Dortmund siegt:"Das ist natürlich geil für uns"

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Borussia Dortmund feiert den Pflichtsieg gegen Wolfsburg. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Ohne Offensivspektakel und mit ein bisschen Glück gewinnt Borussia Dortmund beim VfL Wolfsburg.
  • Damit bleibt der BVB auch nach dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern Tabellenführer der Bundesliga.

Von Carsten Scheele, Wolfsburg

Da sage noch einer, die Dortmunder seien bloß auf den Zweikampf mit dem FC Bayern fixiert. Als sich Trainer Lucien Favre im Keller des Wolfsburger Stadions nach den Ergebnissen auf den anderen Plätzen erkundigte, winkte er beim 1:1 der Münchner schnell ab. Jaja, habe er schon gehört, er meinte die anderen Spiele: das Augsburger 2:2 gegen Nürnberg, den Schalker Sieg gegen Hannover. Mal zuckte Favre mit der Augenbraue, mal ein anerkennendes Nicken. Am Ende fühlte sich der Schweizer umfassend informiert. "Merci" sagte er und ging.

Dabei war das Dortmunder 1:0 (1:0) am Samstagnachmittag in Wolfsburg unmittelbar verknüpft mit den Punktverlusten der Münchner. Weil der BVB derzeit auch die unangenehmen Aufgaben wie in Wolfsburg meistert, während die Bayern zu Hause unerwartet gegen Freiburg straucheln. Das Kopfball-Siegtor von Marco Reus (27.) hat die Ausgangslage des BVB in der Liga jedenfalls stark verbessert: Vier Punkte Vorsprung hat die Mannschaft nun vor dem direkten Aufeinandertreffen am kommenden Samstag, Dortmund bleibt in jedem Fall Tabellenführer, egal wie das Gipfelspiel ausgeht. Darauf angesprochen, versuchte Mittelfeldspieler Thomas Delaney gar nicht erst, seine Freude herunterzuspielen. "Das ist natürlich geil für uns", sagte der Däne und grinste breit.

Etwas kühler reagierte Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl, doch auch er bezeichnete das Einsnull in Wolfsburg als "sehr, sehr wichtigen Sieg". Zumal den Dortmundern eine hammerharte Woche bevorsteht: Vor dem Spiel gegen München muss der BVB am Dienstag die Champions-League-Partie bei Atlético Madrid hinter sich bringen - dort geht es um den Gruppensieg, den Einzug ins Achtelfinale hat Dortmund ja nahezu sicher.

Unter diesen Umständen nahmen die Dortmunder auch in Kauf, dass ihnen Wolfsburg nicht die ganz große Offensivshow geglückt war. Das Siegtor von Reus war sogar glücklich, weil Wolfsburgs Jerome Roussillon kurz die Orientierung verloren und im Fünfmeterraum das Abseits aufgehoben hatte. Am Ende hätte Dortmund auch noch einen Elfmeter gegen sich kassieren können. Doch vielleicht ist es gerade das, was die Dortmunder darin bestärkte, dass sie in dieser Saison auf einem guten Weg sind. Normalerweise gilt es als Spezialität des FC Bayern, in den ekligen Herbstwochen, wenn es draußen kalt wird, die lästigen Pflichtaufgaben mit überschaubarem Engagement zu erledigen. Nun hat sich Dortmund zwar ein 2:2 gegen Hertha BSC geleistet, anschließend aber die Pokalaufgabe gegen Union Berlin und das Ligaspiel in Wolfsburg hinter sich gebracht: Im Bayern-Style, mit so viel Kraft wie eben nötig.

Zwei kitzlige Momente

Dabei war das Kalkül von Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia zunächst aufgegangen. Mit seinen beiden wuchtigen Neunern Daniel Ginczek und Wout Weghorst beschäftigte er die BVB-Defensive, und wann immer Josip Brekalo an den Ball kam und seine flinken Haken schlug, geriet Dortmund in gewisse Nöte. "Wolfsburg war sehr gut", sagte Favre hinterher anerkennend. Er hatte aber auch gesehen, dass seine Stürmer die eine oder andere gute Gelegenheit ausgelassen hatten, gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit. "Wir hätten das 2:0 machen sollen", bemerkte Favre, denn so geriet der Sieg noch einmal in Gefahr.

Wolfsburgs Drangphase begann mit einem Geschoss von Maxi Arnold, das knapp am BVB-Gehäuse vorbeiflog (58.). Dann rückte Schiedsrichter Daniel Siebert in den Mittelpunkt, der erst auf Weiterspielen entschied, als BVB-Torwart Bürki den Wolfsburger Ginczek beim Herauslaufen schwungvoll niederstreckte, dabei aber auch den Ball traf (73.). Noch kitzliger wurde es drei Minuten vor Schluss, als Marcel Tisserand zum Kopfball hochsteigen wollte, er von Dan-Axel Zagadou aber wirkungsvoll am Trikot gezupft wurde. "Ein klarer Elfmeter", urteilte Labbadia. Auch Maxi Arnold klagte: "Ein kleiner Trikotzupfer reicht, um den Bewegungsablauf zu unterbrechen." Doch Siebert beurteilte die Situation anders, der Elfmeterpfiff blieb aus.

So endete der Tag mit einer Bestmarke für Trainer Favre: Der Schweizer hat es geschafft, als neuer Coach in den ersten 15 Pflichtspielen keine Niederlage zu kassieren - ein Vereinsrekord. Favre weiß: Hat seine Serie in einer Woche immer noch bestand, nach den Spielen gegen Atlético und Bayern, wäre die Statistik noch einmal doppelt so viel wert.

© SZ vom 04.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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