Borussia Dortmund:Sie lassen Treffer sprechen

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Talente im Doppelpack: Erling Haaland und Jadon Sancho. (Foto: AP)
  • Erling Haaland hat sieben Tore in seinen ersten drei Spielen erzielt, das ist Bundesliga-Rekord.
  • Jadon Sancho wiederum hat insgesamt schon 25 Bundesliga-Tore geschossen
  • Das ist in 56 Spielzeiten zuvor nie einem Spieler vor seinem 20. Geburtstag gelungen.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

"Die young", stand auf der Mütze von Torwart Roman Bürki, als er nach dem 5:0-Sieg gegen Union Berlin die Kabine verließ. Stirb jung - schon einigermaßen skurril, so ein Label zu tragen. Noch dazu in Zeiten, in denen sich bei Borussia Dortmund gerade zwei 19-Jährige gewissermaßen unsterblich machen.

Erling Haaland hat sieben Tore in seinen ersten drei Spielen erzielt, das ist Bundesliga-Rekord. Und Jadon Sancho hat insgesamt schon 25 Bundesliga-Tore geschossen - das ist in 56 Spielzeiten zuvor nie einem Spieler vor seinem 20. Geburtstag gelungen. Derjenige, der Sancho diesen Rekord noch streitig machen könnte, wäre vermutlich Haaland, witzelte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Sancho wird im März 20 Jahre alt, Haaland erst im Juli.

"Wir können nicht in jedem Spiel fünf Tore schießen", hatte Trainer Lucien Favre nach dem 5:3-Sieg im ersten Rückrundenspiel in Augsburg gewarnt. Er wollte damit das Bewusstsein stärken, dass man nicht so viele Gegentore bekommen dürfe. Gegen Köln haben die Dortmunder anschließend nur noch ein Gegentor zugelassen und gegen Union gar keines mehr. Fünf Tore geschossen haben sie trotzdem beide Male. "Wir bekommen jetzt aber stärkere Gegner und werden dann nicht mehr jedes Mal fünf Tore schießen", hat nun der Angreifer Julian Brandt behauptet. Tatsächlich rechnet eher niemand damit, dass die Dortmunder kommenden Samstag bei Bayer Leverkusen fünf Tore schießen. Dass ihnen das am Dienstag im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Werder Bremen gelingt, ist vielleicht gar nicht so abwegig.

Haaland lässt Treffer sprechen

Mit drei Siegen und 15 Treffern ist Dortmund Spitzenreiter der Rückrundentabelle. Drei dieser 15 Treffer hat Sancho erzielt, sieben Haaland. Nach dem Spiel stand der Norweger den Medien Rede und Antwort. Auffällig war dabei, dass er kurze Antworten gibt, sehr kurze. Er redet dann so, wie er im Spiel mit seinen Chancen umgeht: ein, zwei Ballkontakte nur, dann liegt der Ball meist schon im Tor. Wie es war, vor der riesigen Südtribüne zu treffen? "Absolut fantastisch." Warum es ihm so leicht fällt, Tore zu schießen? "Das kommt durch harte Arbeit und gute Mitspieler." Ob er mit Brandt ein neues Traumduo bildet? "Er ist fantastisch." Wie er den Rummel um seine Person wahrnimmt? "Ich versuche einfach nur, mein Leben zu genießen." Wie viel es ihm bedeutet, dass seine Eltern jedes Spiel im Stadion ansehen? "Ich hoffe, sie genießen es." Ob er Abende nach solchen Spielen irgendwie feiert? "Ich gehe früh ins Bett." Dann war die Fragerunde auch schon wieder zu Ende. "Er ist eher ein stiller Typ", erklärte zwei Meter weiter der Torwart Bürki einem norwegischen Journalisten.

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Nun hatten die Dortmunder, auch im Lichte ihrer Mentalitätsdebatten aus der Hinrunde, ja explizit sogenannte Charakterspieler verpflichten wollen. Und so einer ist Haaland durchaus: Er mag jung und eher still sein, aber er schießt Tore im Akkord. Man sagt dann: Er lässt Treffer sprechen. Der zweite Neue hingegen wird auch mal den Mund aufmachen müssen. Emre Can, 26, am Freitagabend erst verpflichtet von Juventus Turin, stand tags darauf noch nicht im Kader, weil er Dinge rund um seinen Umzug zu regeln hatte. Am Dienstagabend hingegen soll er dabei sein.

Nach den drei torreichen Spektakeln beginnen die Wochen der Wahrheit für Borussia Dortmund erst jetzt: am Dienstag Pokal in Bremen, am Samstag Bundesliga in Leverkusen - und zehn Tage später das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Thomas Tuchels Paris Saint-Germain. Im März folgen das Rückspiel in Paris, Derbys in Gladbach und gegen Schalke sowie Anfang April das Spitzenspiel gegen Bayern München.

Eher lethargische Phasen wie in der ersten Halbzeit in Augsburg und nun zwischen der 30. und 60. Minute gegen Union - doch, tatsächlich! - sollten sich die Dortmunder dann nicht mehr leisten. "Nach einer halben Stunde hatten wir so eine Art Spannungsabfall", sagte ein bisschen besorgt Sportchef Zorc, "da haben wir zu fahrig gespielt, und das kann gegen stärkere Gegner bestraft werden." Schon am Dienstag erwarte er von Bremen mehr Gegenwehr. Problem: Wenn man sich im Pokal einen Ausrutscher leiste, "dann kann man das nicht mehr gutmachen".

Zorc versucht, den Hype nicht weiter anzuheizen

Man spürt, wie stolz Zorc auf die Verpflichtung von Haaland ist, wie begeistert er dessen Tore anschaut und wie er trotzdem versucht, den Hype um den jungen Norweger nicht noch weiter anzuheizen. "Unfassbar", findet er die Rekorde seiner Jungstars Sancho und Haaland, aber über die Begeisterung für seine beiden 19-Jährigen hinaus beschäftigt er sich ja auch schon mit der Zukunft eines 15-Jährigen.

Für Youssoufa Moukoko, der schon in der A-Jugend des BVB spielt, weil er aussieht wie 20, interessieren sich längst die größten Klubs Europas. Sein Vertrag in Dortmund gilt bis Juni 2022. Wenn Borussia Dortmunds Antrag auf Herabsetzung der Altersgrenze für Bundesligaspieler von 17 auf 16 Jahre zur kommenden Saison akzeptiert wird, dann dürfte Moukoko ab dem 20. November in der Bundesliga-Mannschaft mitspielen. In der A-Jugend-Bundesliga hat er in bislang 15 Spielen 24 Tore geschossen. Wie viele Tore er in der großen Bundesliga schießen könnte, bevor er 20 Jahre alt wird, kann sich mit ein bisschen Fantasie jeder ausmalen.

© SZ vom 03.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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