BVB in der Champions League:Diesmal ist Atlético zu stark

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Nicht aufzuhalten: Antoine Griezmann (rechts) trifft gegen Dortmund zum 2:0. (Foto: REUTERS)
  • Borussia Dortmund verliert gegen Atlético Madrid verdient mit 2:0.
  • Saúl Niguez und Antoine Griezmann treffen für das Team von Diego Simeone.
  • Durch das 4:0 im Hinspiel gewinnt der BVB aber den direkten Vergleich, der bei Punktgleichheit entscheidet.

Von Ulrich Hartmann, Madrid/München

Lange haben sich die Höhenflieger von Borussia Dortmund in dieser Saison dagegen gewehrt, wieder auf den Boden zurückzukehren. Selbst beim Anflug auf Madrid war die Chartermaschine am Montag in 600 Metern Höhe noch einmal durchgestartet - allerdings aus dem guten Grund, dass die Landebahn überraschend besetzt war. Eine halbe Stunde später setzte sie dann sicher auf. Und auch die fußballerische Rückkehr auf den Boden der Tatsachen mit der ersten Niederlage im 16. Pflichtspiel dieser Saison ist am Dienstagabend einigermaßen glimpflich abgelaufen. Der BVB bleibt nach der 0:2 (0:1)-Niederlage bei Atlético Madrid nämlich Tabellenführer seiner Champions-League-Gruppe mit weiterhin besten Chancen aufs Achtelfinale.

"Sie haben kompakt verteidigt, da musst du schnell agieren. Das haben wir nicht gemacht. Es war zu wenig Bewegung drin. Wenn wir 70 Prozent Ballbesitz haben, musst du noch mehr bekommen, um Konter zu vermeiden. Aber so eine Niederlage kann passieren, es ist nur ein Spiel", analysierte BVB-Trainer Lucien Favre nach dem Spiel.

Trotzdem kehrt die Borussia aus Madrid voller Hoffnung für das Bundesliga-Topspiel am kommenden Samstagabend gegen Bayern München heim mit den Worten des Atlético-Trainers Diego Simeone in den Ohren: "Dortmund hat hervorragende Chancen, die Bundesliga zu gewinnen."

Schon für diese Expertise hat sich die Reise gelohnt ins 1500 Kilometer entfernte Madrid, wo man nach dem 4:0-Hinspielsieg zwei Wochen zuvor eine energisch auf Revanche gesinnte Atlético-Mannschaft antraf. "Die sind bestimmt immer noch wütend", hatte BVB-Sportdirektor Michael Zorc zuvor vermutet, und er behielt Recht. Sie schnaubten zwar kein Feuer, aber ihren heißen Atem ließen sie die Dortmunder sofort spüren.

Nach 16 Sekunden prüfte Saul Niguez den BVB-Torwart Roman Bürki, nach 70 Sekunden trat Juanfran dem BVB-Linksverteidiger Achraf Hakimi sehr unfein auf den Fuß, nach fünf Minuten sah Angel Correa Gelb, weil er Hakimi übel anging. Im Estadio Metropolitano blies den Borussen eine steife Brise ins Gesicht. Im Minutentakt prüften die Madrilenen die Nähte der Dortmunder Viererkette, als ginge es um einen Dauerbelastungstest fürs Qualitätssiegel. Dort hinten standen erstmals in dieser Saison Manuel Akanji und Ömer Toprak als Innenverteidiger nebeneinander, weil Abdou Diallo verletzt fehlte und Dan-Axel Zagadou auf der Bank geschont wurde.

"Save the children", stand auf den Trikots der Madrilenen, aber ihre Fürsorge reichte nicht mehr für den Dortmunder Hakimi, der oft gefoult wurde - ob's daran lag, dass der Gute dem Lokalrivalen Real gehört und nach Dortmund ausgeliehen ist? Hakimi nahm es gelassen und schaltete sich mutig ins Offensivspiel ein, das Atlético dem BVB zunächst gern gewährte, um bei eigenen Angriffen mehr Platz zu haben.

In der 33. Minute nutzten sie den Raum dann mit chirurgischer Präzision. Der aufgerückte Linksverteidiger Filipe Luis brachte den Ball scharf an den Elfmeterpunkt herein, wo Saul Niguez ihn brüsk gen Tor drosch und Akanji ihn nur noch ins eigene Netz abfälschen konnte. Die Uhr zeigte 21:34 Uhr, als Dortmund im vierten Spiel und nach 303 Minuten das erste Gegentor dieser Champions-League-Saison zuließ. In den verbleibenden zwölf Minuten der ersten Halbzeit spielten die jetzt berauschten Gastgeber mit dem Bundesliga-Tabellenführer derart Katz und Maus, dass der Pausenpfiff des Italieners Daniele Orsato wie ein Beruhigungsmittel wirkte. Für eine Grätsche von Lukasz Piszczek gegen Saul Niguez hätte es kurz zuvor noch gut und gerne Elfmeter geben können.

Nach dem Wiederanpfiff hatte sich der Sturm erst mal beruhigt. Hinter ihrem Kapitän Antoine Griezmann warteten die Gastgeber gelassen ab, weil von den BVB-Angreifern Paco Alcácer, Jadon Sancho und Christian Pulisic kaum Gefahr ausging. Sie wirkten einfallslos. Nach einer knappen Stunde kam Raphael Guerreiro für Pulisic. Der Portugiese hatte vor zwei Wochen zwei Tore gegen Atlético beigesteuert, und in der 65. Minute hatte er tatsächlich sofort die beste Chance zum Ausgleich, aber er setzte eine scharfe Hereingabe von Alcácer per Kopf knapp übers Tor.

Diese Chance befreite letzte Kräfte, die Dortmunder spürten plötzlich: Sie brauchen bloß ein einziges Tor, und späte Tore sind derzeit eine Dortmunder Spezialität. Doch die Madrilenen standen nun zu zehnt am eigenen Strafraum, und so passierte, was passieren musste: In der 80. Minute machte Griezmann nach einem Konter mit dem 2:0 alles klar.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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