2:1 gegen Augsburg:Dortmunder Minimalismus

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Raphael Guerreiro erzielte per Elfmeter das 1:0 - Marco Reus war erster Gratulant. (Foto: Leon Kuegeler/Reuters)

Der BVB erzielt ohne den verletzten Erling Haaland nur zwei Tore gegen den FC Augsburg - trotz hochkarätiger Chancen. Trainer Marco Rose will die anstehende Länderspielpause nutzen.

Von Ulrich Hartmann

Am Tag vor dem Spiel hatte Erling Haaland einen Zettel ins virtuelle Fenster seines Twitter-Accounts gehängt. Darauf stand: "Ich komme gleich wieder zurück." Das klang verwirrend. Haaland hätte "gleich" durch "bald" ersetzen sollen, dann hätte es gepasst. Auf die Nachfrage, ob er den Text mit dem Google-Übersetzer geschrieben hätte, antwortete er: Nein, er habe den Tweet ganz alleine verfasst. So oder so, der verletzte Norweger hat auch am Samstag gefehlt. Borussia Dortmund hat gegen den FC Augsburg trotzdem mit 2:1 (1:1) gewonnen, oder besser gesagt: Der BVB hat gegen Augsburg deshalb nur mit 2:1 gewonnen.

Die Dortmunder hatten genug Gelegenheiten, um 5:1 zu gewinnen. Aber sie haben alle Torchancen auf einen angemesseneren Erfolg verwirkt. Marco Reus und Thorgan Hazard etwa trafen nur das Torgebälk. Die auf 41 000 Zuschauer erhöhte Kulisse machte den Minimalismus zwar besser erträglich, zur Pause allerdings hatten die Spieler sogar ein paar Pfiffe geerntet.

"Wichtig war, das Spiel zu ziehen", sagte der Siegtorschütze Julian Brandt in juvenilem Slang. Vor dem Tor habe ein bisschen "die Sauberkeit" gefehlt sowie der Wille, "das Tor unbedingt machen zu wollen". Der Trainer Marco Rose nannte sich "in der Summe zufrieden", was darauf hindeutete, dass er auch die eine oder andere lehrreiche Situation aus dieser Partie in die Trainingsarbeit einfließen lassen möchte. Andererseits wolle man die anstehende Länderspielpause auch nutzen, um "durchzuschnaufen". Dem norwegischen Verband machte Rose keine allzu großen Hoffnungen, Haaland für die WM-Qualifikationsspiele einsetzen zu können. "Wenn's nicht geht, geht's nicht", sagte er, "es sieht nicht gut aus."

Mit Marius Wolf für den nicht ganz fitten Hazard rechts in der Doppelspitze sowie mit Brandt für den ebenso verletzten wie gelb-rot-gesperrten Mahmoud Dahoud links in der Mittelfeldraute hatte Rose seine schwarz-gelbe Elf ins Rennen geschickt. Aber wieder tat sie sich trotz übermächtigen Ballbesitzes ein bisschen schwer mit dem Erspielen von klaren Möglichkeiten.

Dass Raphael Guerreiro in der 10. Minute aus exakt elf Metern ohne gegnerische Störung flach zum 1:0 einschießen durfte, lag daran, dass seinem Kollegen Donyell Malen zuvor vom niederländischen Landsmann Jeffrey Gouweleeuw im Augsburger Trikot innerhalb des Strafraums auf die Ferse getreten worden war.

Im Anschluss schien den Augsburgern jegliche Hoffnung auf einen Erfolg abhanden zu kommen. Carlos Gruezo sah Gelb für ein taktisches Foul, Reece Oxford wurde für eine halbe Notbremse nahe der Mittellinie verwarnt und die Augsburger sahen wenig Land - als wie aus dem Nichts der Zugang Andi Zeqiri in der 35. Minuten den 1:1-Ausgleich erzielte. Arne Maier hatte zuvor aus 25 Metern versuchshalber abgezogen, der von Mats Hummels abgefälschte Ball traf die Latte, woraufhin der Abpraller bei Zeqiri landete, jenem Schweizer, der aus Brighton ausgeliehen ist und Augsburgs erstes Bundesliga-Auswärtstor seit vier Monaten erzielte.

Wegen muskulärer Probleme nur auf der Tribüne mit dabei: Erling Haaland. (Foto: Maik Hölter/Team 2/imago)

Dass der Außenseiter fortan mit mehr Selbstvertrauen spielte, nützte ihm insofern nichts, als Brandt in der 51. Minute das 2:1 für Dortmund erzielte. Mit rechts ließ er Mads Pedersen aussteigen, um mit links einzuschießen. Augsburgs Ausgleich bloß eine Minute später erhielt keine Anerkennung, weil der Schütze Zeqiri auf dem Weg zum Treffer seinem Gegenspieler Manuel Akanji einen Schlag verpasst hatte. Statt des Ausgleichstreffers gab es also Gelb.

Augsburg ist auch ohne Punkt zufrieden mit dem Auftritt

Weil Reus in der 57. Minute die Latte traf und der eingewechselte Hazard in der 66. Minute den Pfosten, blieben die Augsburger im Spiel. Vom Ausgleich waren sie dennoch weit entfernt, wenn man einmal davon absieht, dass ein Solo des eingewechselten Florian Niederlechner allein aufs Tor wegen Abseits abgepfiffen wurde.

"Wir wollten eine Reaktion zeigen nach der Niederlage in Freiburg", sagte Daniel Caligiuri und empfand zumindest dieses Ziel als halbwegs erfüllt: "Das war ein ordentliches Auswärtsspiel."

Sein Trainer Markus Weinzierl sah es genauso. "Das war ein gutes Auswärtsspiel, leider wurden wir für die Leistung nicht belohnt." Statt für Punkte sei das Spiel aber für etwas anderes gut: "Unsere Leistung macht mir Mut für die nächsten Spiele." In zwei Wochen daheim gegen Arminia Bielefeld steht die Mannschaft aber unter Druck. Dortmund spielt erneut zu Hause gegen Mainz 05. Dann ja vielleicht wieder mit Haaland.

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