Sieg gegen Berlin:Dortmund hält die Chancen warm

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Foul oder freiwilliger Sturz? Marco Reus sinkt jedenfalls nach der Begegnung mit Union-Torwart Andreas Luthe zu Boden - und bekommt dafür einen Elfmeter. (Foto: Christoph Köpsel/AFP)

Der BVB bewahrt sich durch ein 2:0 gegen Union ein paar Hoffnungen auf die Champions League. Am Samstag kommt es zu einem entscheidenden Duell - dann geht es wohl auch um Haalands Zukunft.

Von Ulrich Hartmann

Nach dem Abpfiff gab es keine guten Nachrichten aus Stuttgart. Bei Borussia Dortmund hätten sie sich gefreut, wenn der Konkurrent VfL Wolfsburg beim VfB im Schwabenland Punkte gelassen hätte. Hat er aber nicht. Das machte aus dem Dortmunder 2:0 (1:0)-Erfolg gegen Union Berlin nur einen schnöden Pflichtsieg statt der umjubelten Etappe einer prickelnden Aufholjagd. Der BVB hinkt weiter hinterher im zähen Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Marco Reus (27.) und Raphael Guerreiro (88.) sorgten mit ihren Treffern immerhin dafür, dass man im Rennen bleibt. Für Reus war es das dritte Pflichtspieltor im April.

Als sich dieser Tage alle über die Super League aufregten, sagte Edin Terzic über die Champions League: "Ich kann mir keinen Wettbewerb vorstellen, der mehr Emotionen auslöst und eine coolere Hymne hat." Die Super League ist ja jetzt schon wieder hinfällig, aber was der BVB-Trainer über die Champions League sagt, das gilt unverändert.

Und so kann sich nun jeder ausmalen, welche Bedeutung das Spiel des BVB am kommenden Samstag beim VfL Wolfsburg erhält. Wolfsburg ist Dritter und hat den Dortmundern fünf Punkte und zwei Tore voraus. Dazwischen stehen noch die Frankfurter. Am kommenden Samstag wird sich für die Dortmunder entscheiden, ob sie ihre Chancen überhaupt warmhalten können, nächste Saison wieder die coole Hymne zu hören.

Erling Haaland kann den dreisprachigen Text dieser Hymne ja auswendig und singt ihn gerne mit. Die Branche geht davon aus, dass Haaland Dortmund verlässt, sofern sich der BVB nicht für die Champions League qualifiziert. Allerdings sagte Borussias Sportdirektor Michael Zorc vor dem Union-Spiel bei Sky: "Egal wo wir am Ende landen, wird Erling Haaland bei uns weiter spielen."

In drei Bundesliga-Partien nacheinander waren die Dortmunder zuvor 0:1 in Rückstand geraten, weshalb man davon ausgehen durfte, dass sie gegen Union zu Beginn ganz besonders aufmerksam sein würden, um mit diesem Laster zu brechen. War dann aber nicht so: Nach zehn Sekunden schon legte Emre Can einen Ball vor dem eigenen Strafraum quer, dieser Ball landete beim Berliner Marcus Ingvartsen, und dessen Schlenzer tropfte nach zwölf Sekunden von der Latte des Dortmunder Tors herunter, deutlich vor der Torlinie. Vielleicht suchen die Borussen ja solche Herausforderungen. In allen vier vorangegangenen Ligaspielen hatten sie zurückgelegen - und holten am Ende immerhin sieben Punkte daraus.

Dass die Dortmunder diesmal nicht mit 0:1 in Rückstand gerieten, sondern selbst eine Führung vorlegen durften, erforderte die Überwindung einiger Hürden. Nachdem Thorgan Hazard in der 25. Minute einen Fehlpass von Marwin Friedrich erobert, Marco Reus bedient und diesen im Strafraum strittig über den Torwart Andreas Luthe fallen sehen hatte, durfte Haaland zum Elfmeter anlaufen.

Er scheiterte mit diesem allerdings genauso an Luthe wie mit dem Nachschuss. Erst der heranstürmende Reus drückte den zweiten Rebound über die Linie. Eine schwere Geburt. Für Haaland war es in dieser Saison bereits der zweite verschossene Elfmeter, für den BVB gar schon der vierte (plus zwei von Reus).

In der 59. Minute wurde Dortmunds zweitbester Liga-Torschütze der Saison eingewechselt. Es handelte sich dabei um jenen jungen Engländer namens Jadon Sancho, der sich Anfang März einen Muskelbündelriss zugezogen und deswegen neun Pflichtspiele verpasst hatte. Zweitbester Liga-Torschütze beim BVB zu sein, ist für Sancho allerdings weniger überschwänglich, als man meinen könnte: Haaland hat 23 Tore geschossen, Sancho sechs.

Unions bester Torschütze Max Kruse hatte in der 66. Minute wenig Glück, als ein 20-Meter-Freistoß von ihm an den Pfosten des Dortmunder Tors klatschte und ihm das elfte Saisontor verwehrte. Die Eisernen hatten wirklich Pech mit dem Aluminium.

Zwanzig Minuten vor dem Ende brachte sich Dortmunds Abwehrchef Mats Hummels um die Teilnahme am so wichtigen Spiel in Wolfsburg am kommenden Samstag. Er grätschte den Berliner Petar Musa von hinten derart unhöflich um, dass der Schiedsrichter Daniel Schlager ihn unweigerlich mit Gelb dekorieren musste - und das war die fünfte für Hummels in dieser Saison.

Dass Haaland fünf Minuten später eine ausgezeichnete Chance zum zweiten Treffer vergab, hätte sich am Ende rächen können. Union blieb gefährlich, verpasste aber den Ausgleich. Also erhöhten die Dortmunder auf 2:0, jubelten - und vernahmen dann aus Stuttgart nicht die erhofften Nachrichten.

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