BVB spielt 1:1 in Nürnberg:Schmerzhaftes Ende einer Dienstreise

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Jürgen Klopp macht sich Sorgen um die Besetzung im Pokalspiel gegen 1860 München. (Foto: dpa)

Schlappe für den Tabellenführer: Das 1:1 in Nürnberg hat Dortmund auch dem Verletzungspech zu verdanken. Für das Pokalspiel gegen 1860 München bangt Trainer Jürgen Klopp noch um Hummels, Reus und Schmelzer - sonst könnte es "knapp werden".

Von Victor Fritzen, Nürnberg

Schwarz-gelber Trainingsanzug, das Cap lässig nach hinten gedreht: Marco Reus schlurfte nach dem 1:1 in Nürnberg lässig, aber angeschlagen durch die Katakomben des Frankenstadions gen Mannschaftsbus. Dortmunds Spielmacher hatte bei einem von ihm begangenen Foul vor der Halbzeit einen herzhaften Pferdekuss erlitten.

"Ich bin dann noch eine Weile in die Spitze gegangen. Der Schmerz ging aber bis in den Rücken. Da ging nichts mehr." Weshalb der Youngster zur Pause in der Kabine bleiben musste und auch in den kommenden Tagen auszufallen droht. "Spätestens am Montag weiß man mehr", kündigte Dortmunds Spielmacher an, auf eine schnelle Genesung hoffend. Schließlich will er am Dienstag schon wieder auf dem Platz stehen.

Dann reist der BVB abermals nach Bayern - diesmal in die Landeshauptstadt. Für das Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokalwettbewerb ist allerdings bisweilen noch ungewiss, wer gegen den TSV 1860 München, wer gegen Benjamin Lauth und Co. verteidigt. Mats Hummels war gar nicht erst nach Nürnberg gereist, er klagte nach der Neapel-Niederlage über akute Rückenprobleme. Linksverteidiger Marcel Schmelzer musste nach seinem sehenswerten Freistoß-Tor in Nürnberg aufgrund einer Oberschenkelverhärtung zur Halbzeit in der Kabine bleiben. Gleiches Schicksal traf Marco Reus.

"Dienstag kann's in beiden Fällen knapp werden", befürchtete ihr Trainer Jürgen Klopp anschließend. Bleiben aus dem Nürnberg-Kader noch Neven Subotic, Sokratis, Erik Durm und Koray Günter.

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Betrübliche Personallage

Hinzu kommen die ohnehin langzeitverletzten Sebastian Kehl, Lukas Pisczcek, Marian Sarr und Ilkay Gündogan. Von der betrüblichen Personallage könnten am Dienstag abermals Durm und Marvin Ducksch profitieren. Die beiden weniger erfahrenen Jungspunde freuten sich bereits in Nürnberg über ihr Startelf-Debüt in der Bundesliga - damit andere ihre Kräfte schonen konnten.

65 Stunden nach dem Europapokalspiel hatte der Trainer jenen Bedarf erkannt. "Wir hätten hier auch andere Spieler durchjagen und dann am Dienstag sehen können, wie uns München überrennt", begründete der Trainer seine Entscheidung. "Die Mannschaft, auch in dieser Konstellation, kann besser spielen. Vor allem in der Phase nach der Halbzeit haben wir zu tief gestanden - das war unnötig. Dann haben wir uns aber berappelt und waren die gefährlichere Mannschaft."

Obwohl sein Verein im sechsten Saisonspiel die ersten Punktverluste der jungen Saison zu beklagen hatte, war Dortmunds Trainer zufrieden mit dem Abschneiden, mit dem Punkt. Klopp analysierte das Unentschieden in Nürnberg als ein "ein intensives Spiel mit vielen Zweikämpfen und vielen umkämpften Situationen. Wir hätten gerne etwas besser gespielt, aber mit dem Punkt können wir leben."

