sein. Wer in drei Spielen gegen Hamburg, Hannover und Hoffenheim keinen Punkt erzielt, für den ist so ein Ausflug in die Königsklasse natürlich, als würde man eine Jolle, die schon im Hafen Schlagseite hat, hinausschicken auf die hohe See. Einerseits. Andererseits ist nicht nur Felix Magath weiter davon überzeugt, dass er für das viele Geld im Sommer eine Menge Qualität eingekauft hat. Und dass es deshalb nur eine Frage der Zeit sein kann, bis sich diese neue Elf gefunden hat - und dann auch erfolgreichen Fußball spielen kann.

Alleine der Spanier Raúl im Sturm: 127 Spiele in der Champions League, 66 Tore, drei Titel. Niemand in Europa hat Vergleichbares vorzuweisen. Und hatte nicht auch Klaas Jan Huntelaar, Magaths zweiter Millionenstürmer, gerade in der niederländischen Nationalelf bewiesen, dass er glänzend in Form ist?

Doch die beiden sollten dann erneut keine große Rolle spielen bei den Königsblauen. Im Blickpunkt standen andere, wobei das, was kurz vor der Pause geschah, dann sogar Magath kaum für möglich gehalten hätte. Die nächste Verkettung unglücklicher Umstände: Benedikt Höwedes wollte im Mittelfeld zum Ball springen, dummerweise erwischte er dabei den Olympique-Spieler Jimmy Briand mit dem Fußballschuh an der Brust. Der kroatische Schiedsrichter Ivan Bebek wertete die Szene als grobes Foul und zog die rote Karte aus seiner Tasche.

Und jetzt gegen Dortmund

"Maßlos übertrieben", fand Heldt. Doch das änderte nichts daran, dass der ohnehin verunsicherten Schalker Innenverteidigung der letzte Stabilisator abhanden gekommen war. Magath wechselte dann Joël Matip ein für den offensiven Debütanten Ciprian Deac, jenen Matip, der zuletzt neben Christoph Metzelder eine recht unglückliche Figur abgegeben hatte. Und am Ende durfte Magath immerhin festhalten, dass die Abwehrarbeit nun gar nicht so schlecht funktionierte. Nur zu eigenen Chancen kamen die Schalker zu zehnt eben nicht mehr.

"Drei Siege" werde man wohl brauchen, um in der Gruppe mit Lyon, Benfica Lissabon und Hapoel Tel Aviv weiterzukommen, glaubt Magath: "Die kann man eher bei anderen Gegnern einplanen." So gesehen war Lyons unermüdliches Angriffsspiel in der zweiten Hälfte eine willkommene Übungseinheit. Für das Derby gegen Dortmund am Sonntag.

Lyon: Lloris - Reveillere, Diakhate, Lovren, Kolodzieczak - Toulalan - Pjanic, Gourcuff (87. Makoun) - Briand (90.+2 Källström), Lisandro, Bastos (71. Pied). - Trainer: Puel.

Schalke: Neuer - Moritz, Höwedes, Plestan, Sarpei (75. Schmitz) - Jones (70. Kluge) - Rakitic, Deac (45. Matip) - Farfan, Huntelaar, Raul. - Trainer: Magath.

Tor: 1:0 Bastos (21.)

Schiedsrichter: Ivan Bebek - Zuschauer: 35.552

Rote Karten: Höwedes wegen groben Foulspiels (38.)

Gelbe Karten: Bastos, Kolodzieczak

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Erst vorgeführt, dann zurückgekämpft: Mit einem 2:2 (1:2) gegen Champions-League-Neuling Tottenham Hotspur hat Werder Bremen doch noch einen Fehlstart vermieden. Nach schlechter erster Halbzeit kamen die Hanseaten durch Tore von Hugo Almeida (43.) und Nationalspieler Marko Marin (47.) zu einem am Ende verdienten Unentschieden. Damit geht der SV Werder mit einer ordentlichen Ausgangsposition in die zweite Begegnung bei Titelverteidiger Inter Mailand. "Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen. Wir haben aber gezeigt, dass wir Moral haben. Mit dem Punkt können wir leben", sagte Marin.

Vor 30.344 Zuschauern im fast ausverkauften Weserstadion schienen die Londoner den Grundstein zu einem Auswärtserfolg mit zwei schnellen Toren in der Anfangsphase bereits gelegt zu haben. Eine scharfe Hereingabe von Mittelfeldspieler Gareth Bale drückte Werders Innenverteidiger Petri Pasanen in der zwölften Minute aus kurzer Distanz über die eigene Torlinie.

Pizarro schmerzlich vermisst

Nur sechs Minuten später wuchtete Torjäger Peter Crouch eine Flanke des Ex-Hamburgers Rafael van der Vaart per Kopf ins Bremer Gehäuse, Torhüter Tim Wiese hatte keine Abwehrmöglichkeit.

Von diesen Rückschlägen erholten sich die Norddeutschen nur langsam. Ohne den am Oberschenkel verletzten Torjäger Claudio Pizarro fehlte es den Aktionen des Bundesliga-Zehnten fast während der gesamten ersten Halbzeit an der erforderlichen Durchschlagskraft. Die Tottenham-Defensive stand in dieser Phase sicher und ließ keinerlei gefährliche Aktionen zu. Ein Sieg für Tottenham wäre durchaus möglich gewesen, wenn die Engländer ihre Chancen vor dem Seitenwechsel noch konsequenter genutzt hätten. In der 31. Minute beispielsweise überlief Bale erneut seinen Gegenspieler Clemens Fritz, scheiterte aber mit einem Schrägschuss an Wiese.

Werder-Trainer Thomas Schaaf reagierte auf den schwachen Auftakt seiner Schützlinge und wechselte schon in der 37. Minute Aaron Hunt für Philipp Bargfrede ein, um das Angriffsspiel zu beleben. Als wertvolle Verstärkung für das Team von Coach Harry Redknapp erwies sich zumindest im ersten Durchgang Rafael van der Vaart. Bei seinem ersten internationalen Auftritt für seinen neuen Arbeitgeber glänzte der ehemalige HSV-Star als geschickter Ballverteiler.

Nach dem Ausgleichstreffer ging bei den Gästen ging zunehmend der Spielfluss verloren, auch weil van der Vaart in der 49. Minute das Spielfeld vorzeitig verlassen musste. Keeper Wiese sowie Torschütze Marin waren die stärksten Akteure bei den Bremern, die sich in der Qualifikation gegen Sampdoria Genua durchgesetzt hatten. Neben Bale machte beim Tabellen-Elften der Premier League Mannschaftskapitän Ledley King ein gutes Spiel.

Bremen: Wiese - Fritz, Pasanen, Prödl, Silvestre - Frings - Bargfrede (37. Hunt), Marin - Wesley (67. Borowski) - Arnautovic, Almeida (79. Wagner). - Trainer: Schaaf.

Tottenham: Cudicini - Corluka, Kaboul, King, Assou-Ekotto - Huddlestone - Lennon (76. Palacios), Jenas, Bale - Crouch, van der Vaart (49. Keane). - Trainer: Redknapp.

Tore: 0:1 Pasanen (12., Eigentor), 0:2 Crouch (18.), 1:2 Almeida (43.), 2:2 Marin (47.)

Schiedsrichter: Massimo Busacca - Zuschauer: 30.344

Gelbe Karten: Borowski - Huddlestone, Jenas

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