BVB-Sieg in Stuttgart:Lässig auf Platz zehn gespielt

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Ilkay Gündogan jubelt nach seinem Treffer zum 2:1 gegen den VfB Stuttgart. (Foto: dpa)
  • Platz zehn statt Abstiegskampf - Dortmund gewinnt beim VfB Stuttgart zum dritten Mal in Serie.
  • Die Schwaben wirken beim 2:3 hilflos und bleiben auf dem letzten Tabellenplatz hängen.
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Von Matthias Schmid, Stuttgart

Wer es von den Zuschauern am Freitagabend nicht pünktlich zum Anpfiff in die Stuttgarter Arena geschafft hatte, der verpasste schon mal vier Tore des VfB. Zehn Minuten vor Spielbeginn gegen Borussia Dortmund zeigte die Stadionregie die VfB-Treffer beim 4:4 in Dortmund. Drei Jahre liegt das irrsinnige Spiel schon zurück, vier Stuttgarter Tore in einer einzigen Partie sind so etwas wie ein seltenes Naturphänomen, eine Erscheinung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Zumindest kamen die Fußballfreunde gegen Dortmund anschließend tatsächlich noch in den Genuss, zwei aktuelle Treffer bejubeln zu dürfen. Florian Klein hatte in der 32. Minute einen Elfmeter verwandelt, Georg Niedermeier in der Nachspielzeit per Kopf getroffen, zum ersten Heimsieg seit September des vergangenen Jahres reichte es dennoch nicht. Der VfB verlor gegen Dortmund am Ende 2:3 (1:2) und wartet jetzt schon seit sechs Spielen auf einen dreifachen Punktgewinn. Während sich der BVB nach drei Siegen in Serie immer mehr vom Tabellenende entfernt, der Klub ist vorerst Zehnter, festigten die Stuttgarter ihren letzten Tabellenplatz.

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Und nach der schwachen und biederen Darbietung von Freitagabend deutet im Moment auch wenig darauf hin, dass sie diesen in den nächsten Wochen wieder verlassen können.

Die Partie hatten beide Trainer zum "Abstiegskampf pur" ausgerufen. Doch nur beim VfB sah es zunächst auch so aus. Die VfB-Verteidiger hauten die Bälle aus dem eigenen Strafraum, als hätte Sportdirektor Robin Dutt eine Extraprämie dafür ausgelobt. Die Zuschauer wähnten sich bei einem Kreisligaspiel, selten hatte man in der Bundesliga eine Mannschaft gesehen, die die Bälle so häufig und gleichzeitig so leidenschaftlich auf die Tribüne gehauen hätte.

Beim Blick auf die Auswechselbank sah man, dass VfB-Trainer Huub Stevens auch nicht viel für die Spielkultur getan hatte. Er ließ die technisch guten Spieler auf der Bank, die ihre Stärken im Spiel nach vorne haben, die kombinieren wollen und können. Spieler wie Vedad Ibisevic, Moritz Leitner, Filip Kostic und Alexandru Maxim. Stevens schickte aber Klein und Adam Hlousek auf den Rasen, die in dieser Saison schon des Öfteren als Außenverteidiger spielten. Zusätzlich zu Daniel Schwaab und Gotoku Sakai wohlgemerkt, die in der Viererkette die Außenpositionen besetzten. Davor spielten im defensiven Mittelfeld der wieder genesene Carlos Gruezo und erstmals von Beginn an der Afrikameister Geoffroy Serey Dié. Der 30-Jährige ist ein lästiger Genosse, bissig wie ein Straßenköter, doch fürs Toreschießen hat ihn Dutt nicht vom FC Basel eingekauft.

Die ersten Chancen hatten deshalb auch die Dortmunder, die wieder mehr so spielten, wie man es von Dortmund kennt: schnell, kraftvoll, mit Drang zum Tor. Kevin Kampl (10.) und Nuri Sahin (13.) scheiterten jedoch noch an Sven Ulreich. Doch beim Schuss von Pierre-Emerick Aubameyang (25.) brachte er kein Körperteil mehr an den Ball, sodass die Gäste führten. Sieben Minuten später machten es die Stuttgarter Dortmund tatsächlich gleich, nach 587 Minuten ohne Heimtor überwand Klein Roman Weidenfeller - aus elf Metern, ohne dass ein Gegenspieler gestört hätte. Anders als durch einen Elfmeter hätte der VfB wohl kein Ausgleichstor gemacht. Da Sahin ein klare Torchance von Georg Niedermeier zuvor verhinderte, hätte Schiedsrichter Deniz Aytekin Rot zeigen können, wenn nicht sogar müssen. Doch so spielten die Gäste mit zehn Feldspielern weiter und kamen noch vor der Pause zum nächsten Tor. Nachdem Shinji Kagawa elegant per Hacke verlängert hatte, traf Ilkay Gündogan zum 2:1 (39.) - mit der Pieke.

Nach dem Seitenwechsel waren die Dortmunder einem dritten Tor näher als Stuttgart dem Ausgleich. Willen und Einsatzfreude konnte man der Heimmannschaft nicht absprechen, Tugenden schießen aber keine Tore. Ulreich parierte noch gegen Kagawa (53.) und Sahin (77.). Die Dortmunder spielten ihre Kontermöglichkeiten fast schon zu lässig aus, mehrmals hatten sie die Chance zu weiteren Toren, doch lieber spielten sie noch einen Querpass als abzuschließen. So stand mehrmals ein Mitspieler im Abseits. In der 89. Minute trafen sie dann doch noch. Reus umkurvte Ulreich gekonnt und schob zum 3:1 ein.

Und der VfB? Spielte wie eine Mannschaft, die den Abstieg nicht verhindern kann, weil sie sich zu schwer tut, überhaupt Tore aus dem Spiel zu erzielen. Der Kopfballtreffer Niedermeiers in der Nachspielzeit zum 2:3 war nicht dazu geeignet, diese These zu widerlegen.

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