Jene Aussage hätte einen anderen Klang gehabt, wenn Nürnbergs Alexander Esswein kurz vor Schluss freistehend doch noch zum 2:1 getroffen hätte. Tat er aber nicht. Deswegen werde er nicht besonders gut schlafen, bekannte der Fehlschütze. Und Jürgen Klopp wusste: "Wenn Alex Esswein den am Ende reinschießt, hat Nürnberg gewonnen und wir müssten das auch akzeptieren. Dementsprechend ist der Punkt okay."

Nach seinem cholerischen Auftritt bei der Champions-League-Niederlage in Neapel, für den er vielfach kritisiert worden war, hielt sich Dortmunds Oberhaupt am Rande der Bande diesmal sichtlich zurück. Und wenn er sich einmal von der Trainerbank erhob, richtete sich sein verbaler Groll allenfalls gegen seine eigenen Spieler und deren zwischenzeitige Untätigkeit. Der vierte Offizielle Christoph Bornhorst indes hatte einen ruhigen Nachmittag. "Auch wenn man den Eindruck gewinnen könnte, dass ich bei jeder Aktion den vierten Schiedsrichter attackiere, ist das nicht der Fall. Ich muss mich nicht zügeln. Alles okay", sagte Dortmunds Trainer.

Sein Gegenüber, Michael Wiesinger, ist weniger als Heißsporn bekannt. Gleichwohl hatte er wenig Anlass, sich über die Seinen, geschweige denn über den Schiedsrichter zu ärgern. In Nürnberg hatten sie ohnehin andere Sorgen. Vor dem Spiel hatten all jene missmutig auf die Tabelle geblickt, die sich nach fünf Spielen mehr erhofft hatten als drei Unentschieden und Tabellenplatz 16. Die Vereinsführung hatte sich einer in dieser Situation häufig verwendeten Abwehrmaßnahme bedient und demonstrativ verbal den Übungsleiter gestärkt.

Wiesinger: "Wir haben um jeden Meter gekämpft"

Und doch: Eine Niederlage hätte den Trainer, der den erfahrenen Hanno Balitsch suspendierte, in Bedrängnis gebracht. "Dem Club geht's nicht gut, mir geht's nicht gut. Aber man muss es anpacken", meinte Michael Wiesinger. Und wie sie es anpackten. Das beste Saisonspiel gab den Verantwortlichen recht, den Trainer zu unterstützen.

Wiesingers Analyse: "Wir haben um jeden Meter gekämpft. Es war wichtig, dass wir als Mannschaft aufgetreten sind, ein Wir-Gefühl zu sehen war, einer für den anderen da war. Nun müssen wir dranbleiben." Und Raphael Schäfer meinte: "Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt und was sie im Stande ist zu leisten."

Schmerzhaftes Ende einer Dienstreise

Zur Chronologie des Nachmittags gehörten vor allem jene Szenen, die das Spiel entschieden. Die Entstehungen beider Tore bedurften zumindest einer Diskussion. Vor dem sehenswerten Freistoß-Schlenzer Marcel Schmelzers zum 0:1 attackierte Stark Blaszczykowski. Schiedsrichter Knut Kircher wertete die harmlos anmutende Szene als Foul und entschied auf Freistoß. Marcel Schmelzer meinte: "Im Spiel war es für mich ein klares Foul." Die Nürnberger sahen das anders.

Später, beim Ausgleich von Per Nilsson, gab es Diskussionen, ob der Torschütze im Abseits stand und zusätzlich den Ball per Hand mitgenommen hatte. Nilsson selbst sorgte zumindest für ein ganz bisschen Klarheit: "Ich habe den Ball nicht mit der Hand mitgenommen, aber er kam auf die Hand."

Abgesehen davon ärgerte man sich beim BVB vor allem über das Zustandekommen des Gegentreffers. Schließlich war es bereits der fünfte nach einer Standardsituation - zuvor gab's einen gegen Braunschweig und Hamburg sowie zwei gegen Neapel. "Wir sprechen das zwar immer wieder an, aber es passiert dann trotzdem wieder. Im Moment passt es einfach nicht", meinte Marco Reus dazu und schlurfte gen Bus - mit einem dicken Andenken am Oberschenkel. Das schmerzhafte Ende einer Dienstreise

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